Generation Wodka
Wünsche im Raum standen. Sie erzählte uns von den Freunden, die sie einladen wollte, auch einige ihrer Klassenkameradinnen.
Alles kein Problem, doch wir merkten bei dieser Unterhaltung immer mehr, dass da noch etwas Verborgenes war. Sie druckste die ganze Zeit herum, und natürlich merkten wir, dass da noch ein Thema lauerte.
âNun raus mit der Sprache, da ist doch noch was. Was liegt dir auf der Leber?â, fragte ich schlieÃlich. Man musste ihr die Brocken schon fast aus der Nase ziehen. âWas ist los, du bist doch sonst nicht so schüchtern?â
Fast flüsternd stotterte sie schlieÃlich die Frage heraus, die letztlich der Anlass für das anberaumte Gespräch gewesen war: âWas ist mit Alkohol?â
Ups, wir hatten mit viel gerechnet, aber nicht mit dieser Frage. In der Regel gehen wir bei unseren älteren Kindern relativ locker mit diesem Thema um. Nicht, dass wir nicht darüber reden, nein, ganz im Gegenteil. Auch sie gehen schlieÃlich auf Partys, trinken Alkohol und feiern, wie andere es auch tun.
Einige Jahre zuvor hatten mitten in der Nacht einige Freunde meines ältesten Sohns angerufen und mich gebeten, ihn von einer Party abzuholen, da er angeblich nicht mehr laufen konnte. So fuhr ich morgens um etwa 2:00 Uhr zu diesem Fest und setzte meinen Jungen ins Auto. Er war nur schlecht ansprechbar â ich allerdings auch, denn dieser nächtliche Chauffeurdienst verhagelte mir mächtig die Laune. Hatten wir unseren Kindern nicht einen guten Umgang mit Alkohol vorgelebt? Hatten unsere Warnungen nicht genug Wirkung gehabt? Wollte unser Sohn sich einfach mal ausprobieren?
All diese Fragen beschäftigten mich in diesem Moment, obwohl mein Sohn schon einige Zeit volljährig war. Nachdem ich ihn nach Hause gebracht und er am nächsten Tag bis nachmittags geschlafen hatte, erzählte er uns von der Party. Angeblich hat er dort nur drei Bier getrunken; er hatte keine Ahnung, warum er sich an nichts mehr erinnern könne. Nach den drei Bier sei er auf der Feier eingeschlafen â und als er aufwachte, war er so betrunken, dass ich ihn abholen musste. Wir konnten das eigentlich nicht so richtig glauben, bis sich herausstellte, dass wohl jemand irgendwelche Pillen in sein Bier gemischt hatte. Eine Lehre für ihn, nicht allen und allem zu vertrauen.
Bei unserer 16-jährigen Tochter fanden wir allerdings eine Geburtstagsfeier mit Alkohol ein wenig verfrüht, zumal sie selbst noch nie den Wunsch geäuÃert hatte, etwas zu trinken. Warum also jetzt bei ihrer Party? Irgendwie wirkten ihre ganzen Erklärungsversuche eher wie der Versuch, etwas zu vertuschen.
Wir blieben mit unserer Frage hartnäckig: âWarum willst du denn unbedingt Alkohol auf deiner Feier?â
Dann flossen die Tränen, und es dauerte eine Weile, bis sie mit der Sprache rausrückte: In ihrer Schulklasse waren die meisten Schüler fast ein Jahr jünger als unsere Tochter. Ihre Klassenkameraden wussten, dass unsere Kinder regelmäÃig in die Kirche gehen und ihr Christsein nicht verstecken, und deshalb gab es auch immer wieder Gespött. Schade, dass es Jugendlichen häufig schwer gemacht wird, zu dem zu stehen, wovon sie überzeugt sind. Da ist es oft nicht besonders weit her mit der Toleranz; es scheint leichter, mit der Masse zu schwimmen.
Es war natürlich klar, dass einige Schüler über unseren Glauben ihre Witze machten, dass sie aber auch davon überzeugt waren, dass Christen gar nichts dürfen â nicht mal mit 16 Alkohol trinken. Unsere Tochter wollte einfach beweisen, dass auch sie cool ist und dass auch Christen alles Mögliche âdürfenâ â und sie hat ja grundsätzlich auch recht!
Allerdings war es bei diesem Thema nicht so einfach. Wir versuchten ihr zu erklären, dass die meisten der Freunde, die sie einladen wollte, gerade mal 15 waren und demnach noch gar keinen Alkohol trinken durften.
Natürlich konterte sie, dass die meisten der Eingeladenen schon früher mit Alkohol gefeiert hätten â aber schlieÃlich verstand sie, worum es ging. âIhr habt also nichts dagegen, wenn ich etwas Alkohol trinke?â, fragte sie.
âNein, wir haben nichts dagegen, weil wir dir vertrauen und wissen, dass du verantwortungsvoll damit umgehst. Wir haben nur etwas dagegen, dass du oder wir an Kinder Alkohol ausgeben.â
Das leuchtete ihr ein.
Was Eltern tun können
Es ist für unsere Kinder
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