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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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wurden wir nach Palmerston North umgeleitet. Hallelujah! Das bedeutete bloß zwölf Taximinuten bis nach Hause, und ich musste auch nicht in Auckland auf einen Shuttleflug warten. Die Landung verlief zügig, und Zoll- und Einreiseformalitäten gab's für mich nicht. Um in der wöchentlichen Maschine aus L.A. zu sitzen, musste man schon wer sein; Nobodys machen heutzutage keine Zwölf-Stunden-Flüge.
    Ich teilte mir eins der zehn Taxis der Stadt mit einem schwulen Zahnmediziner namens Finbar, der einen Blick auf meine Perücke warf und fragte: »Was zum Teufel ist denn auf deinem Kopf verendet? Nimm das sofort ab, oder ich fahr alleine, und du musst trampen.«
    Also machte ich es so, und meine Kopfhaut fühlte sich an wie eine Lunge, die nach einem halben Tag endlich mal wieder atmen durfte.
    »Viel besser«, sagte Finbar.
    Wie sich herausstellte, wohnte er ganz in meiner Nähe, und er hatte schnell eins und eins zusammengezählt. »Du bist Sam, das B-Girl! Mensch, da wird die Gang aber baff sein, wenn sie hören, dass ich mir ein Taxi mit dir geteilt hab.« Finbar bestand darauf, dass wir zuerst zu mir fuhren. Er erzählte, dass ein Großteil des Viertels wochenlang unter einer riesigen weißen Haube gelegen hatte und erst kürzlich für die Bewohner wieder freigegeben worden war.
    »Deine Nachbarn werden nicht gerade begeistert sein, ausgerechnet dich wiederzusehen.«
    »Aber ich bin doch nicht mal hier gestochen worden. Es ist draußen am Arsch der Welt passiert.«
    »Der Arsch der Welt war das mal. B -52 ist seit damals zu einer Riesentouristenattraktion geworden. Das ist da draußen wie am Klondike.«
    »B -52?«
    »Wo die Weber Fork Road auf die Route 52 stößt. Die Ecke ist zum größten Wallfahrtsort des Landes geworden. Wo hast du denn gelebt?«
    »Eingesperrt in einer Seuchenschutzeinrichtung dreißig Meter unter der Erdoberfläche am Rande von Atlanta.“
    »Hotlanta!«
    »Warum rufen die Leute immer Hotlanta, wenn man Atlanta sagt?«
    »Die Stadt ist heiß, deswegen.«
    Wir näherten uns meiner Wohnung. Finbar fragte: »Herrscht dort immer noch Dürre?«
    »Im siebten Jahr. Das dritte ohne auch nur einen Tropfen Regen.“
    »Arme Schweine.«
    »Haben sie das Bienenvolk gefunden?“
    »Nein.«
     
    Finbar hatte recht - meine Nachbarn waren für zwei Wochen aus ihren Häusern verbannt gewesen, und nachdem man ihnen erlaubt hatte, wieder einzuziehen, wurden sie von Trotteln belagert, die meine Wohnung beglotzten und sich fragten, ob sie wohl irgendeine kosmische, bienenanziehende Chemikalie absonderte. Blödsinn natürlich, vor allem, da meine Wohnung gar nicht mehr existierte.
    Es war nur noch ein von Gaffern umringter Betonsockel da. Ich ließ mich vom Fahrer vor der Einfahrt zum Haus meiner Eltern absetzen und verabschiedete mich von Finbar.
     
    Ich hatte kein Gepäck dabei, und mir wurde plötzlich klar, wie seltsam es war, nach einer so langen Reise ohne eine Tasche dazustehen - als wäre ich gerade von südamerikanischen Kidnappern aus dem Kofferraum eines Mercedes gezerrt worden.
    Und ich war wie eine ordinäre Nutte angezogen.
    Der Haustürschlüssel meiner Eltern war nicht dort, wo er normalerweise lag, in der mittleren Astgabel des Totarastrauchs, daher klingelte ich, hörte nichts, klingelte erneut und hörte dann meinen Vater irgendwas Unhöfliches schnauzen. Ich klappte den Briefschlitz hoch und rief nach ihm. Kurz darauf flog die Tür auf, und Dad strahlte mich an. »Sammy! Du bist wieder da!«
    Ein Wiedersehen ist immer nett, also fügt hier die übliche Rückkehr-des-verlorenen-Kindes-Szene ein. Die Stimmung änderte sich erst, als ich fragte, warum das Klingeln meinen Vater so auf die Palme gebracht hatte.
    »Ach, wir hatten hier ein ziemliches Theater, Sammy«, erklärte er. »Und die ganzen Wissenschaftler, die das Haus und den Garten durchsucht haben, als hätten wir hier Leichen versteckt. Diese Biene hat einen Riesenwirbel ausgelöst. Sie haben deine komplette Wohnung auseinandergenommen. Ich glaube, die haben all deine Sachen in einem Lagerhaus in Cioverlea eingelagert.«
    Meine Mutter pflichtete ihm bei: »Aber es ist ein reizendes Lagerhaus, sehr gediegen.«
    »Na, da hab ich ja Glück!«
     
    Dank Finbar wusste bald das ganze Land, dass ich wieder da war.
    Diese erste Stunde zu Hause bei meinen Eltern war die einzige, die ich mit ihnen hatte. Die Medien und die Gaffer kreuzten auf, Blitzlichter begannen zu flackern, und es wurde schnell deutlich, dass ich nicht bei meinen Eltern

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