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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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ausgestorben oder auf dem besten Weg dahin, und das so schnell.
    Schließlich kam von Onkel Jay die Mail, dass die Seite einem Finbar Manzies aus Palmerston North, Neuseeland, gehörte. Er arbeitete in der zahnmedizinischen Forschung und war darauf spezialisiert, Erwachsenen mit Hilfe von Stammzellen neue Zähne wachsen zu lassen.
    Ha?
    Er zählte außerdem zu den 0,3 Prozent Topverdienern in Kiwiland, flog regelmäßig um die Welt und hatte kürzlich 3.450 neuseeländische Dollar für Besuche bei einem ortsansässigen Unternehmer namens [email protected] ausgegeben, die in seiner Kreditkartenabrechnung als Spenden an die UNESCO erscheinen würden. Ich hatte sogar Tobys geheime Handynummer. Du hast dir deine zehn Prozent verdient, Onkel Jay.
    Ich rief an. Finbar ging dran, merklich angetrunken. Im Hintergrund konnte ich Leute hören.
    Ich imitierte einen australischen Akzent: »Hi. Hier ist Toby von Manssage.«
    Finbar schwieg.
    Ich fragte: »Finbar?«
    »Wer ist da?«
    »Hier ist Zack. Ich möchte Samantha sprechen.«
    Ich konnte hören, wie sich Finbars Gedanken überschlugen. »Von wo rufen Sie an?«
    »Aus der Nähe von Oskaloosa im Herzen von Mahaska County in Iowa.«
    Er reichte das Telefon weiter, wobei er auf eine Weise »Ist für dich« sagte, die wohl geheimnisumwittert klingen sollte.
    Ich hörte Sams Stimme. Es war himmlisch. »Mum? Dad? Wir sind noch beim Essen. Könnt ihr in einer Stunde noch mal anrufen?«
    »Hier ist Zack«, sagte ich.
    Ich konnte hören, wie die Stimmen im Hintergrund schwächer wurden, als sie mit dem Telefon in einen anderen Raum ging. Ich wartete auf das Geräusch einer Tür, die geschlossen wird. Tat ich wirklich. Sam sagte: »Hallo.«
    Verlegenes Schweigen.
    Ich sagte: »Hi.«
    »Von wo rufst du an?«
    »Aus der Nähe von Oskaloosa im Herzen von Mahaska County in Iowa.«
    »Hier ist gerade Abendessenszeit.“
    »Was gab es denn?«
    »Hühnchen Kiew. Fingerkartoffeln. Löwenzahnsalat.«
    »Und als Nachtisch?«
    »Apfelstrudel.«
    »Apfel?«
    »Ich weiß. Es war phantastisch.«
    »Ich wollte morgen los und mir einen Apfel kaufen. Ich meine heute. Ich vermisse sie tierisch. Dieses Reinbeißen.«
    »Du hättest sie sehen müssen - fünf winzige Dinger, verkrumpelt, von Vögeln angepickt, und die Schale sah aus wie Klabusterbeeren.«
    »Was sind Klabusterbeeren?«
    »Diese kleinen Köttel, die Schafe am Podex hängen haben.“
    »Podex?«
    »Pardon, Arrrrsch.«
    »Das klingt schon besser. Was hast du gerade an?“
    »Zack!«
    »Man darf doch noch fragen? Mach deine Handykamera an.«
    »Nein. Außerdem weiß ich nicht, wie die von Finbar funktioniert. Was hast du denn gerade an, Zack?«
    »Graue Trainingshose und ein mit Granatapfelsaft bespritztes Doppelrippunterhemd.«
    »Oh. Weißt du, dass das französische Wort dafür grenade ist, woher auch die Bezeichnung ›Grenadine‹ kommt?«
    »Grenadine wie das Zeug, das man nimmt, wenn man Shirley Temples macht?«
    »Genau. Und daher kommt auch das Wort ›Granate‹. Weißt du, warum Handgranaten außen solche kleinen Quadrate haben wie Schokoladenriegel?«
    »Damit sie griffiger sind?«
    »Nein. Wenn die Granate explodiert, ergeben die kleinen Quadrate prima Schrapnells.«
    »Ich glaube, du gefällst mir, Sam. Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, was du gerade anhast.«
    »Nichts Besonderes - so ein Pret-a-porter-Trägerkleidchen. Es ist ein Yuppie-Dinner.«
    »Wer ist Finbar?«
    »Ein neuer Freund. Wir haben uns auf dem Rückflug aus den Staaten kennengelernt.«
    »Haben sie dich auch in eins von diesen Zimmern gesteckt?“
    »Yup.«
    »Ziemlich öde, was?«
    »Ich war fast durchgedreht. Seit wann bist du wieder zu Hause?“
    »Seit ein paar Wochen. Und du?“
    »Seit gestern.«
    »Und, wie war das für dich?«
    »Na ja, sie haben das Haus zerlegt, in dem ich gewohnt habe, und vor dem Haus meiner Eltern wimmelt es von Fotografen und religiösen Spinnern. Aber wenigstens muss ich nicht mehr dieses unheimliche Glibberzeug essen.«
    »Du hattest das auch?«
    »Es war scheußlich. Wie Fleisch-Smoothies.«
    Finbars Telefon piepte.
    »Der Akku ist gleich leer, Zack.«
    »Schick mir eine E-Mail.«
    Freizeichen.
    Wow.
    Ich schaute mich in der Küche um, dann ging ich ins Wohnzimmer, sah überall meine weggetretenen Assistentinnen rumliegen mein gottloser Harem maisgefütterter Muschis -, und das störende Gefühl, meinen Körper verlassen zu haben und auf mich herabzuschauen, legte sich wieder. Stattdessen fühlte ich mich jetzt

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