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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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Gewaltausbrüchen. Vergewaltigungen sind eine hässliche Randerscheinung. Angetrunkene Männer fühlen sich von leicht bekleideten Mädchen sexuell angemacht und bekommen, betrunken wie sie sind, nicht mehr mit, wenn die Frauen längst Nein gesagt haben.
    Ein Teilnehmer einer solchen Spring Break-Party in Rumänien erzählt: „Überall liegen Kondome herum; Mädchen, die sich bedrängt fühlen und von angetrunkenen Männern belästigt werden, erstatten nur selten Anzeige. Warum auch? Die Partys sind so anonym, dass eine Anzeige überhaupt keinen Sinn macht. Die Chance, einen der Täter zu finden, ist gleich null.“
    Was ein unbeschwertes Frühlingsvergnügen hätte werden sollen, wird so für manche junge Frau zu einem Trauma, an dem sie ein Leben lang leiden wird. Und Genosse Alkohol hat entscheidenden Anteil daran.

 
Malte – Abstieg in die Punkerszene
    Malte geht auf eine Gesamtschule in Frankfurt am Main. Er ist 14 Jahre alt und hat eigentlich geplant, in zwei Jahren den Hauptschulabschluss zu schaffen. Doch das sieht nicht gut aus.
    Er schwänzt schon seit einigen Wochen immer wieder die Schule und schläft nur noch sehr selten zu Hause bei seinen Eltern und seiner ein Jahr älteren Schwester. Seit zwei Jahren trinkt Malte fast täglich Alkohol, immer zusammen mit drei Freunden, „mit seinen drei besten Kumpels“, wie er es ausdrückt.
    Angefangen hat die Trinkerei auf der Geburtstagsfeier eines Freundes seiner Schwester. Malte sah schon immer etwas älter aus als die Mitschüler aus seiner Klasse. Bis vor zwei, drei Jahren waren seine Schulnoten ganz passabel. Auf dieser Feier lernte Malte nun einen Jungen kennen, mit dem er sich auf Anhieb gut verstand.
    Er heißt Tim, ist 16 und weiß nicht wohin mit seinen Kräften. Schon zweimal musste er eine Klasse wiederholen. Bis heute kann Tim kaum lesen, geschweige denn schreiben. Aber irgendwie schafft er es immer wieder, sich durch die Schule zu mogeln, auch wenn es länger dauert. Seine Lehrer haben Tim längst aufgegeben. Der 16-Jährige lebt schon seit einem Jahr bei einer Freundin, die 11 Jahre älter ist als er. Aber nicht einmal Malte weiß, wie weit die Beziehung der beiden geht. „Ob das so mit allem ist, was dazugehört?“, fragt sich Malte.
    Die Freundin, Addi, hat früher einige Jahre als Punkerin auf der Straße gelebt. Seit dieser Zeit ist sie dem Alkohol verfallen. Heute lebt sie in einer kleinen Wohnung, die die Arbeitsagentur bezahlt. Auch Malte schläft fast täglich dort, oft ist er zu betrunken, um nachts noch nach Hause zu gehen. Arbeiten wird Addi wohl in diesem Leben nicht mehr. Sie lebt von Transferleistungen und ist für den Arbeitsmarkt verloren, denn sie hat keinen Schulabschluss und ihre Leber ist schwer geschädigt.
    Wenn die Schule aus ist, steht in der Regel Maltes Freund Tim schon vor dem Gebäude. Zusammen gehen die Jungs dann in die Innenstadt, um ein paar Euro zu schnorren. Das dauert manchmal drei, vier Stunden, denn der Konkurrenzkampf unter den Schnorrern ist groß.
    â€žMorgens sitzt die Kohle bei den Spießern viel lockerer“, wissen Malte und Tim, aber sie bekommen Ärger mit dem Amt, wenn sie zu häufig in der Schule fehlen. Und Ärger mit dem Jugendamt wollen sie nicht riskieren. „Die vom Amt wissen nicht, dass ich bei Addi lebe, da halten meine Eltern dicht, die wollen auch keinen Ärger“, sagt Malte.
    Wenn Malte und Tim dann so ungefähr 15 Euro zusammengebettelt haben, geht es auf dem schnellsten Weg in einen Supermarkt. Dort kaufen sie eine Flasche Wodka und einige Flaschen Bier. Damit sie die Getränke auch erhalten, rufen die Jungs vorher bei Addi an, die dann hinkommt und die Flaschen mit dem Geld der Jungs bezahlt. Aber Malte wie auch Tim haben auch den „Stoff“ schon oft „durch die Kasse bekommen“, wie sie es nennen.
    Danach geht es rasch in Addis Wohnung. Die drei setzen sich auf die Couch und öffnen die Flasche mit dem billigen Wodka. Der wird in der Regel verdünnt mit Cola oder – wenn das Geld dafür nicht reicht – mit billiger Brause.
    Eine Stunde später hat Malte sein Level erreicht. Er vergisst dann den ganzen Druck und Stress und kann perfekt chillen. Sorgen macht er sich nicht, zumindest was seinen Alkoholkonsum angeht: „Das bisschen Stoff macht mir und meinem Körper nichts aus“, redet er sich ein. Mit Bier

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