Generation Wodka
klauen. Wir haben 20 Jugendliche dazu befragt. 15 von ihnen haben zugegeben, schon einmal Flaschen mit hartem Alkohol mitgehen lassen zu haben.
Der Feind in meinem Wohnzimmer
Vor allem das Elternhaus spielt bei der Beschaffung des Alkohols eine erhebliche Rolle. Natürlich sind es auch die älteren Geschwister, die den jüngeren Kindern helfen, an Alkohol heranzukommen.
Viele Eltern horten zudem groÃe Vorräte an Nieder- und Hochprozentigem in ihren Kellern und Wohnzimmern. Und ob da die eine oder andere Flasche fehlt, wird Mama oder Papa kaum merken.
Die eigene Familie ist also eine wichtige Bezugsquelle für die Kinder und ihre Freunde, um an den Stoff heranzukommen. Wenn Kinder sich auf Volksfesten, auf Jahrmärkten oder Feuerwehrfesten betrinken (was häufiger vorkommt, als man denkt), sind es fast immer ältere Jugendliche, die eine âRundeâ, also mehrere Gläser ordern, die sie danach an ihre Freunde verteilen. Und die sind eben häufig noch nicht volljährig.
Kleinere Kinder kann man oft dabei beobachten, wie sie SüÃigkeiten mit alkoholischem Inhalt verputzen â Liköreier etwa oder Schnapspralinen. Die bekommen sie in jedem Laden, selbstverständlich auch in den groÃen Supermarktketten.
Ganz einfach ist es in Deutschland für unsere Kids, an Bier heranzukommen. Da reicht wirklich ein Besuch in einem Supermarkt oder einem Kiosk. Viele Ladenbesitzer sehen Bier als eine Art Grundnahrungsmittel an. Glücklicherweise ist der Genussfaktor bei Bier bei den Kindern sehr gering; der Geschmack ist ihnen zu bitter. Darüber hinaus brauchen die Kleinen eine groÃe Menge, um einen gewissen Alkoholpegel zu erreichen. Das Trinken einer Flasche Bier in der Ãffentlichkeit und im Beisein der Freunde dient also eher dem Gefühl des âCoolseinsâ. Mit Komasaufen hat das wenig zu tun.
Vergleichen kann man das in etwa mit einem Heroinsüchtigen, der kein Geld mehr für den nächsten Schuss hat. Ein Zug an einem Joint wird auch ihm keine persönliche Erfüllung geben. Damit wollen wir das Niedrigprozentige nicht verharmlosen. Bier und Wein stellen für manche die Einstiegsdroge dar, bevor sie sich an härtere Sachen machen. Fürs Komasaufen gilt indessen: Es müssen schon Schnaps, Wodka oder andere Spirituosen sein, um in angemessener Zeit den erwünschten Rauschzustand zu erlangen.
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Uns liegt es fern, alle Mitarbeiter in Supermärkten und an den Kiosken unter Generalverdacht zu stellen. Wir wissen, dass das Kontrollieren nicht ganz einfach ist. Es gibt ja umgekehrt auch junge Erwachsene, die sich ein jugendliches Gesicht bewahren konnten â da ist es für die Kontrollierenden manchmal peinlich, wenn der vermeintlich 16-Jährige tatsächlich schon 21 ist. Die Frage ist nur, ob man solche Situationen nicht einfach in Kauf nehmen muss, um den Alkoholmissbrauch bei Minderjährigen wenigstens ein bisschen einzudämmen.
In vielen Fällen ist es aber ohnehin so â da sollten wir uns nichts vormachen â, dass Kinder ihren Alkoholbedarf über Freunde decken, die schon mindestens 18 Jahre alt sind. Und die haben dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein schlechtes Gewissen.
Dass Kinder (so oder so) an Alkohol herankommen, auch an groÃe Mengen, ist leider Realität. Sonst würden nicht Hunderte von Kindern an einem einzigen Tag allein beim Karneval in Köln in die Intensivstationen der Krankenhäuser eingeliefert werden. Und es gibt keine groÃen Unterschiede im Alkoholkonsum auf der Landkarte. Kids von Flensburg bis Bad Reichenhall saufen sich in einen komatösen Rausch.
Helfen können wir unseren Kindern nur, wenn wir neben einer besseren Aufklärung die Weitergabe von Alkohol an Kinder und Jugendliche härter unter Strafe stellen. Das Ausgeben von Alkohol an Kinder darf kein Kavaliersdelikt mehr sein. Weder im Laden noch am Kiosk, weder im Restaurant noch bei der privaten Silvesterfeier. Wir sollten das ächten, was junge Menschen ins Unglück stürzt. Kindern und Jugendlichen Alkohol zur Verfügung zu stellen â es ist an der Zeit, dass wir das zum Tabu erklären.
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Johannes â Der Säufer
Johannes geht aufs Gymnasium. Das Lernen fällt ihm leicht. Eigentlich braucht er zu Hause nur sehr wenig für die Schule zu tun, obwohl seine Eltern ihn drängen, mehr zu lernen. Aber warum eigentlich? Wenn
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