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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Biene auf dem Blatt, auf dem »Ofen mit Backautomat« stand, und verschickte die Datei.
    Leslie schwieg und sagte dann: »Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Uhh.«
    Hemesh schaute in meine Richtung und erfasste intuitiv, verhasster Boss, der er ist, dass ich gerade keinerlei Mehrwert für die Firma Abercrombie&Fitch erwirtschaftete. Er brüllte mir irgendetwas zu, und ich sagte Leslie, dass ich nun Schluss machen müsse.
    Ich sagte: »Danke für Ihr Interesse an unserer Winterkollektion, und wir würden uns freuen, Sie auch in Zukunft als Kundin von Abercrombie&Fitch betreuen zu können.«
    Hemesh sah mich missgünstig an. »War das ein Privatgespräch?«
    »Nein. Das war eine schwierige Kundin aus New York City.«
    »Dein Bezirk ist der Mittelwesten. Wieso ist dieses Gespräch bei dir gelandet?«
    »Da müssen Sie die IT-Abteilung fragen. Ich sitze bloß hier, gehe ans Telefon und verkaufe unser Angebot an hochwertigen Produkten.«
    »Ich behalt dich im Auge, Harj. Ist mir egal, wie viel Slang du den anderen beibringst. Es braucht nur ein Mitarbeiter durchzuhängen, dann macht es pfffh und meine Bonusflasche Johnny Walker Red ist futsch.«
    »Jawohl, Sir.«
    Und so machte ich mich wieder an die Arbeit, nachdem ich den Schatz, den meine Biene darstellte, in der schmalen Schublade meines Schreibtischs verstaut hatte. Im Nachhinein sehe ich ein, dass das nicht allzu intelligent von mir war, andererseits muss man Hemeshs Zorn bedenken, der unentwegt seine wöchentliche Flasche Johnny Walker Red im Blick hatte.
    Etwa eine Stunde später bemerkte ich dann, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich fragte Indira am Platz neben mir, ob sie ebenfalls den Eindruck habe, dass etwas Seltsames vor sich ginge - sie stimmte mir zu, und dann fand sie auch heraus, was: Am Flughafen Bandaranaike, unserem direkten Nachbarn, waren alle Starts und Landungen eingestellt. Dann funktionierten unsere Handys nicht mehr, und der Internetzugang zeigte nur noch eine Fehlermeldung.
    Hemesh war besonders erzürnt, denn er sah die Götter der Niedertracht schon mit einer Flasche Whisky, die eigentlich ihm zustand, die Nacht durchfeiern. Er befahl uns brüllend, auf unseren Plätzen zu bleiben, bis wir wüssten, was los sei, und rannte nach draußen.
     
    Ich neige zu Insubordination, daher stand ich auf und ging zu den Guavenkisten, um einen Happen zu essen. Ich schaute zum Nebeneingang raus und sah etwa fünfzig Männer in ABC-Schutzanzügen und vielleicht ein Dutzend Polizisten mit Gasmasken, die das Gebäude umstellten. Drei der Polizisten stritten mit Hemesh, der sich wahrscheinlich ausgerechnet diesen Moment ausgesucht hatte, um etwas überaus Unangebrachtes zu tun, zum Beispiel eine Packung Zigaretten aus der elastischen Straßenkartentasche an der Innenseite der Tür seines hellbraunen Mitsubishi Delica L300, Baujahr 1984, zu fischen. Worum auch immer es bei Hemeshs Disput ging, er zog definitiv den Kürzeren. Als er aus dem sich immer enger um unser Gebäude zusammenziehenden Ring von Militärs heraustrat, schössen sie ihn nieder, und er fiel auf den korallenroten Boden wie ein Kartoffelsack, tot, noch bevor er aufschlug.
    In diesem Moment zählte ich alle Zwei-und-Zweis der vergangenen halben Stunde zusammen und stürzte sofort zurück zu meinem Schreibtisch mit der Schublade, in der sich meine Biene befand. Ich setzte mich, zog die Schublade auf, um mir die Biene kurz anzusehen, dann knallte ich sie gerade rechtzeitig wieder zu, um beim Aufblicken Massen von Gewehren auf mich gerichtet zu sehen. Ich hob die Hände und wies mit dem Kopf in Richtung der Biene; ein Gast in Weiß kassierte sie schnell ein. Dann wurde ich aus dem Gebäude auf den Parkplatz geführt, wo gerade ein russischer Mi -24- oder Hind-Hubschrauber landete.
    Und dann passierte Folgendes: Drei Arbeiter in Schutzanzügen ergriffen die Ränder eines durchscheinenden, kondomförmigen Bodybags. Sie gaben den Polizisten ein Zeichen, die mir die Mündungen ihrer Gewehrläufe in die Nieren stießen, und ich trat in den Sack. Anschließend wurde er oben verschlossen, und sie verluden mich wie ein schlecht zugeklebtes Paket in den Hubschrauber.
    Dann hoben wir knatternd von dem deprimierenden, grasüberwucherten Parkplatz des Callcenters ab. Aus der Spitze meines halbtransparenten Kondoms schaute ich mir die Welt draußen an. Ich betrachtete das Kunterbunt der Straßen der Stadt, durchwirkt mit leuchtenden Farben und noch nicht von Google kartographiert als ob

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