Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
Vom Netzwerk:
einer der Jungs, „man kommt doch viel zu leicht an das Zeug!“ Mit dem „Zeug“ meinte er nicht nur Bier oder Alkopops, sondern auch Whiskey, Branntwein oder Wodka.
    Ein anderer, vielleicht 14 Jahre alt, fiel ihm ins Wort: „Genau. Ich kann das selbst kaufen. Kontrolliert werde ich sowieso nie, und wenn, dann frag ich einfach einen Kumpel.“
    Doch viel erschreckender war die Aussage eines sonst eher ruhigen, groß gewachsenen Jugendlichen: „Das Zeug steht doch zu Hause rum. In der Bar der Eltern, im Kühlschrank, im Keller oder sonstwo. Wenn einer etwas zu einer Party mitbringen soll, dann ist es gar nicht schwer. Auch Frustsaufen nicht – das merkt doch niemand.“
    Wenn es so leicht ist, an Alkohol zu kommen, dann müssen wir uns doch gar nicht wundern, dass so viele junge Leute damit Erfahrung haben. Besonders dann, wenn der Druck der Gruppe groß wird. Kontrollen in den Geschäften sind gut, doch wenn unsere Kinder schon beim normalen Einkauf ständig über Hochprozentiges stolpern, wird der Anblick und vielleicht der Konsum schnell zur Normalität.
    Gehört Alkohol also in den Waffenschrank? Ich muss zugeben, als dieser Jugendliche von der Bar und dem Kühlschrank der Eltern erzählte, kamen mir tatsächliche solche Gedanken.
    Vielleicht sollten wir wirklich dafür sorgen, dass Alkohol bei uns zu Hause nicht mehr so offen zugänglich ist, wenn unsere Kids in das Alter kommen, in dem er eine Rolle spielt.
    Reden hilft. Schweigen ist keine Lösung! In vielen Familien wird viel zu wenig über solche Themen gesprochen. Häufig denken wir Eltern, dass unsere Kids schon genug Aufklärung in diesen Dingen haben. Allerdings ist es besser, wenn auch wir hierüber reden und ein gutes Vorbild sind.
    Eltern, die selbst ständig trinken, können keine guten Beispiele sein. Strikte Verbote sind sicher auch nicht das Gelbe vom Ei, denn dann ist der Reiz des Verbotenen umso größer.
    Sprechen Sie dieses Thema am besten einfach mal offen an. Natürlich geht es nicht ohne Regeln. Erklären Sie Ihren Kindern, warum es Altersfreigaben gibt und dass jeder Körper unterschiedlich reagiert. Auch dass man nicht besonders erwachsen oder ein „Kerl“ ist, wenn man einen Kasten Bier getrunken hat. Bringen Sie Ihrem Kind Vertrauen entgegen und reden Sie mit ihm verständnis- und liebevoll über Gefahren und Konsequenzen bei Grenzüberschreitungen. Versuchen Sie, gemeinsam Lösungen zu finden. Seien Sie neben Vater oder Mutter auch Freund Ihres Kindes.
    Sprechen Sie mit anderen Eltern über deren Erfahrungen, und versetzen Sie sich in Ihr Kind hinein, um es besser zu verstehen. Beobachten Sie auch Leistungsabfälle in der Schule und denken Sie immer daran: Wenn Ihr Kind ein Teenager wird, dann sind Sie in einem schwierigen Alter – und nicht Ihr Kind.
    Beobachten Sie schließlich sehr kritisch Ihren eigenen Alkoholkonsum. Wenn Sie sich von Ihrem Kind in diesem Punkt bereits Vorwürfe anhören müssen, dann wissen Sie, dass von Ihnen möglicherweise schon eine Gefahr ausgeht. Sie können daraus eine Chance machen, indem Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter demonstrieren, dass Verhaltensänderungen möglich sind.

 
Kerstin – „Ich kann mein Kind nicht lieben“
    Weihnachten 2007: Kerstin war frustriert. Das Telefonat mit ihrer Mutter hatte in einem Desaster geendet. Ihre Mutter wollte heute, Heiligabend, nun doch lieber mit ihrem neuen Freund verbringen. Der lebte mit seiner Tochter in einer kleinen Wohnung am Rande der Stadt. Kerstin hing mehr als sie saß in dem Fernsehsessel, in dem früher ihr Vater so gerne seine Freizeit verbracht hatte. Doch er hatte seine Familie bereits vor vielen Jahren verlassen und lebte inzwischen nicht mehr in der Stadt. Zwischen Vater und Tochter herrschte Funkstille.
    Der ist sicher mit seiner neuen Familie zu beschäftigt , dachte Kerstin wenig selbstbewusst. Sie stand auf. Wütend klappte sie das kleine Telefon zu und starrte auf die Wände. Musste sie das Weihnachtsfest wirklich allein verbringen, ohne Geschenke, Freunde und Familie? Es sah fast so aus.
    Panik kroch in ihr hoch, heiß und klebrig. Zur Familie gehörte nur noch ihre 16-jährige Schwester, ein Jahr jünger als sie, die allerdings Tag und Nacht bei ihrem Freund verbrachte. Trotzdem, einen Versuch war es wert. Doch auch hier gab es eine Absage: Sie werde bei der Familie ihres Freundes

Weitere Kostenlose Bücher