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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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hatte. Ein paar weitere Internet-Partyfotos von ihm, die mir verrieten, dass er über eine gesunde Dosis Exzessbereitschaft verfügte. Und natürlich den klassischen Bienenstich-Clip. Wie seltsam, dass ich so viel an ihn gedacht hatte, ohne mir dessen bewusst zu sein.
    Die Türklingel schrillte. Ich riss mich los, von wo auch immer ich gewesen war. Ich drückte die Enter-Taste und schickte Zack meine sieben Wörter. Ich wusste, dass er sie lesen und als echte Nachricht von mir erkennen würde. Aber nun wollte ich erst mal an einer richtigen Dinnerparty teilnehmen, mit richtigen Erwachsenen und einem richtigen Nachtisch aus richtigen Äpfeln.
    Als der Akku des Handys den Geist aufgab, begriff ich, dass ich Louises Hilfe benötigen würde, wenn ich mit Zack jemals zusammentreffen wollte, sei es in den Vereinigten Staaten, in Neuseeland, auf Hawaii oder in einer Schachtel bei Green Eggs and Harn.
    Ich ging den Flur hinunter ins Speisezimmer, und alle fünf Personen darin starrten mich mit anzüglichem Grinsen an.
    »Uuuunnnd?«, sagte Finbar.
    »Und was?«
    »Ich wusste es doch!«
    »Wusstest was?«
    »Du bist scharf auf ihn.«
    »Bin ich nicht.«
    »Das ist ja irre romantisch. Was willst du jetzt unternehmen?“
    »Ich hab keine Ahnung.«
     
    Schwer verkatert telefonierte ich am nächsten Morgen herum, um Louise in den Büros des Mellifera-Projekts Neuseeland zu erwischen; ihre alte Nummer war nicht mehr gülig - wen wundert's.
    Mitten im Telefonieren bekam ich einen Asthmaanfall. Da ich meinen Inhalator auf dem Rückflug von L. A. liegengelassen hatte, lieh Finbar mir seinen. Wie bei vielen Menschen in unserem Alter hatte der Kontakt mit Swimmingpool-Chemikalien und Antibiotika während unserer Kindheit unsere Atemwege angegriffen. Ich nahm mir vor, später am Tag zur Apotheke zu gehen.
    Ich wollte Zack wieder mailen, aber dazu musste ich einen klareren Kopf haben. Zur Überbrückung schickte ich ihm einen kurzen Kateralarm mit der Ankündigung, dass mehr nachkäme. Er ließ mir zur Erwiderung ein Minimovie über sich und seine Farm zukommen, wobei er sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Stimmen der jungen Frauen hinter der Kamera zu löschen.
    Schließlich brachte ich eine allgemein gehaltene Mail an das Eingreifteam des Mellifera-Projekts auf den Weg und nahm Finbars freundliches Angebot an, einen Ausflug zu B -52 zu machen. Es war ein schöner Tag, perfekt zum Autofahren, und wir sahen unterwegs weder Feuer noch Rauch.
    Beiläufig fragte ich Finbar nach dem Solon, das ich in seiner Küche gefunden hatte.
    »Die Schachtel war noch versiegelt. Ich hoffe, du hast das bemerkt.«
    »Du wirkst auf mich nicht wie ein Solon-Typ.“
    »Wie ist denn ein ›Solon-Typ‹?«
    »Na ja, einsam - ist ja logisch - und ewig in Panik wegen Rechnungen, dem Ökosystem, Klimaveränderungen und ...«
    »Ich wirke also nicht, als wäre ich einsam und ewig in Panik?«
    »Nein. Durchaus nicht.«
    »Gut.«
    »Warum dann das Solon?«
    »Nur für den Fall. Als Rückversicherung. Ich mach mir um die Welt genauso viele Sorgen wie alle anderen. Ach so, und achten Sie auf Ihre Perücke, junge Dame.«
    Finbar hatte mich überredet, eine Jackie-O.-Perücke aufzusetzen, die noch aus den Drag-Tagen seiner Studentenzeit stammte.
    Ich kam mir lächerlich vor, doch als wir uns B -52 näherten, erkannte ich, dass es keine schlechte Idee gewesen war. Der genaue Ort des Stichs war von einem Geviert aus Maschendrahtzaun, gekrönt von Nato-Draht, umsperrt; es maß vielleicht hundert Meter im Quadrat. Am Zaun flatterten Gedichte, Briefe, Fotos und Zeichnungen von Bienen. Es erinnerte mich an New York nach dem 11. September, nur war niemand gestorben - es war im Gegenteil die Wiedergeburt von so etwas wie Hoffnung. Mir schnürte sich die Kehle zu, als ich begriff, dass das, was für mich ein Ärgernis gewesen war, ein Hoffnungsstrahl für eine Welt bedeutete, die nach Hoffnung hungerte.
    Wir parkten und gingen durch eine Menge von vielleicht hundert Unermüdlichen. Ich freute mich, als ich innerhalb der Stich-Umfriedung ein an zwei Stangen befestigtes, wunderschönes Foto aus Madrid sah - der anderen Hälfte meines Erdsandwiches -, aufgenommen an der Ecke Calle Gutenberg und Calle Poeta Esteban de Villegas, wo eine Gruppe von Menschen in Bienenkostümen dem Fotografen fröhlich in die Kamera winkte.

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