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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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können.«
    »Dann gib mir etwas, das die Zeit schneller rumgehen lässt. Dieses neue Zeug, Solon. Meine Mutter nimmt das.«
    Eine Pause folgte. »Solon? Nein, tut mir leid, Sam, ich kann dir kein Solon geben.«
    »Warum kann ich dich denn nicht wenigstens sehen? Ich hab seit einer Woche keine Menschenseele mehr zu Gesicht bekommen.
    Warum nicht?« (Ich weiß nicht, ob einer der anderen das erwähnt hat, aber das Personal benutzte nie die Flure vor den Zimmern.
    Das gab dem Ganzen zusätzlich einen theatralisch-apokalyptischen Touch, so als wären alle außer mir von irgendeiner Stephen-King-Seuche dahingerafft worden.)
    »Samantha, glaub mir einfach, dass das, was wir tun, eine fundierte wissenschaftliche Basis hat und die Zeit deines Aufenthalts hier begrenzt ist.«
    »Toll. Im Gegensatz zu unbegrenzt? Lisa erzählt mir wenigstens, dass es meiner Familie gut geht und so was.«
    »Kein Grund, schnippisch zu werden, Samantha. Bleib einfach bei der Stange, okay?«
    »Du bist ja wirklich superhilfreich.«
    »Auf Wiederhören, Samantha.«
    Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich im Kopf Erdsandwich spielte. Der Atlanta genau entgegengesetzte Punkt läge fast tausendsechshundert Kilometer westlich von Perth im Indischen Ozean. Es war kein schöner Monat. Aber er ging vorüber. Ich machte Gymnastik, Yoga, Krafttraining (mit kleinen Gewichten) und wurde jedes Mal mit Narkosespray besprüht, wenn sie meinen Körper für was für einen unheimlichen Scheiß auch immer brauchten.
    Ich verlor auch noch die letzten zweieinhalb überflüssigen Kilos und hatte zumindest das auf der Habenseite.
    Ich dachte an meine glaubensfernen Eltern, die durch die südostasiatische Inselwelt zogen, Schokobrioches aßen und die Abwesenheit Gottes diskutierten, als wäre er ein verschwundener Wanderer, der tot am Fuße einer Klippe aufgefunden worden war.
    Und ich machte noch mehr Sit-ups.
    Und ich machte noch mehr Crunches.
    Und ich machte noch mehr ... et cetera, den Rest könnt ihr euch denken.
     
    Sie setzten mich rechtzeitig in Los Angeles ab, so dass ich den einmal die Woche verkehrenden Linienflug L. A.-Auckland erwischen konnte. Da das Sicherheitsbudget für mich gleich null war, suchten US-Regierung und neuseeländische Regierung in einer gemeinsamen Kraftanstrengung mir einfach eine Perücke und ein nuttiges Outfit raus, um meine Identität für den Flug zu verschleiern. Der Officer, der mich entließ, bezeichnete die Verkleidung als »Lifestyle-unverträglich«, bat mich um ein Autogramm und ließ mich dann vor dem LAX-Dekontaminierungsshuttle aussteigen.
    Nach Wochen der Langeweile fühlte ich mich, als hätte ich meine Schuluniform ruiniert und würde deswegen schwänzen.
    Das Schöne daran, sich nuttig anzuziehen, ist, dass man auch entsprechend behandelt wird. Zum Teufel mit dem Feminismus; im LAX kam ein Mann und gab mir unaufgefordert eine Nackenmassage.
    Und meine kurze Erfahrung aus der Bar am Terminal 6 lehrte mich, dass eine Frau nie ihre Drinks bezahlen muss, wenn sie ihre Karten richtig ausspielt. Herrje, was rede ich da - aber ich war es so verdammt leid, immer die Brave zu sein! Meine beiden Brüder haben sich in ihrem Leben die übelsten Sachen erlauben dürfen, aber wenn ich auch nur mit etwas so Geringfügigem wie einem nach Zigarettenqualm riechenden Pullover erwischt wurde, wurde ich zur Schnecke gemacht und musste mir mindestens eine Woche lang die sorgenvollen, missbilligenden Seufzer meiner Eltern anhören.
    Ich bekam einen A-Sitz und hatte so für den ganzen Flug Blick auf den Pazifik. Irgendwann forderte der Flugkapitän alle auf, ihre Rollos herunterzuziehen, damit die Passagiere ihre Videobildschirme erkennen konnten. »Denn draußen gibt es ohnehin nichts zu sehen.« Ich schaute hinaus und sah den endlosen Ozean, ein paar zerfaserte Wolken und eine Sonne, die zu grell war, um hineinblicken zu können - wie ein Schnappschuss vom Leben nach dem Tod, einem sehr langweiligen Leben nach dem Tod.
     
    Vergesst nicht, ich hatte einen Monat Zeit gehabt, über den Anruf meiner Mutter nachzudenken, und war noch nicht zu einem abschließenden Urteil gelangt. Es fiel mir schwer, nicht damit aufzuhören, wieder und wieder über meine eigenen Glaubensvorstellungen nachzudenken.
    Als wir die Nordostküste der Nordinsel überflogen, sah man überall Buschfeuer. Der Rauch war schwefelgelb und so dick und teerig, dass es schien, als könne er selbst in Brand geraten. Außerdem machte er eine Landung gefährlich, daher

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