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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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das nicht anders. Nicht nur der Alkoholvorrat der Eltern ist hier eine ständige Verführung zum Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen. Gerade durch die andauernde Präsenz von Hoch- und Niedrigprozentigem in der Öffentlichkeit denken auch junge Menschen ständig an Alkohol. Die allgegenwärtige Werbung ruft das Verlangen wach, denn mit dem Genuss von Alkohol assoziiert man Gefühle wie Entspannung, Urlaub oder einfach nur Spaß und Geselligkeit. Außerdem ist die nahezu uneingeschränkte Verfügbarkeit von Alkohol ein weiterer großer Verführungsfaktor.
Allgegenwärtige Verlockung
    Natürlich ist es immer sehr beliebt, auf die Medien zu schimpfen, aber sie spielen bei der Verführung Jugendlicher zum Trinken in der Tat eine tragende Rolle. Sportveranstaltungen, Krimis, Spielfilme oder auch Serien fangen oft mit dem Satz an: „Dieser Film wird präsentiert von ... “, und dann folgt der Produktname eines alkoholischen Getränks. So ist es für alkoholabhängige Menschen, aber auch für alkoholgefährdete Gruppen, und dazu gehören nun einmal Kinder und Jugendliche, schwierig, abends einen Film zu schauen, ohne mit dem Suchtmittel konfrontiert zu werden.
    Dasselbe gilt auch für Radio- oder Fernsehspots und Werbeplakate, durch die wir täglich daran erinnert werden, Alkohol zu konsumieren. Der Genuss von alkoholischen Getränken wird grundsätzlich mit positiv belegten Situationen in Verbindung gebracht – das ist die übliche Masche der Werbung. Oder haben Sie schon einmal einen peinlich Betrunkenen oder sogar komatöse Jugendliche in einem Werbespot gesehen, der in irgendeiner Form für Alkohol wirbt? Das ist in etwa so wahrscheinlich, wie einen Lungenkrebserkrankten in einem Werbespot für Zigaretten zu entdecken.
    Nein, zu sehen sind eher erfolgreiche Geschäftsleute, schöne junge Menschen oder Karrieretypen wie Schauspieler oder Sportler. In der Werbung wird weder darüber informiert, wie schädlich die beworbenen Substanzen sind, noch dass man davon abhängig werden kann. Da stellt sich einem natürlich die Frage: Warum ist es bei der Tabak- und Zigarettenwerbung inzwischen Vorschrift, die Konsumenten über Risiken aufzuklären – bei der Alkoholwerbung aber nicht? Selbst in der Werbung für Medikamente muss auf die Risiken und Nebenwirkungen hingewiesen werden. Beim Schnaps wird dagegen niemandem empfohlen, seinen Arzt oder Apotheker nach den Nebenwirkungen zu fragen ...
    Auch Supermärkte stellen für die Risikogruppe ein großes Problem dar, gerade auch für junge Menschen. Wir reden hier also nicht gerade von einer kleinen Minderheit. Hochprozentiges steht dort häufig in der Nähe der Kasse. So wird man in der Schlange vor dem Bezahlen immer wieder dazu animiert, doch schnell noch zur Flasche zu greifen. Und wer an den Regalen noch widerstehen konnte, steht ganz zum Schluss neben Zigaretten, Schokoriegeln, Kaugummi und ... hochprozentigen Likören, die nicht nur ein gutes Gefühl versprechen, sondern auch sexuelle Assoziationen wecken. Da fällt das Neinsagen noch ein bisschen schwerer.
    Sport spielt in der Alkoholwerbung eine Schlüsselrolle, und das, obwohl Alkohol nachweislich stark leistungsmindernd ist. Auf vielen Trikots stehen zum Beispiel die Namen von Biermarken. Eintracht Braunschweig schrieb hier am 24. März 1973 deutsche Sportgeschichte, als die Mannschaft, damals noch in der 1. Bundesliga, von Jägermeister gesponsert als erste deutsche Fußballmannschaft mit Trikotwerbung spielte. Allerdings bediente man sich hier eines Tricks, denn der Deutsche Fußballbund (DFB) verbot damals Trikotwerbung, sodass die Eintracht kurzerhand das Logo der Firma als Vereinswappen übernahm. Der Wolfenbütteler Kräuterlikörfabrikant war damals nicht nur Sponsor des Vereins, sondern stellte zeitweise auch dessen Präsidenten. Der Streit mit dem DFB um dieses Engagement brachte den Produkten im ganzen Land eine große Aufmerksamkeit und werbewirksame Schlagzeilen. Damals entdeckte die Industrie den Sport als ideale Plattform für die Werbung. Gerade der Fußball erreicht in Deutschland die meisten Menschen.
    Das gilt auch für die Formel 1. Auch dort entdeckt man Alkoholwerbung auf den Fahrzeugen und den Overalls der Fahrer. Durch den Sieg des deutschen Fahrers Sebastian Vettel bei der Weltmeisterschaft ist der Wert der Werbung noch einmal deutlich

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