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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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Eigenkapital wird zumeist noch eine zusätzliche Rendite mit in die Kalkulation aufgenommen.
    Geht diese Wachstumsrechnung beispielsweise wegen eines gesättigten Marktes oder wegen neuer Konkurrenz aus dem Ausland nicht mehr auf, sind die Banken nicht sehr zimperlich und drehen schnell den Hahn für weitere Kredite ab. Die Folgen sind Sparmaßnahmen und, daraus resultierend, Lohnkürzungen oder Abbau von Arbeitsplätzen. Aus diesem Grund steigt auch die Sockelarbeitslosigkeit mit jeder Hochzinsphase weiter an, da in solchen Phasen ein noch stärkeres Wachstum oder noch stärkere Einsparungen vonnöten sind, um im Unternehmen die Kosten des Produktionsfaktors Kapital weiterhin befriedigen zu können.
    Ein übriges tut in diesem Zusammenhang das neue Basel-II-Rating von Unternehmen. In diesem Rating werden Unternehmen je nach ihrer Bonität, d. h. nach ihrer zukünftigen voraussichtlichen Zahlungsfähigkeit, eingestuft. Je schlechter die Bonität, um so höhere Zinsen muß das entsprechende Unternehmen am Kapitalmarkt bezahlen. Wie gravierend sich jedoch steigende Zinsen aus wirken können, haben wir bereits an unserem Rechenbeispiel aus Abbildung 2.3 gesehen. Die Luft für angeschlagene Betriebe wird dadurch noch dünner und der Wachstums- und Spardruck noch größer. Dies erklärt auch zum Teil die steigende Zahl der Firmeninsolvenzen.
    Nebenbei bemerkt gilt dieses Rating nicht nur für Betriebe, sondern auch für Staaten. Diese werden von den in Finanzkreisen bekannten und beachteten Ratingagenturen Standard & Poors und Moody ’s beurteilt und eingestuft. Je schlechter das Rating eines Staates ist, um so höhere Zinsen muß dieser z. B. für seine Anleihen anbieten, um diese am Markt trotzdem noch verkaufen zu können. In diesem Zusammenhang berichtete das Manager-Magazin am 27. Mai 2005 unter der Überschrift »Deutschlands Bonität sackt ab«:

    »Deutschland ist auf dem Weg, in Sachen Kreditwürdigkeit auf den Ramsch-Status abzurutschen. Dieses vernichtende Urteil der renommierten Agentur Standard & Poor’s drohe jedenfalls, wenn auf die rasant steigenden Renten- und Gesundheitskosten nicht reagiert werde. (...) Ohne entsprechende Reformen könne etwa Deutschlands >AAA<-Rating (das beste Rating, das von S&P vergeben wird, d. Verf.) noch vor 2030 auf spekulatives Niveau (Junk) herabgestuft werden .« [2.20]

    Deutschland droht also auch von dieser Wetterfront her Sturm. Nicht nur, daß alle Ausgaben mehr und mehr aus dem Ruder laufen, in Zukunft werden nach dieser Aussage von Standard & Poor’s auch die zu zahlenden Zinsen ansteigen. Angemerkt sei hier vorab, daß fast alle wichtigen Rating-Agenturen amerikanisch sind. Sie benoten die Kreditwürdigkeit der Länder und entscheiden damit über die Höhe der Zinsen, die diese zu zahlen haben. Man kann dies durchaus als Baustein der monetären Vormachtstellung der USA und des Dollars sehen, wie wir sie im vierten Kapitel noch erörtern werden.

    Ein weiteres Problem, das durch den Zins entsteht, ist die Umverteilung des Kapitals von Arm zu Reich. Wir alle kennen das Sprichwort »Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher«. Dies ist in der Tat so, und der schlichte Grund dafür ist ebenfalls der Zins. Leicht einzusehen ist, daß ein Geldgeber durch den Zins und Zinseszins immer schneller immer reicher wird. Im Prinzip entspricht dies einer exponentiellen Kurve, wie wir sie aus Abbildung 2.3 kennen.
    Dem gegenüber stehen die verschuldeten Teilnehmer der Wirtschaft, die durch steigende Zinslasten ein rückläufiges Arbeitseinkommen hinnehmen müssen und sich dadurch in einem zunehmenden Leistungszwang befinden. Dieser Zwang wiederum erfordert eine noch höhere Verschuldung, wenn die Arbeitsleistung nicht weiter gesteigert werden kann.
    Sie werden jetzt vielleicht denken, daß Sie persönlich das alles nichts angeht. Sie haben keinen Kredit und zahlen daher auch keine Zinsen. Leider ist dies noch immer ein weitverbreiteter Irrglaube, denn in allen Produkten, die wir kaufen, oder in Dienstleistungen, die wir beanspruchen, ist ein gewisser Anteil an unsichtbaren Zinsen einkalkuliert, da die Unternehmen ihre Zinskosten über die Produktpreise an ihre Kunden weitergeben müssen. Als Beispiele für Zinsanteile in öffentlichen Preisen nennt Helmut Creutz:

    • Müllabfuhr: zwölf Prozent
    • Trinkwasser: 38 Prozent
    • Kanalbenutzung: 47 Prozent
    • Wohnungsmieten: 77 Prozent

    Das bedeutet, daß wir alle in unserem täglichen Leben mehr Zinsen

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