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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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amerikanischer Lässigkeit an den Empfangstisch und fragten, was mein Anliegen sei.
    Ich sagte: »Ich arbeite nun schon seit vielen Jahren in einem Call-Center der Firma in Sri Lanka, und es war immer mein Traum, einmal den Firmensitz unseres hochgeschätzten Unternehmens zu besuchen.«
    Der erste Craig fragte: »Echt? Ich mein, ist ganz nett hier, Alter, aber nicht direkt ein Urlaubsparadies.«
    Der zweite Craig fragte mich, wie es sei, in einem Call-Center zu arbeiten.
    »In Sri Lanka«, erklärte ich, »habe ich mit Freude eine rein kundenorientierte Dienstleistung erbracht, an deren Verbesserung mir stets gelegen war, während ich mich zugleich bemühte, weitere Erkenntnisse über die Kaufmuster unserer Kundschaft und deren Präferenzen bezüglich der diversen Kaufportale von Abercrombie&Fitch zu gewinnen. Ich denke, das oberste Ziel ist immer die Intensivierung der Markentreue und Kundenbindung.«
    Meine drei neuen Freunde blieben stumm. Dylans Handy klingelte. Er ging ran und sagte: »Du musst unbedingt mal herkommen, Andrea.«
    Andrea, ein Craig-Weibchen, erschien in Sekundenschnelle.
    »Andrea, das hier ist Apu.“
    »Ist nicht wahr!“
    »Ist doch wahr«, erwiderte ich.
    »Wow.«
    Craig eins sagte: »Er arbeitet seit Jahren in einem Call-Center in Sri Lanka.«
    Andrea betrachtete mich eingehend, so als überlegte sie, welche Hemdengröße ich trage.
    Ich sagte: »Ich verstehe nicht, was daran so ungewöhnlich ist.
    Wir haben ein großartiges Center mit hocheffizienten Softwarelösungen, die alle Aspekte des Warenverkehrstransaktionszyklus als da wären Bestellungsmanagement, Lieferung, Rückführungslogistik und Supply Chain Collaboration - reibungslos integrieren.«
    Andrea sagte: »Apu, du kommst mit mir und Dylan. Du, mein Freund, bekommst jetzt einen völlig neuen Look verpasst.«
    »Einen völlig neuen Look?« Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir vorgestellt, einmal einen völlig neuen Look verpasst zu bekommen.
    »He«, sagte Andrea plötzlich. »Du bist einer von denen, die von einer Biene gestochen worden sind.«
    »Ja, das bin ich wohl.« Es war das erste Mal, dass mich jemand erkannte, der nicht zum Militär gehörte.

ZACK
    Schon mal mit Groupies geschlafen? Die sind ssssuuuperr, und wenn du es richtig anpackst, waschen sie dir auch noch die Wäsche und backen dir Omelettes. Und das Beste ist, dass du gleichzeitig hilfst, ihr Selbstwertgefühl zu steigern, wenn du sie das machen lässt. Ja, im Grunde gibst du mehr, als du nimmst. Es ist eine Win-win-Situation, und all das lernte ich während der ersten paar goldenen Wochen, die ich wieder auf meiner Farm war. Zack war glücklich und zufrieden.
    Onkel Jays Drohung, mir den Geldhahn zuzudrehen, führte zu nichts. Wenn man heiß ist, zahlen einem die Leute ein Schweinegeld für Fernseh- oder Webcastauftritte - das hatte er nicht bedacht. Außerdem hatte eins meiner Groupies, Rachel, eine kapitalistische Ader und richtete eine monsterkommerzielle Seite für den Verkauf von Zack-Merchandise ein. Genauer gesagt zapfte sie mir Blut ab, mischte es mit Wodka (aus irgendeinem Grund klappte es mit ein bisschen Alkohol besser) und tauchte dann schnell eine Karteikarte zur Hälfte in die Flüssigkeit. Sobald die Karte getrocknet war, setzte ich mein Autogramm drauf. Zwei Riesen das Stück; leichter hatte ich noch nie Geld verdient.
    Abgesehen von meinem Harem zählten zu den Highlights jener ersten goldenen Wochen die Besuche diverser Forscher, die nicht erwartet hätten, im ödesten Loch von Mahaska County auf einen Lifestyle wie im Playboy Mansion zu stoßen. Da saßen wir zum Beispiel und redeten ernsthaft über meine Ernährungsgewohnheiten vor dem Stich, meinen Umgang mit Pestiziden und meinen Stammbaum, und plötzlich kommt ein Mädchen ins Zimmer, das nichts anhat außer einem Stringtanga und meiner alten Footballjacke. Der Ausdruck auf den Gesichtchen der Wissenschaftler war wirklich unbezahlbar.
    Was mir an Wissenschaftlern gefällt, ist, dass sie dich nicht verurteilen, oder wenn doch, sie es dir nicht zeigen. Ich erzählte ihnen von der Meth-Küche meines Vaters, der Freude, die meine Mutter daran hatte, jede Woche einen neuen Onkel anzuschleppen, und meinem eigenen überschwänglichen Drogenmissbrauch, und sie machten bloß Notizen und baten mich, fortzufahren.
    Halt. Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich war total dekadent. Glaubt es oder nicht, aber ich, Zack, war mal tatsächlich verliebt in Rebecca Holland, deren Vater als

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