Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
Vom Netzwerk:
zum Alkohol gesprochen. Zum Schutz seiner Persönlichkeit sind Namen und Personen verfremdet – der Inhalt des Gesprächs ist aber authentisch und aus unserer Sicht schockierend. Andreas ist kein Einzelfall.
Andreas, wie lange gehst du schon in diese Einrichtung?
    Ich bin jetzt zwei Jahre hier. Ein Kumpel hat mich das erste Mal mitgenommen. Hier chille ich ab, und hier treffe ich mich mit meinen Freunden. Die Leute hier, ich meine auch die Mitarbeiter, sind echt geil drauf und haben mir schon oft geholfen. Außerdem kommen auch die Mädchen, die ich schon aus der Schule kenne, gerne hier hin. Manche davon sind echt süß. Ich bin glücklich hier.
Erzähl mal ein bisschen von dir und deiner Familie.
    Ich lebe noch zu Hause bei meiner Mama, zusammen mit meinen vier Geschwistern. Ich bin der Älteste, ich bin vor zwei Wochen 14 Jahre alt geworden. Meine Mama war noch sehr jung, als sie mich bekommen hat. Sie ist erst 32 Jahre alt. Eigentlich sind meine Geschwister auch nicht meine richtigen Geschwister. Wir haben jeder einen anderen Vater. Meine Mama kümmert sich aber sehr um uns, wir hartzen nicht ab („hartzen“ = Slang für: „von Hartz IV leben“). Meine Mama arbeitet von Montag bis Freitag halbtags im Supermarkt. Der ist direkt bei uns in der Nachbarschaft. Da haben wir echt Glück. Meine Schwester ist ein Jahr jünger als ich und kümmert sich um den Haushalt und auch um die beiden Kleinen, zumindest wenn Mama bei der Arbeit ist. Aber morgens sind die Kleinen ja in der Kita. Wir sind alle wie gute Freunde. Streit gibt es fast nie. Wir feiern sogar alle zusammen, freitags und manchmal auch samstags. Mamas Freund, den hat sie schon seit einem halben Jahr, ist auch erst 23 Jahre alt, und mit dem verstehe ich mich super.
Wie sieht euer Alltag aus?
    Mama arbeitet immer von 8 Uhr bis 14 Uhr. Danach kommt sie direkt nach Hause und kümmert sich um unsere Familie und manchmal auch um unsere Wohnung. Allerdings muss jeder von uns sein eigenes Zimmer selbst aufräumen, meine Schwester und ich auch das Zimmer von den beiden Kleinen. Das klappt alles sehr gut, weil, wir sind ja keine „Assis“. Wenn Mama von der Arbeit kommt, gehe ich hierher. Meine Schwester kommt leider nur selten mit. Ihre Freundinnen sagen immer: „Da gehen nur die armen Kinder hin.“ Obwohl, das ist Schwachsinn. Wir sind ja auch nicht arm.
Wie sind denn deine Leistungen in der Schule?
    In der Schule läuft es nicht so rund. Ich lerne nicht gern und irgendwie habe ich auch keinen Bock auf diesen ganzen Scheiß. Ich kann später in dem Supermarkt arbeiten, wo jetzt schon meine Mama arbeitet. Das hat ihr Chef mir versprochen. Ich habe schon mal so aus Spaß mitgeholfen und der findet mich voll nett. Ich habe auch Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, da bin ich von der ersten Klasse an nicht richtig mitgekommen. Ich habe früher immer den Unterricht gestört und bin einfach rausgelaufen und auf den Schulhof gegangen. Dann sollte mich meine Mutter in der Schule betreuen, aber die musste ja arbeiten und hatte für so etwas keine Zeit. Irgendwie hat es dann doch geklappt, und ich bin zumindest im Klassenraum geblieben, auch wenn ich manchmal nur so rumgelaufen bin. Ich konnte mich halt nie richtig konzentrieren, und deswegen klappt das mit dem Lesen und Schreiben bis heute nicht wirklich. Aber meine Lehrerin zieht mich da irgendwie durch. Bei meiner Schwester ist das anders. Die hat richtig gute Noten, sogar im Zeugnis. Die will später mal Tierärztin werden. Aber unsere Mama sagt immer: „Tierärzte werden wir nicht.“
Du hast gesagt, deine Mutter hat einen sehr jungen Freund. Wie ist der denn so?
    Der Freund meiner Mama heißt Moritz. Der findet es nicht schlimm, wenn ich in der Schule nicht so richtig mitkomme. Er sagt, es kann ja nicht nur Chefs geben. Er hat früher auf der Platte gelebt. Ich meine damit nicht im Plattenbau, sondern auf der Straße. Er ist heute noch ein Punk und hat auch viele Kumpels, die am Alex und wo auch immer abhängen. Was ich an ihm nicht so gut finde, ist, dass er nicht arbeiten geht. Moritz hat auch noch nie gearbeitet. Er ist wirklich faul und chillt nur rum. Er bekommt aber zumindest Hartz IV, und er gibt jeden Monat 150 Euro in die Haushaltskasse. Denn Rest braucht er fürs Kiffen und für Alkohol.
Hast du denn auch schon Drogen genommen?
    So richtige Drogen noch nicht, ich kiffe halt am Wochenende und

Weitere Kostenlose Bücher