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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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tatsächlich. Sie wurde 1959 gegründet, erstreckt sich über eine Fläche von fast dreitausend Hektar und beherbergt 160 R&D -Institute.«
    Stellt euch vor, die Stimme Gottes schallt aus einem qualitativ so hochwertigen Lautsprecher, wie er sich auch im Mercedes-Showroom von Trincomalee befinden könnte - eine volltönende Stimme, nachsichtig und unfehlbar. Ich sagte: »RTP ist sicherlich die Heimat einiger der größten R&D-Institute der Welt«, und Morgan Freeman dröhnte stolz: »Jawohl - darunter die von IBM, Glaxo-Smith-Kline, Google, Ericsson, Monsanto, Sumitomo, Krater und Wyeth.«
    »Entschuldigen Sie meine Neugier«, sagte ich, »aber wieso gibt es ein North und ein South Carolina?“
    »Wie meinen Sie das?«
    »Unterscheiden sich North und South Carolina so gravierend, dass es die zwei unterschiedlichen Bezeichnungen rechtfertigt? Es scheint, als ließe sich Kalifornien ohne weiteres in zwei oder mehr Staaten aufteilen. Aber Carolina? Was ist hier passiert? Gab es einen Bürgerkrieg?«
    Morgan Freeman sagte: »Carolina war ein Lehen, das König Charles der Erste einem Mann namens Robert Heath, einem seiner Günstlinge bei Hofe, übertragen hat. Es heißt, König Charles mochte Carolina so sehr, dass er es 1721 zurückkaufte und dann, zwei Jahre später, in zwei Kolonien aufteilte: in North Carolina und in South Carolina.«
    Ich meinte: »Und allein aus diesem Grund gibt es zwei unterschiedliche Staaten? Ich finde, Texas sollte man in mehrere Staaten zerschneiden. Es ist viel zu groß.«
    »Mag sein.«
    »Und warum gibt es zwei Dakotas? Warum hat man das Grenzenziehen und Staatenschaffen in eurem Land so kleingeistigen Kartographen überlassen? Hättet ihr North Carolina nicht wenigstens einen etwas dramatischeren Namen geben können, vielleicht Avalon oder ... Heathcliff ? Und was ist mit South Dakota? Was ist dessen wahre kulturelle Identität?«
    »Warum interessiert Sie das?«
    »Ich bin nur ein armer Mann aus einem armen Land, ohne Familie oder Freunde, aber Amerika ist die Heimat meines Arbeitgebers, der Abercrombie&Fitch Corporation aus New Albany, Ohio.“
    »Es ist Zeit für ein Nickerchen, Harj.«
    »Hier in Ihrem Land heiße ich Apu ...« Zu spät. Ich wurde mit einem Narkosegas eingesprüht und verlor wieder das Bewusstsein, immer noch verärgert darüber, dass Morgan Freeman mich nicht mit meinem neuen Namen ansprechen wollte. Ich hatte immer das unbestimmte Gefühl, dass draußen vor meinem Raum eine Gruppe Menschen steht und mich auslacht. Das erinnerte mich an meine Kindheit, als sich mal ein Zitteraal an meine linke Wade heftete, während ich in der Arugam Bay schwamm. Mein Vater und mein Bruder rissen gemeinsam den Aal von meiner Haut, wobei ich vor Schmerz auf jaulte. Meine Familie lachte recht herzlich, und ein örtlicher Polizist erheiterte uns alle damit, dass er das Tier zu Tode taserte.
    Meine Familie. Ich habe noch nichts von ihr erzählt. Anders als meine Landsleute in Sri Lanka glaube ich nicht an Geister, und ich glaube auch nicht, dass die Toten unter uns weilen. Ich glaube, sie sind einfach weg. Sollten sie noch irgendwo weiterexistieren, dann sitzen sie mit Wimpeln und Megafonen in der Hand auf Tribünenplätzen und rufen: »Um Himmels willen, vergiss uns! Mach voran!
    Wir sind alle tot, aber du lebst noch!«
    Die Leichen meiner Angehörigen wurden nie gefunden, aber ich stelle mir gerne vor, sie wären unter Kokospalmen oder Banyanbäumen zu liegen gekommen, die sie als nährstoffreiche Nahrung für die Bildung kräftiger Wurzeln nutzten. Aber vielleicht sind sie auch bloß zu Fischfutter oder Schlamm geworden. Ich merke, dass es mir nichts ausmacht, wenn ich mir so etwas vorstelle. Ich fragte Morgan Freeman nach den amerikanischen Bestattungsbräuchen.
    Viel erzählte er mir nicht. Ich stellte ihm auch immer Fragen über die Hunderte von Fragen, die er mir stellte.
     
    Warum versuchen Sie immer, mich wütend zu machen, Morgan?
    Ich versuche nicht, Sie wütend zu machen. Wut ist lediglich Ihre Reaktion auf einige meiner Fragen.
    Warum nehmen Sie im Anschluss an unsere täglichen Fragestunden immer Blutproben?
    Ich will sichergehen, dass Sie in guter Verfassung sind.
    Was hat das damit zu tun, dass ich von einer Biene gestochen wurde?
    Vielleicht gar nichts. Das ist es ja, was wir herausfinden wollen.
    Ich hab doch nicht irgendeine Krankheit, oder?
    Nein.
    Machen die anderen Personen, die gestochen wurden, gerade das Gleiche durch?
    Ja.
    Wie viele von uns gibt es

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