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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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komisch für mich, denn ich kannte diese Kleidungsstücke bis ins Detail, ohne je eins davon im wirklichen Leben gesehen zu haben. Den ersten Pullover würde ich als wasabifarbenen Lambswool-Tweed beschreiben. Ein kurzer Reißverschluss mit lindgrüner Einfassung hatte das Fabrikat wahrscheinlich um drei oder vier Dollar verteuert. Der zweite Pullover war ein austernfarbener italienischer Kaschmir-Cardigan mit Knopfleiste, wie er 2008 in Mode gewesen war.
    Ich trug beide neuen Pullover unter meinem Parka. Der Wind klang ähnlich wie Möwenkreischen. Wo sollte ich von hier aus hin?
    Es gab keine Taxis. Würde doch Morgan Freemans Stimme aus dem diesigen Himmel herabdröhnen, dann hätte ich das Gefühl, in Gottes eigenem Land zu sein. Ich wurde wütend auf mich, weil ich Amerika hatte sehen wollen, statt nach Sri Lanka zurückzukehren, wo ich wenigstens ein paar Menschen kannte und umgekehrt.
    Ich befreite mich aus dieser Stimmung und ging zurück ins Flughafengebäude, wo ich misstrauisch von einem alten Hausmeisterknaben gemustert wurde, der den Fußboden putzte. Ich hatte den Eindruck, dass er und ich allein in dem Gebäude waren.
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir, könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich ein Taxi bekommen kann?«
    »Taxi - was glauben Sie, wo wir hier sind? In Manhattan?«
    »Columbus, Ohio, ist eine bedeutende Großstadt. Es muss hier doch Taxis geben.«
    »Bei den gestiegenen Spritpreisen in letzter Zeit bezweifle ich das. Wo wollen Sie denn hin?«
    »Zur Firmenzentrale von Abercrombie&Fitch.«
    »Hmm. Die werden von Ihrem Outfit begeistert sein.«
    Machte sich dieser Gentleman über mich lustig?
    Er sagte: »Ich hab in einer halben Stunde Feierabend. Dann setz ich Sie da ab.«
    »Vielen, vielen Dank, liebenswürdiger Sir.«
     
    Das Internet sagt mir, dass New Albany, Ohio, eine Gemeinde auf der Grenze zwischen zwei Countys, Franklin und Licking, ist, ein Stück nordöstlich von der Landeshauptstadt Columbus. Die Einwohnerzahl von 18.741 setzt sich aus 95 Prozent Weißen, 1,5 Prozent Afroamerikanern, 0,3 Prozent eingeborenen Amerikanern, 3 Prozent Asiaten und 0,2 Prozent Sonstigen zusammen. Sie sehen also, warum sich jemand wie ich in New Albany deplaziert vorkommen könnte. Ich als schlammfarbener Mensch kam zu dem Schluss, dass der einzige Weg, nicht belästigt oder inhaftiert zu werden, für mich darin bestand, allzeit eine lustige, nicht bedrohlich wirkende »Apu«Identität aufrechtzuerhalten. Ich betrachte das nicht als Zugeständnis, denn im Grunde bin ich eine liebenswürdige Verkäufernatur.
    Mein neuer Freund, Dan, der Hausmeister, fuhr mich durch eine elegante Landschaft von herrschaftlichen Anwesen, namenlosen großen Bäumen, luxuriösen Golfplätzen und Wäldern. Ganz exotisch - ganz genauso, wie ich es mir zu Hause in Sri Lanka erträumt hatte.
    Als wir uns dem »Fitch Path« näherten, wurde mir bang ums Herz: Was, wenn das berühmte Welthauptquartier von Abercrombie&Fitch hinter meinen Erwartungen zurückblieb? Dan steuerte eine redaktionelle Meinung bei: »Echt scheißgrünes Fleckchen haben die hier, Apu.«
    Ich sagte: »Ja, der Konzern war bestrebt, das Ambiente eines Universitätscampus nachzuempfinden, der von der Welt ringsum losgelöst erscheint. Alle Einrichtungen, Parkplätze und Straßen fügen sich harmonisch in die natürliche Landschaft ein und schaffen so ein angenehmes Arbeitsumfeld.«
    »Was du nicht sagst. Hoppla, hier ist der Haupteingang, hier musst du raus.«
    »Seien Sie vielmals bedankt. Ich werde diesen Akt der Großzügigkeit niemals vergessen.«
    Dan fuhr rasch davon, während sich meine Hand nach dem bronzenen Griff der Eingangstür ausstreckte. Ich betrat die Lobby, und was ich dort vorfand, schockierte mich: Ein Kanu hing von der Decke, und darunter befand sich ein Empfangspult, an dem zwei strahlende amerikanische Jugendliche mit perfekten Zähnen und zerrissenen Jeans saßen. Die Namen auf ihren Namensschildchen?
    Craig und Craig.
    Sie waren höflich und zuvorkommend. Als ich ihnen sagte, mein Name sei Apu, grinsten sie und erwiderten: »Nicht im Ernst!« Ich sagte: »Sehr wohl im Ernst,« worauf sie Dinge äußerten wie: »Alter, das ist ja unheimlich abgefahren!« Einer von ihnen rief einen Freund an und sagte: »Hör mal, du musst unbedingt herkommen!«
    Sofort erschien ein weiterer Craig, diesmal als Dylan spezifiziert, und fragte: »Echt, Ihr Name ist wirklich Apu?«
    »Ich verulke Sie nicht.«
    »Wow.«
    Dann lehnten sich die drei mit

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