Generation A
ich bin ein Kind der Science-Fiction.
Mein Handy klingelte. Es war mein designierter Begleiter, der nun an einer Kreuzung auf der Portage Street in eine frisch entstandene Schneewehe geraten war und noch eine Stunde länger brauchen würde. Elende Fotze.
Ich ging rüber zum Abfalleimer, sah den Wirtschaftsteil der Winnipeg Free Press und riss ihn an mich. Ich hatte mich wieder hingesetzt und gerade begonnen, etwas über neue Entwicklungen bei Solarzellen zu lesen, als eine seltsame Empfindung mich aufsehen ließ. Alle im Restaurant starrten mich an. Noch nie im Leben hatte ich mich so unterm Mikroskop gefühlt. Ich brach das Schweigen:
»Was glotzt ihr Fick-fack-Fotzen so?« Unangenehm 1 . »Ich warte nur, dass ich abgeholt werde. Entspannt euch, ja, ich bin's.«
Danach kamen ein paar Leute mit der peinlichen Bitte um ein Autogramm, und bei mir fiel der Groschen - das würde jetzt für den Rest meines Lebens so gehen.
Glücklicherweise sah ein Mann namens Rick, was vorging, und fragte, ob er mich irgendwohin mitnehmen könne. Ich akzeptierte dankbar die Mitfahrgelegenheit zum Flughafen, scheiß auf den blöden Denny. Ich hatte meine Visa-Karte und Geld auf dem Konto. Wenn die Flughafengötter mir wohlgesinnt waren, konnte ich schon zur Essenszeit zu Hause sein.
Nun, ich muss sagen, das Gute daran, an frostigen Orten wie Manitoba oder Northern Ontario zu leben, ist, dass die Flughäfen dort mit Schneestürmen umgehen wie mit einem lauen Sommerwind. Rick kaufte mir ein Kopftuch und eine Lesebrille mit Horngestell. Die Leute jammern immer, wie schwierig es ist zu fliegen, aber das ist es nicht in diesem Teil der Welt: Neu entdeckte Uran- und Nickelvorkommen halten den Ölhahn weiter offen. Ich checkte elektronisch ein und landete nach nur einer Zwischenlandung in Sudbury in North Bay. Ich rief mir ein Taxi und fuhr nach Hause, um, dort angekommen, festzustellen, dass das Zuhause nur noch aus einem Haufen Bretter und Bohlen und aufgestapelter Sperrholzplatten bestand, der einzige in der Vertikale verbliebene Teil des Hauses war der Kamin.
Der Taxifahrer drängte mich, entweder auszusteigen oder woanders hinzufahren. Ich sagte ihm, er könne mich am Arsch lecken, und als ich ausstieg, um mir näher anzuschauen, was einmal mein Haus gewesen war, fuhr er weg. Da stand ich nun, die Sonne im Begriff unterzugehen, das Wetter frostig, und hatte keine Ahnung, wohin ich sollte. Ich hörte Kayla aus dem Haus auf der anderen Straßenseite bellen. Dabei hatte ich so gehofft, dass der Tierschutzverein sie diesem miesen Schwein Mitch weggenommen hätte.
In diesem Moment tat ich mir selbst leid. Meine Eltern lebten in Nova Scotia, und ich hatte keine große Lust, mich ausgerechnet dorthin zu wenden. Scheiße, ich hatte sie nicht ein einziges Mal angerufen. Tja, das sagt wohl alles darüber, wie viel mir an Familie liegt.
Dann fiel mir ein, dass ich eigentlich in der Zahnklinik übernachten und mir dann in Ruhe überlegen könnte, wie es weitergehen sollte. Vor der Praxis tippte ich mein Passwort ins elektronische Türschloss - es war immer noch gültig - und nahm den beruhigenden antiseptischen Minzgeruch der Räume wahr. Ich rief meine Eltern in Nova Scotia an, aber ihre Nummer war nicht mehr gültig.
Auch gut.
Ich fragte mich, wo ich schlafen sollte. Sicher nicht auf dem Sofa im Wartezimmer, auf dem sich die Arschmoleküle der ganzen Leute sammelten. Ich setzte mich an Pattys Empfangspult und bestellte mir eine Pizza. Unter ein paar Akten sah ich einen Stapel leuchtend gelber Solon-Packungen. Was machte Patty mit Solon? Ich dachte, nur Leute, die im Knast vergammeln, oder Fabriksklaven nahmen Solon. Ich las mir durch, was auf der Schachtel stand:
PRODUKTINFORMATION SOLON CR ®
(Dihydrat-Spliceosom-Protein snRNP-171) Retardtabletten
Chronosuppressives Medikament
Was ist SOLON?
SOLON ist ein Protein mit chronosuppressiven Eigenschaften. Es ist ein synthetisches Spliceosommolekül, eine Verbindung aus spezialisierter RNA und Proteinuntereinheiten, die Introns aus einem transkribierten Prä-mRNA- (hnRNA-) Segment entfernt.
Die Wechselwirkung von SOLON mit den Rezeptoren im Gehirn kopiert jene von Stoffen der Diaminoketonklasse.
SOLON-Pulver ist blassgelb, kristallin und löslich in Wasser und Ölen.
Es ist unempfindlich gegenüber Wärme, Kälte oder UV-Licht.
Wie wirkt SOLON CR?
SOLON CR dient der kurzfristigen Behandlung von Zuständen psychischen Unwohlseins, die sich in obsessiver Beschäftigung mit
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