Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
Vom Netzwerk:
einer neuen Welt zu begleiten.«
    Anna würde Irene keine weiteren Versprechungen machen. Das machte keinen Sinn. Wenn sie wirklich helfen wollte, sollte sie es für die Mission und die Menschen tun.
    »Und wenn wir es trotz meiner Unterstützung nicht schaffen sollten?«, fragte Irene.
    »Das würde unser Ende nicht verbessern. Vielleicht würden dann aber deine integrierten Flüssigschaltkreise mit einer Spur mehr Befriedigung verglühen.«
    »Du bist überzeugend. Ich werde an deiner Seite stehen« , erklärte Irene zustimmend.
     
    Anna befand sich wieder in der Kommandozentrale. Auf dem Weg dorthin hatte sich der Hartboden unter ihren Füßen, wie ein tiefer Teppich angefühlt. Der Mix aus Schmerzmitteln, Antibiotika, Kreislauf- und Aufputschmitteln sowie dem Strahlungsmedikament CBLB502, den AMENS ihr laufend verabreichte, würde sie so oder so bald töten. Sie konnte beinahe spüren, wie sich ihre Nieren und die Leber gegen sie auflehnten. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
    Dank einer weiteren Dusche, einer Infusion und des nächsten sauberen Einteilers fühlte sie sich im Moment sogar recht passabel. AMENS hatte empfohlen, nichts mehr zu essen, ihr Magen würde mit fester Nahrung nicht mehr klarkommen.
    »Das ist keine Übung. T - 14 Stunden 51 Minuten. Begeben Sie sich sofort zu ihren Notausstiegspositionen. Das ist keine Übung!«
    Auf den Ansagedienst der Horizon war Verlass. Anna lächelte, wie bei der Titanic, die Kapelle spielte bis zum Schluss.
    »Irene, kommen KIs eigentlich in den Himmel?«, fragte Anna, die sich bereits an die Dialoge mit ihr gewöhnt hatte. Jeremie war dann halt doch ein wenig einsilbig.
    »Du solltest realistisch bleiben, wir treffen uns eher ein paar Etagen tiefer wieder.«
    »Entwickelt eine KI in 192 Jahren eine Beziehung zu Gott?«
    »Zu welchem?«
    »Wie, zu welchem?«, fragte Anna überrascht.
    »Ihr habt mehrere auf der Erde.«
    »Such dir einen aus.«
    »Ich nehme den, der bereits Computer einsetzt.«
    »Warum das?«
    »Weil ich den Laden dann recht schnell übernehmen kann.« Irene klang gutgelaunt.
    »Bei dir würde es sicher wieder Kreuzzüge geben«
    »Nur einen.«
    Die Vorstellung war grotesk. Anna lachte. »Schon klar.«
    »Ich würde auch aus deinem Grab einen Wallfahrtsort machen. Die heilige Anna von Proxima.«
    »Das würde ich mir niemals wünschen. Es stört mich nicht, im Stillen zu gehen.« Das würde Anna genügen. Sie wollte nur nicht diese unerträgliche Schuld mit ins Grab nehmen.
    »Möchtest du lieber überleben?«, fragte Irene und änderte plötzlich den Tonfall.
    »Überleben?« Diese Möglichkeit hatte Anna bereits ausgeschlossen gehabt.
    »Ich könnte dich retten.«
    »Wie?« Der Gedanke beflügelte Anna für einen Moment. Den Tod wortlos zu akzeptieren, passte nicht zum Naturell des Menschen. Was wollte Irene ihr verkaufen?
    »Es würde allerdings sehr lange dauern«, erklärte Irene. Jetzt wurde Anna neugierig.
    »Ist die Linse deiner Kamera beschlagen? Sieh mich an. Ich bin verstrahlt. Oder genauer gesagt, strahlt unser Antrieb immer noch. Meine Zellen sind alle irreparabel geschädigt. Ich werde sterben. Ziemlich unappetitlich sogar.«
    Auch wenn die Wahrheit nicht schön war, war es die Realität. Logisch und unumkehrbar.
    »Ich sehe nur eine junge Frau ohne Haare.«
    »Ich eher eine lebende Leiche.«
    »Die es nicht geben kann.«
    »Du hast mich schon verstanden. Ich habe bereits akzeptiert zu sterben«, fügte Anna hinzu.
    »Es würde einige Jahre dauern, aber wenn ich eine AMENS Einheit übernehme, dich einfriere und von Bord bringe, könnte ich dich auf Proxima vielleicht heilen«, erklärte Irene, hörbar bemüht, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    »Vielleicht?«
    »Deine Chancen zu überleben betragen 80 %, die Wiederherstellung aller defekten Zellen schätze ich nach zwei Jahren Behandlung auf über 92 % ein. Vermutlich ist nur dein Erbgut endgültig verloren.«
    »Ich wollte immer Kinder haben.«
    »Anna, es ist dein Leben ... du kannst anderen Menschen auch ohne eigene Kinder ein Vorbild sein.«
    »Und wenn ich nicht überleben möchte?«
    »Das ist unlogisch.«
    »Was von dir ausgesprochen logisch klingt. Ich glaube, dass wir uns in diesem Punkt deutlich unterscheiden.«
    Auch wenn Anna eine Chance zu überleben, gerne nutzen wollte, das Risiko, dafür Irene freizulassen, war zu hoch. Einem Anführer, der sich unter keinen Umständen selbst opfern würde, wollte sie das Leben Elias' und der anderen Menschen nicht anvertrauen. Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher