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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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von Hand zu Hand geht, d. h. eine hohe Umlaufgeschwindigkeit hat. Dies ist die öffentliche Funktion des Geldes. Die private Funktion ist jedoch die, daß man Geld zur Wertaufbewahrung auch horten , d.h. dem Geldkreislauf entziehen, kann.

    Funktion Umlaufgeschwindigkeit
    öffentlich so hoch wie möglich
    privat null

    Weiterhin sprechen Ökonomen von der Überlegenheit des Tauschmittels Geld gegenüber Waren und Dienstleistungen. Wie wir zuvor gesehen haben, hatten die ersten Tauschmittel (Salz, Kühe, Schafe) das Problem der Verderblichkeit, das Gold und Silber nicht hatten. Das heißt, bereits aufgrund seiner Unvergänglichkeit war dieses Geld den Waren Salz und Kuh überlegen. Ebenso verhält es sich mit der »Ware« Arbeit. Ein Familienvater muß arbeiten gehen, um seine Familie ernähren zu können, d. h. der Wert der Arbeit steht (theoretisch, wenn man nicht in einem sozialen Netz aufgefangen wird) ständig unter einem Angebotszwang. Diesen Zwang hat das Geld nicht, sein Wert steht unter keinem zeitlichen Zwang. Weiterhin verursachen Waren Lager- oder Transportkosten, Geld nicht. Ein letzter Aspekt wurde vom Nobelpreisträger Maynard Keynes geprägt, der von einem Liquiditätsvorteil des Geldes sprach: Mit zurückgehaltenem Geld kann man stets zum gewünschten Zeitpunkt beliebig disponieren, mit Waren oder seiner Arbeitskraft nicht.
    Aus diesen Beispielen können Sie bereits erkennen, warum man von einer Überlegenheit des Geldes spricht: Geld kann in privater Funktion gehortet werden und ist gleichzeitig Waren und dem Faktor Arbeit stets überlegen.
    Diese Überlegenheit bedeutet, daß den Geldbesitzern ein Anreiz gegeben werden muß, damit sie ihr Geld enthorten, d. h. dem Geldkreislauf wieder zur Verfügung stellen, und damit auf alle oben genannten Vorteile verzichten. Und genau dieses Mittel, dieser Anreiz, ist also der Zins. Der Zins bringt das Geld wieder auf eine Stufe mit Waren und Dienstleistungen und kann daher als »Prämie für den Liquiditätsverzicht« angesehen werden. Anders ausgedrückt: Der Zins ist eine Umlaufsicherung des Geldes. Er darf daher auch nie zu niedrig werden, obwohl dies gesamtwirtschaftlich wünschenswert wäre. Die Geldbesitzer würden die Freigabe ihres Geldes unterbrechen und nicht mehr auf ihren Liquiditätsvorteil verzichten.
    Daher unterliegt der Zins einer volkswirtschaftlichen Zwiespältigkeit. Zum einen sollte er nicht zu hoch sein, da sonst die Schulden — wie zuvor gesehen — ins Uferlose und durch den exponentiellen Zinseszins-Effekt immer schneller ansteigen. Auf der anderen Seite darf er aber auch nicht zu niedrig sein, da sonst die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes abnimmt und die gesamte Wirtschaft dadurch Schaden nimmt.
    Helmut Creutz drückt dies so aus:

    »Das Zinsproblem kommt einer Zwickmühle gleich: Mit Zinsen nehmen die sozialen Ungleichgewichte zu, ohne Zinsen bricht der Geldkreislauf zusammen .« [2.19]

    Genau in dieser Zwickmühle stecken also alle Notenbanker mit ihren Zinsentscheidungen.

2.6 Folgen des Zinses
    »Kreditfinanzierte Unternehmen machen meist erst andere kaputt, bevor sie selber dran sind.«
    Lothar Späth, 1982

    Wie bereits in Abschnitt 2.1 diskutiert, ist der Zins bzw. Zinseszins-Effekt eine mathematisch exponentielle Funktion, aus der die immer schneller wachsende Verschuldung unseres Staates resultiert. Ebenso haben wir erkannt, daß der Zins der Grund dafür ist, daß sich die Wirtschaft in einem ständigen Wachstumsdruck befindet. Daß sich dieser Druck immer wieder in Krisen entladen muß, ist logisch, bedenkt man die Endlichkeiten von Raum, Ressourcen und Menschen.
    Aus Unternehmersicht kann man sich den Grund fürdiesen Wachstumszwang wie folgt plastisch vor Augen führen: Die Eigenkapitalquote der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland liegt irgendwo bei unter zehn Prozent und ist seit Jahren fallend. Das heißt, die Unternehmen arbeiten zu mehr als 90 Prozent mit fremdem, von Banken geliehenem Kapital. Wir sprechen hierbei nicht von den Großunternehmen, die z.B. im Börsenindex DAX gelistet sind. Diese Unternehmen finanzieren sich zumeist nicht über Banken, sondern über den freien Kapitalmarkt, d. h. durch die Ausgabe von Aktien oder Anleihen.
    Die kleinen Fische müssen also, um ihre Kredite plus Zinsen zurückzahlen zu können, das Mehr an Zinsen durch ein Mehr an Produktion erwirtschaften, d. h. in ihrem jeweiligen Markt diese Mehrleistung auch absetzen, sprich wachsen. Auch für das verbliebene

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