Generation Gold
eine Inflation, eine Deflation und schließlich Hitler und den Zweiten Weltkrieg ein. Hören wir nochmals Ferdinand Lips, den großen Verfechter des wiederkommenden Goldstandards:
»Beruhend auf 50 Jahren Erfahrung und Studium der Märkte und der Geschichte des Geldes, ist es meine Überzeugung, daß die Abschaffung des Goldstandards des 19. Jahrhunderts die größte Tragödie aller Zeiten darstellt .« [2.14]
Wie immer nach Kriegen oder sonstigen monetären Katastrophen, kehrte die Welt auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu einer Art Goldstandard zurück. Im amerikanischen Bretton Woods einigte man sich 1944 auf einen Gold-Devisen-Standard, der so aussah, daß die verschiedenen nationalen Währungen fest an den Dollar gekoppelt waren und der Dollar zu einem Kurs von 35 Dollar pro Unze an das Gold.
Es ist wichtig zu erkennen, daß ein Goldstandard den Regierenden quasi eine monetäre Fessel ans Bein legt, da immer nur so viel Geld in Umlauf gebracht werden darf, wie irgendwo Gold in einem Tresor lagert. Ohne Goldhinterlegung kann aber ungedecktes Papiergeld in beliebiger Menge von den Geschäftsbanken geschöpft werden. Die Verschuldung steigt, wie wir an unserem eigenen Beispiel Deutschland sehen konnten, immer schneller an, sodaß uns am Ende die Zinslast der Schulden wie immer erdrücken wird. Unter einem Goldstandard wäre es nie zu dieser ausufernden Überentwicklung der Staatsverschuldung gekommen, und die Politiker würden uns nicht immer wieder Wahlversprechen vorsetzen, die das Volk am Ende doch wieder selbst, z.B. durch eine steigende Inflation, zu bezahlen hat.
An vielen bisher gezeigten Darstellungen kann man im übrigen sehr gut erkennen, daß viele Probleme genau dann anfingen, als das sogenannte Bretton-Woods-System Anfang der 1970er beendet werden mußte. Die letzte Bindung zwischen Papiergeld und Gold wurde gelöst, als Präsident Nixon die Konvertibilität des Dollars in Gold einseitig kündigte. Der Grund war — in aller Kürze — , daß die USA ihre Reserveleitwährung so stark inflationiert (d. h. vermehrt) hatten, daß immer mehr Dollar gegen Gold bei der FED, der amerikanischen Zentralbank, eingetauscht wurden. Frankreich sendete sogar ein Kriegsschiff, um das Gold aus den USA abzuholen. Die Goldvorräte der USA sanken immer weiter, sodaß am Ende von Nixon die Notbremse gezogen wurde. Und seit die Schweiz im Jahr 1999 ihren Franken der Golddeckung beraubte, gibt es weltweit keine gedeckte Währung mehr. Alle Geldscheine dieser Welt sind mehr Schein als Geld und beruhen nur noch auf dem Vertrauen ihrer Benutzer.
2.5 Entstehung des Zinses
»Sobald es gelungen sein wird, eine wertbeständigere Währung zu schaffen, wird der Zinsfuß ganz beträchtlich sinken.«
Ludwig von Mises [2.15]
Der Zins ist uns allen in Fleisch und Blut übergegangen, sodaß wir uns in der Regel keine Gedanken mehr um ihn machen, es sei denn um seine Flöhe. Man freut sich, wenn man hohe Guthaben-Zinsen erhält oder niedrige Schuld-Zinsen für ein Darlehen zu bezahlen hat. Der Zins wurde jedoch schon sehr früh als ein gesamtwirtschaftliches Grundübel erkannt, der Arm und Reich auseinanderdividiert.
»Wer auf Zinsen gibt und einen Aufschlag nimmt — sollte der am Leben bleiben? Er sollnicht leben, sondern weil er alle diese Greuel getan hat, soll er des Todes sterben .« (Hesekiel 18,13; entstanden ca. 600-560 v. Chr. [2.16])
»Wer Zins nimmt, wird mit dem Königsbann belegt, wer wiederholt Zins nimmt, wird aus der Kirche ausgestoßen und soll vom Grafen gefangengesetzt werden .« (Kaiser Lothar im Jahr 825)
»Jede Gesetzgebung, die den Zins erlaubt, ist null und nichtig .« (Papst Alexander III., 1159-1181)
Weitere Zitate und Schriften finden sie unter [2.17]. Wir werden später sehen, welche vielfältigen Problempunkte aus dem Phänomen Zins entstehen, wollen uns aber zunächst eine kurze Einführung in die Geldtheorie — soweit zum Verständnis notwendig — erarbeiten.
Geld hat in unserer heutigen Zeit grundsätzlich zwei Funktionen, die sich leider fundamental widersprechen:
»Einerseits als allgemeines Tauschmittel ein öffentliches Gut zu sein, auf dessen Fließen die meisten Teilnehmer einer arbeitsteiligen Wirtschaft angewiesen sind; andererseits privates Gut zu sein, das für beliebige private Interessen verwendet werden kann.« [Prof. Bernd Senf, 2.18]
Wie das Sprichwort »Der Rubel muß rollen« bereits sagt, ist eine Wirtschaft also darauf angewiesen, daß das Geld schnell
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