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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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klar. Aber ob ich das wieder schaffe? Ich weiß auch nicht, ob ich das wirklich will. Das ist ein ganz schöner Stress. Gestern musste ich beim Training eine Strafrunde laufen, weil ich eine große Klappe hatte. Und alle haben zugeguckt und gelacht. Vor wenigen Wochen war ich um diese Zeit manchmal schon zugedröhnt. Nach der Schule haben wir immer eine Flasche Bier und ein Glas Wodka getrunken. Und jetzt renne ich wie ein Pferd im Zirkus immer im Kreis. „Schön bescheuert“, das hat mir meine Freundin gestern gesagt, als ich ihr von der Strafe erzählt habe.
Gibt es denn keine Mädchen, die Verständnis für den Leistungsdruck in der Schule und auch für das Fußballtraining haben?
    Die gibt es sicher, aber Sandra hat nun einmal kein Verständnis dafür. Sie hat schon gedroht, mit mir Schluss zu machen und mit Daniel zusammenzukommen. Die waren früher schon befreundet und er ist immer noch scharf auf sie. Im Moment ist meine ganze Situation Scheiße.
Aber du weißt doch, dass die Beziehung zu deiner Freundin wahrscheinlich nicht für immer hält. Ihr seid beide noch so jung?
    Aber Sandra ist echt geil. Die ist viel weiter als die anderen Mädchen aus unserer Klasse. Und sie weiß, was sie will.
Was will sie denn?
    Jedenfalls nicht so ein scheiß langweiliges Leben. Die will was erleben. Die nimmt sich einfach, was sie will. Und im Moment will sie mich noch, aber ich habe Angst, dass sie mit mir Schluss macht. Ich rauche kaum noch Gras, habe keine Zeit mehr zum Abfeiern und trinke kaum noch Alkohol. Das lässt sie sich mit Sicherheit nicht mehr lange gefallen.
Aber du weiß doch, dass du später mit dieser Einstellung nichts erreichen kannst.
    Wann ist denn später? Wenn ich alt oder tot bin? Ich will jetzt Party haben und nicht, wenn ich ein Opa bin. Ich will maximal so 35 bis 40 Jahre alt werden. Danach ist doch eh nur noch Totentanz angesagt. Das sehe ich doch bei meinen Eltern. Jeden Abend vor der Kiste und einmal in der Woche kegeln. Total langweilig! Dann lieber heute jeden Tag besoffen, und mit 35 Jahren mache ich den Abgang. Aber ich kann es mir halt nicht aussuchen. Als Jugendlicher hat man ja keine Rechte.
Das meinst du alles aber nicht im Ernst?
    Klar, Mann, ich mache immer Ernst. Ich laber keinen Scheiß. Wir haben jetzt im Biounterricht durchgenommen, dass wahrscheinlich jedes zweite Mädchen, das heute geboren wird, mehr als 100 Jahre alt wird. Wenn ich mir vorstelle, wie die dann als Horrorgestalten durch die Welt laufen! Das ist ja wie jeden Tag Halloween. Nee, dann lieber ’nen Einzelfahrschein mit ’ner Rakete zum Mars, wenn ich zu alt bin, um abzufeiern. Stell dir das doch echt mal vor, so viele alte Weiber. Da bekomme ich ja Augenkrebs.
Willst du denn dein Abi schaffen?
    Das ist in meinen Augen Kinderkacke. Das schaff ich selbst noch mit besoffenem Kopf. Aber was soll ich danach machen? Soll ich Lehrer werden oder in einem Büro arbeiten und so einen anderen Mist lernen? Ich will Party machen. Aber bis zum Abi habe ich ja noch zwei Jahre Zeit und dann bin ich auch 18. Dann kann ich eh machen, was ich will.
Du wirst sicher auch Geld brauchen, um zu leben.
    Wenn ich studiere, da habe ich mich schlau gemacht, müssen meine Eltern das berappen. Das ist doch mal voll geil. Und woher sollen die wissen, ob ich dann jeden Tag zur Uni gehe? Aber Junge, das ist mir alles zu weit weg. Ich bin noch jung und freue mich auf alles, was noch so kommt. Meine Zukunft ist mir egal. Ich lebe heute und jetzt. Und alles, was dann kommt, kann ich eh nicht bestimmen. Also, was willst du?!

 
Karneval – Die Hoch-Zeit der Komatrinker
    Da sind sich Deutschlands Großstadtmediziner einig: Die Karnevalstage sind die schlimmsten Tage im Jahr. Vor allem die Innenstadtkliniken in den deutschen Karnevalshochburgen sehen sich zunehmend mit Alkoholvergiftungen bei Minderjährigen konfrontiert. Von Jahr zu Jahr werden es mehr, und vor allem die Schlüsseltage machen der Polizei, den Sanitätern und den Medizinern zu schaffen.
    Der Elfte im Elften, Weiberfastnacht, Karnevalssamstag und natürlich der Rosenmontag und Faschingsdienstag sind Tage, die in den Köpfen dieser Berufsgruppen schon lange vorher Horrorszenarien hervorrufen. Vor den Krankenhäusern stehen die Rettungswagen Schlange und liefern die jungen Schnapsleichen ab. Manchmal sind es bis zu 20 Fahrzeuge, die minutenlang warten müssen, um ihre Fracht auszuladen.
    Kölner

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