Generation Wodka
pädagogische Projekte scheinen zumindest einen Teil dieser jungen Leute zu erreichen.
Alkohol und Kriminalität
Welche Rolle spielt nun der Alkohol bei der Jugendkriminalität? Oder anders herum gefragt: Ist Alkohol der Auslöser dieser kriminellen Aktivitäten?
Zunächst einmal haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass der Alkoholkonsum in dieser Gruppe insgesamt sehr hoch ist und stetig steigt. In sehr viel stärkerem Maà übrigens als die Delinquenzentwicklung. Ein Viertel der befragten Jugendlichen im 17. Lebensjahr gab an, mindestens einmal im Monat betrunken zu sein, wenn nicht öfter. Und hier können die Wissenschaftler auch den Zusammenhang belegen, dass der intensive Alkoholkonsum mit einer deutlich erhöhten Anzahl von Gewalttaten zusammenhängt. Dies läuft allerdings nur bis zur Mitte des Jugendalters so, heiÃt es in der Untersuchung. Die Forscher haben herausgefunden, dass schon mit dem 15. Lebensjahr der Anteil der Gewalttäter unter den Intensivkonsumenten von Alkohol zurückgeht.
Das lässt sich wohl ganz einfach so erklären: Je älter die Jugendlichen, desto besser können sie mit dem Alkohol und seinen Folgen umgehen. Sie haben sich eher im Griff. Das gilt aber nur für den Alkoholkonsum in Verbindung mit Gewaltkriminalität.
Eine weitere interessante Beobachtung: Die Annahme, dass vor allem jugendliche Migranten kriminell werden, lieà sich nicht pauschal nachweisen. Es geht hier immer noch vor allem um die Gewaltkriminalität. Bei anderen Delikten sind Migranten ohnehin weniger auffällig. Die Wissenschaftler fanden etwas heraus, was wir schon in unseren vorherigen Büchern deutlich gemacht haben:
Eine erhöhte Gewaltbereitschaft findet sich meist unter den sozial schwächeren Jugendlichen, die weniger Bildung haben und aus benachteiligten Wohngebieten stammen, aus sozialen Ghettos.
Wir haben in Deutschland gar nicht vorrangig ein Migrantenproblem, wie es uns Autoren wie der ehemalige Berliner SPD-Senator Thilo Sarrazin weismachen wollen. Nein, wir haben in Deutschland vor allem ein Bildungsproblem. Sogenannte bio-deutsche Jugendliche, die aus benachteiligten Familien stammen, haben ganz ähnliche Probleme wie ihre Altersgenossen mit Migrantenhintergrund. Beide Gruppen haben zum Beispiel sprachliche Defizite und versuchen diese dann häufig mit Gewalt zu kompensieren.
Es gibt noch weitere interessante Beobachtungen aus dem Migrantenumfeld, vor allem bei Kindern aus dem islamischen Kulturkreis. Wir haben Jugendliche in einem Berliner Boxstudio zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Die jungen Leute kommen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Alle Befragten mit islamischem Hintergrund leugneten, Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen. Ihre deutschen Freunde erzählten später, mit welchen Problemen diese Teenager zu Hause in ihren Familien zu kämpfen hätten. Einer der Deutschen brachte es auf den Punkt: âDie stehen so unter Druck; die würden niemals zugeben, dass sie Alkohol trinken, Drogen nehmen oder kriminelle Handlungen begehen. Die Angst vor ihrer Familie ist einfach zu groÃ.â
Die Behörden registrieren immer mehr Straftaten unter Alkoholeinfluss. Das belegen Untersuchungen der vergangenen Jahre. Besonders auffällig ist dabei der hohe Täteranteil von Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren. Aber auch die Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren ist sehr auffällig.
Die Politik versucht bisher vergeblich, gegenzusteuern.
Picken wir uns einmal ein Bundesland heraus: Bayern, wo die Welt nach weitläufiger Meinung eigentlich noch in Ordnung ist. Die Zahlen dort sprechen eine eindeutig andere Sprache. Rund jeder vierte heranwachsende Straftäter war zum Beispiel 2007 zur Tatzeit alkoholisiert. Bei den Gewalttätern war es sogar jeder zweite. Die Zahl der heranwachsenden Gewalttäter hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt.
Obwohl die Zahlen bei Jugendlichen nicht so dramatisch sind, weisen sie in dieselbe Richtung. Insgesamt spielte 2007 bei 14,8 Prozent der Straftäter Alkohol eine Rolle, 1996 waren es noch 8,3 Prozent. Vergleichen wir diese Zahlen einmal mit denen, die zwei Jahre später vorgelegt wurden, sieht es noch einmal erheblich schlimmer aus. Ãberall gehen registrierte Straftaten zurück, auch in Bayern, aber die Vergehen, die unter Alkoholeinfluss begangen wurden, legten auch dort kräftig zu. Im Jahre 2009 wurden im Freistaat 16 Prozent aller
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