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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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Hause durfte ich nur an Silvester was trinken. Ich glaube, auch schon so mit 10.
Warum hast du an dem Abend auf dem Alex so viel getrunken?
    Weiß ich auch nicht. Weil das alle so gemacht haben.
Fühlst du dich besser, wenn du was getrunken hast?
    Ja, dann fühle ich mich echt lockerer. Dann kann ich sogar Mädchen anbaggern. Dazu fehlt mir sonst der Mut.
Was haben deine Freunde auf dem Alex später zur dir gesagt?
    Nichts. Mit denen will ich auch nichts mehr zu tun haben.
Was glaubst du, warum so viele Jugendliche so viel trinken?
    Weil sie sich dann besser drauf fühlen, und weil sie meinen, sie sind dann cooler.
Wieso?
    Weil das alles verboten ist. Das reizt irgendwie.
Und wie bekommt ihr das Zeug immer wieder?
    Das ist kein Problem. Selbst ich habe mal so eine Flasche mit Alkohol beim Chinesen gekauft.
Welche Konsequenzen ziehst du aus deinem Krankenhausaufenthalt?
    Ich will nie wieder ganz so viel trinken.

 
Einblicke: Familie Siggelkow und der Alkohol
    Viele Eltern sehen den in bestimmten Kreisen rasant zunehmenden Alkoholmissbrauch mit großer Sorge. Sie haben Angst, dass ihre eigenen Kinder in diesen lebensgefährlichen Strudel der Abhängigkeit mitgerissen werden. Im folgenden Kapitel berichtet Arche-Gründer Bernd Siggelkow , Vater von 6 Kindern, wie er in seiner Familie bislang mit dem Reizthema umgegangen ist.
    Es war ein total verregneter Tag, an dem keiner freiwillig das Haus verließ. Die wenigen Menschen, denen man an diesem stürmischen Herbsttag begegnete, waren sehr in Eile. Vom Auto ins Kaufhaus, aus dem Bus zur Schule, stampfend unter dem Bushäuschen, um dem starken Wind zu entkommen. Auch die Hunde wurden heute eher vernachlässigt, ein kurzer Gassigang musste reichen.
    Jedes Kind, das unsere Einrichtung besuchte, war glücklich, endlich im Trockenen und Warmen zu sein. Bei diesem trüben Wetter war die Mehrheit der Kids ziemlich schlecht gelaunt. Unsere Pädagogen hatten alle Hände voll zu tun, die „Streithähne“ zu beruhigen. Das Wetter schlug allen aufs Gemüt. Die Tage zuvor waren einfach zu schön gewesen und hatten uns alle mit Sonnenschein verwöhnt – keiner wollte sich damit anfreunden, dass der Spätsommer nun wirklich zu Ende ging.
    Am Abend wollten alle unsere Arche-Kids von unseren Mitarbeitern nach Hause gefahren werden. Jeder suchte einen Grund, um nicht durch die Pfützen laufen zu müssen, auch wenn es nur um die Ecke ging. Wir mussten hart bleiben, weil uns allen der Heimweg noch bevorstand.
    Auch für mich ging ein anstrengender Tag zu Ende. Viele Gespräche, die von Sorgen und Ängsten begleitet waren, füllten mein Programm. In fast jedem Gespräch mit den Eltern und Jugendlichen merkte ich, wie viele von den Lebensstürmen umgepustet wurden und häufig kaum noch einen Ausweg oder gar eine Perspektive sahen. Die vielen Erziehungsfragen, aber auch die materiellen Sorgen kamen immer wieder hoch.
    Kurz bevor ich nach Hause fuhr, gingen mir die verschiedenen Situationen noch einmal durch den Kopf. Da war der kleine Junge, der mir von seinem Vater erzählte, der jeden Tag Alkohol getrunken hatte, bis die Mutter ihn verließ. Sie weiß jetzt offenbar kaum, wie sie ihre Kinder durchbringen soll. Oder der Teenager, der von einer Clique zusammengeschlagen worden war, nur weil er zur falschen Zeit in das falsche Gesicht geschaut hat. Da war der Vater, der nicht wusste, wovon er die Zahnoperation für seinen Sohn bezahlen sollte. Der Mann rannte von Krankenkasse zu Hilfsorganisationen, zu Parteien und Bezirksämtern und hörte immer nur: „Tut uns leid, wir können nicht helfen!“ Die Arche war seine letzte Hoffnung, denn er wollte doch das Beste für seinen Sohn. Eine Mutter hatte geweint, weil das Jugendamt ihr drohte, die Kinder wegzunehmen, wenn sie sich nicht mehr Mühe geben sollte. „Und bei wem kann ich mich mal anlehnen?“ Diese Frage der verzweifelten Frau klang noch lange in mir nach.
    Doch meine Gedanken wurden unterbrochen, da meine Tochter schon beim Frühstück angemeldet hatte, gemeinsam mit meiner Frau und mir sprechen zu wollen. Nach dem Abendbrot setzten wir uns also gemütlich auf die Couch. Endlich war Feierabend und die ganze Familie war zu Hause und hatte so einiges mitzuteilen. Doch meine Tochter drängte uns zum Gespräch. Es waren nur noch wenige Wochen, bis sie ihren 16. Geburtstag feiern wollte – schon klar, dass da einige

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