Generation Gold
ihrer genannten Eigenschaften in die Rolle des wirtschaftlichen Tauschmediums, sprich des Geldes, fielen.
Die Geschichte ging weiter, indem im 7. Jahrhundert v. Chr. König Krösus von Lydien kleine Goldklumpen erstmals mit einem Stempel versah: Die Münze war erfunden. Jahrhunderte später, irgendwann im späten Mittelalter, begannen die Menschen dann diese Gold- und Silbermünzen (oder Barren) aus Sicherheitsgründen bei einem Goldschmied zu hinterlegen, der dafür wiederum Lagerscheine ausstellte. Wollte der Besitzer sein Gold zurück, löste er einfach diese Lagerscheine beim Goldschmied wieder ein. Zuletzt wurden diese Lagerscheine dann selbst als Tauschmittel, d. h. als Geld, verwendet. Es handelte sich dabei also um Papiergeld mit einen Goldhinterlegungs-Standard und einer Deckung des Geldes von 100 Prozent. Im 17. Jahrhundert wurden nach diesem Prinzip immer mehr Privatbanken gegründet, sodaß viele verschiedene Lagerscheine als Geldersatz (»Geldsubstitute«) in Umlauf waren.
Irgendwann erkannten diese Schmiede und Banken, daß nur ein kleiner Teil des reellen Goldes von den Besitzern der Lagerscheine wieder eingelöst wurde. Was lag also näher, als mehr Lagerscheine zur Gewinnsteigerung in Umlauf zu geben, als tatsächliches Gold vorhanden war? Der partielle Goldstandard war erfunden, bei dem die Notenbanken mehr Lagerscheine (d. h. Banknoten) ausgeben durften, als sie in Wirklichkeit in Form von Gold vorrätig hatten. Die erste Zentralbank, die strenge Richtlinien für eine Golddeckung der umlaufenden Banknoten erließ, war die 1694 gegründete Bank of England. Und da England in der damaligen Welt die führende Wirtschaftsnation war, übernahmen immer mehr Staaten deren Regeln, bis um das Jahr 1900 etwa 50 Staaten diesem partiellen Goldstandard angehörten [2.10], Ein Franc, ein Gulden, eine Mark, ein Franken oder ein Pfund entsprachen also immer nur einer bestimmten Menge an Gold (oder Silber), die Wechselkurse unter den Währungen waren damit stabil.
Ferdinand Lips zitiert in seinem Buch Die Gold-Verschwörung einige Quellen, die den damals herrschenden Zeitgeist widerspiegeln:
»Unter dem Goldstandard waren die wichtigsten Währungen lange Zeit stabil. Diese Stabilität wirkte sich äußerst günstig auf die Industrialisierung in der damaligen Zeit aus. Der Grund war, daß es infolge der Währungsstabilität leicht war, sich im Publikum mittels Emission von Aktien und Anleihen zu finanzieren. Infolge der Währungsstabilität blieben die Zinssätze niedrig .« [2.11]
»Es war eine Welt der ausgeglichenen nationalen Budgets, in denen es eine Selbstverständlichkeit war, daß öffentliche Schulden getilgt werden, ebenso wie Privatschulden zurückgezahlt werden mußten .« [2.12]
Wir entnehmen dem ersten Zitat, daß während der Zeit des Goldstandards die Zinsen und die Inflation niedrig bzw. nicht vorhanden waren. Welche Wichtigkeit dem Zins zukommt, konnten wir bereits zuvor herausarbeiten. Welchen Einfluß die Inflation hat, werden wir in Kapitel 3 noch diskutieren.
Viele Autoren vertreten die Meinung, daß dieser klassische Goldstandard des 19. Jahrhunderts die höchste monetäre Errungenschaft der zivilisierten Welt darstellte und den Menschen eine Zeit der Ruhe und Prosperität ermöglichte. Daß die Gold-Währungen in der Tat keiner Inflation unterlagen, ergab auch eine Studie des World Gold Councils aus dem Jahre 1998 mit dem Titel Gold as a störe of value (frei übersetzt Gold als Wertaufbewahrungsmittel).
Nach dieser Studie blieb die Kaufkraft von Gold über den betrachteten Zeitraum von 200 Jahren unter gewissen Schwankungen (zumeist nach oben, weniger nach unten) konstant. Gold ist demnach ein Mittel zur verläßlichen, inflationssicheren Vermögensaufbewahrung und volkswirtschaftlich gesehen demnach eine Garantie für wertstabiles Geld und niedrige Zinsen.
Im Jahr 1914 wurde dieser funktionierende klassische Goldstandard innerhalb von wenigen Wochen abgeschafft, da alle beteiligten Staaten den Ersten Weltkrieg finanzieren mußten und dies unter dem strikten Goldstandard nicht vier lange Jahre durchgehalten hätten. Unter dem regiden Goldstandard hätte dieser Krieg nur wenige Monate andauern können, die Staaten wären danach schlicht bankrott gewesen und freiwillig an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. So konnte jedoch die nun gänzlich ungedeckte Geldmenge ins Uferlose vergrößert werden. Dies verlängerte zeitlich den Krieg und brachte uns Deutschen folgerichtig zunächst
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