Generation Wodka
regelmäÃige Trinken angeht. Doch: âDummheit frisst, Intelligenz säuftâ, sagt der Volksmund. Und die Wirklichkeit scheint diese Behauptung noch zu übertreffen.
Es gibt eine 5 Jahre alte Studie der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen 14 , die besagt, dass sehr viele Studenten nicht nur ernsthafte Probleme mit Drogen haben, sondern auch mit dem Alkohol. Die angehenden Akademiker neigen zum Rauschtrinken und zum Drogenmissbrauch, während die nicht studierenden Altersgenossen öfter rauchen, so das Fazit eines Kölner Forscherteams. Von den 2.300 befragten Studenten gaben damals über 20 Prozent an, in den letzten 14 Tagen zumindest bei einer Gelegenheit mehr als 5 alkoholische Getränke zu sich genommen zu haben. Nur 10 Prozent der Studenten sagten aus, im zurückliegenden Monat überhaupt keinen Alkohol getrunken zu haben. Getrunken wird also in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Natürlich sind die GroÃstädte von diesem Problem ebenfalls betroffen. In unserem Buch âDeutschlands sexuelle Tragödieâ haben wir von Alkoholexzessen berichtet, in denen Jugendliche ihre Sexualpartner im Suff regelmäÃig austauschen. Ein Mädchen, mit dem eine Pädagogin der Arche zum Frauenarzt ging, erfuhr erst bei dem Mediziner, dass sie schwanger war. Sie konnte sich an keinen Sexualpartner in der jüngeren Zeit erinnern. Die Jugendliche war gerade einmal 16 Jahre alt. Der Alkohol baute bei ihr offensichtlich alle Hemmungen ab und stürzte dieses Mädchen letztlich in eine existenzielle Krise.
In GroÃstädten gibt es gerade im bildungsarmen Milieu viele Cliquen, innerhalb derer die Altersunterschiede teilweise sehr groà sind. Oft sind die jüngsten Mädchen erst 11 oder 12 Jahre alt und die ältesten Jungs schon über 20. Es liegt auf der Hand, dass ein älterer Junge von einem 12-jährigen Mädchen etwas anderes will als das Mädchen von dem Jungen. Die jüngeren Kinder, hier überwiegend Mädchen, werden zum Trinken animiert und dann häufig von ihren âFreundenâ missbraucht.
Gerade sexueller Missbrauch ist oft die Folge komatösen Trinkens. Wenn ein 20-Jähriger eine 11-Jährige mit Alkohol abfüllt, dann fällt das nicht mehr unter die Rubrik âJux und Dollereiâ. Und wenn er sie dann noch ins Bett zieht, dann ist eindeutig der Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs erfüllt.
Aber auch die Anzahl von Alkoholvergiftungen steigt in diesem Milieu dramatisch an. Seit der Jahrtausendwende hat es hier eine Zunahme um 143 Prozent (!) gegeben 15 .
Wir haben also ein gefährliches Wachstum von neuen Trinkmustern unter jungen Menschen, die man mit dem Verhalten von früheren Jugendlichen nicht vergleichen kann. Eltern sind recht machtlos, wenn ihre Kinder ein bestimmtes Alter erreicht haben und nicht mehr unter ständiger Kontrolle stehen. Allerdings: Gerade bei Kindern unter 14 Jahren sollten Eltern sehr genau darauf achten, mit wem sich ihre Kinder abgeben. Und Väter und Mütter sollten sofort reagieren, wenn sie das erste Mal eine Alkoholfahne bei ihrem Kind bemerken.
Die Verantwortung der Eltern
Wie gesagt, der Vorbildfunktion der Eltern kommt bei diesem Thema eine entscheidende Bedeutung zu. Selbst keinen exzessiven und ständigen Alkoholkonsum vor den Augen der Kinder zu praktizieren (und am besten selbst dann nicht, wenn es die Kinder nicht mitkriegen), unterstützt den Weg, damit der Nachwuchs das Trinken nicht als Normalzustand und damit harmlos betrachtet. Stellt man zudem fest, dass Kinder auffälliges Interesse am Alkohol zeigen und häufig darüber sprechen, dann sollte man sofort eine Beratungsstelle aufsuchen. Hier können Weichen gestellt werden, die über eine ganze Biografie entscheiden. Denn neben den gesundheitlichen Schäden durch hohen Alkoholkonsum folgen in der Regel auch soziale Defizite und der Weg in die Kriminalität.
Wer einmal richtig abgestürzt ist, lässt sich nur noch schwer wieder herausholen. Deshalb ist es â wie in anderen Lebensbereichen auch â besser, das Kind aufzuhalten, bevor es in den Brunnen fällt. Dazu müssen Eltern aber erst einmal wahrnehmen, in welche Richtung ihr Kind sich überhaupt bewegt.
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Koma, Drogen, Sex â
Interview mit einem 14-Jährigen
Andreas ist 14 Jahre alt und besucht eine Jugendeinrichtung in Berlin. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen und seine Einstellung
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