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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Konzerte ging, als ich klein war, und mich dorthin mitnahm, weil die Babysitterin nicht kam.
    Es war das einzige Mal, dass sie in aller Öffentlichkeit ein affenartiges Verhalten an den Tag legte, sie und weitere dreißigtausend Hausfrauen, alle angezogen wie Putzhilfen, die auf die Buslinie 18 nach Porte de la Chapelle warteten. Ich meine ... es war mir zwar irgendwie peinlich, aber zu sehen, wie meine Mutter Gefühle zeigte - das war doch etwas Außergewöhnliches.
    Die Tatsache, dass es Johnny Hallyday immer noch gibt, erscheint mir unwirklich - so als wäre er versehentlich aus einem parallelen Zeitstrom in unsere Welt geplumpst. Und obwohl ich eigentlich ganz gut singen kann, hat mich immer, wenn ich in dem neutralen Zimmer einen Hallyday-Klassiker schmettern wollte, Johnnys eigene Stimme zum Schweigen gebracht: zu viel wiedererkennbares Markengut.
    Na schön.
    Wie die anderen ertrug ich das tägliche Ritual, erst verquere Fragen gestellt zu bekommen und mir anschließend Blut abnehmen zu lassen.
     
    Du willst Selbstmord begehen, indem du von der Golden Gate Bridge springst, tust du das mit Blick auf den Pazifik oder auf die Stadt San Francisco?
    Kannst du dir eine Situation vorstellen, in der du Schmerz als angenehm empfinden würdest?
    Regen unsichere Autofahrer dich auf?
    Empfindest du gegenüber religiösen Menschen Zuneigung oder Ablehnung?
    Unterhältst du dich lieber mit attraktiven Unbekannten als mit unattraktiven?
    Wenn du ein wundervolles Objekt zerstören müsstest, welches würdest du wählen?
    Ist Waghalsigkeit sexy?
    Es gab Tausende dieser Fragen, und sie konnten schnell ermüdend und verwirrend werden ...
     
    Machen klingelnde Telefone dir Angst?
    Begehst du in Gedanken Ladendiebstähle?
    Wenn du das Tourette-Syndrom hättest, welche schlimmen Wörter würdest du gerne in der Öffentlichkeit hinausschreien?
     
    An manchen Tagen kam ich wütend aus diesen Befragungen heraus, an anderen Tagen hatte ich danach das Gefühl, gerade einen richtig guten Film gesehen zu haben.
    Augenblick mal ...
    Im vorangegangenen Absatz sprach ich von »Tagen«, aber wir hatten keinerlei Anhaltspunkte, ob es Tag oder Nacht war. Es gab nichts, woran wir die Zeit hätten ablesen können. Später erfuhr ich, dass ich in einem fünfundzwanzigstündigen Zyklus lebte, statt in einem vierundzwanzigstündigen. (Das ist weiter verbreitet, als ihr denkt.) Zack hatte überhaupt keinen Zyklus, und Diana lebte im perfektesten Vierundzwanzig-Stunden-Rhythmus, den das Forschungsteam je erlebt hatte.
     
    Diese Kretins von Wissenschaftlern, die mir einen Monat Lebenszeit gestohlen haben, hatten wenigsten den Anstand, mich am Ende der Quarantäne aufzuklären. Zack und den anderen gegenüber war man nicht so höflich. Deren Regierungen haben sie mehr oder weniger in Orangenkisten nach Hause verschifft, mit 'ner Tüte Kartoffelchips, 'ner Packung O-Saft und null Information. Und so traf ich dann meine Proteinspezialisten Serge und Celine wieder, die nach Schweden eingeflogen wurden, um mich zu debriefen.
    Wir wollten uns in der Kantine treffen. Ich war früh da und plünderte das warme Büffet wie ein Wikinger, begeistert, endlich wieder echtes Essen zu sehen, selbst wenn es nur Kantinenfraß war.
    Ich war gerade bei meiner dritten Portion Lasagne, als sie eintrafen.
    »Ah, sieh an - da ist ja wieder unser junger Sean Penn«, meinte Serge.
    »Serge, bitte fang nicht wieder damit an«, bat ich.
    Celine erkundigte sich, wie der Monat verlaufen sei. Ich sagte ihr, einerseits langweilig und dann auch wieder nicht. »Es war, als säße man in einem Zahnarztstuhl. Man macht selbst nichts, aber gleichzeitig ist man doch beschäftigt. Ich wünschte, ich hätte eine Kiste Solon gehabt.«
    Die beiden wechselten einen Blick und gingen sich dann Kaffee holen. Sie erinnerten mich an Leute, die zum Essen eingeladen sind und sich bis zu dem Moment, in dem sie an deine Tür klopfen, fürchterlich gezankt haben.
    Celine setzte sich mit einer dampfenden Tasse und sagte: »Du hast bestimmt viele Fragen, Julien. Frag ruhig, und wenn wir können, werden wir sie dir beantworten.«
    Das klang vernünftig. Ich sprach, während ich weiteraß. »Warum war mein Zimmer so öde? Warum durfte ich keine Bücher, kein Fernsehen oder Filme bekommen? Ach, übrigens, das Bücherregal, das sie dort hatten, war kein No-Name-Produkt - das war von IKEA, ein Regal aus ihrer Billy-Reihe, und nicht nur das, in Gedanken habe ich es zerlegt und mit einem unsichtbaren

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