Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
einzudringen?«
»Wieso sollte ich das tun?«
»Du sollst nicht direkt alles lahmlegen! Aber zumindest einmal kurz reinschauen … das würde reichen!«
»Was du beschreibst, ist ein elektronischer Angriff, der schwerwiegender wäre, als jemand mit der Pistole zu bedrohen.«
»Ja … das weiß ich doch … nur wir sind gerade völlig ahnungslos!«, erklärte Elias, der versuchte, sein Anliegen zu rechtfertigen.
»Und wir leben noch, die haben uns gerettet, was wir nicht ohne Not mit einer Ohrfeige beantworten sollten.«
Vater hatte natürlich recht, die Konsequenzen eines missglückten Angriffs könnten fatal sein.
»Und wenn unser Leben davon abhängen würde?«
»Das tut es aber nicht«
»Aber wenn es so wäre …«
»… dann würde ich dich beschützen.«
»Also würdest du die Systeme angreifen?«
»Es gibt fast immer andere Wege.«
»Und wenn nur der Kampf bleibt?«
»Das ist mir zu hypothetisch.«
»Das ist es nicht, es ist nur eine simple Entscheidung.«
»Ist ja gut … ja!«
»Ja, was?«
»Ja! Ich würde kämpfen!«
»Danke.«
»Dazu muss es aber nicht kommen!«
»Natürlich nicht.« Elias lächelte, Vater war die pazifistischte militärische Virensignatur, die man sich vorstellen konnte. Der würde freiwillig keiner Fliege ein Haar krümmen, wobei er nicht sicher war, ob es auf Proxima überhaupt Fliegen gab. Trotzdem liebte er Vater wie seinen Vater , was mindestens genauso schräg war.
»Elias?«, fragte Kezia verschlafen.
Er ging zum Bett und strich ihr durch das Haar. »Wir haben Zeit … schlaf einfach noch ein wenig.«
»Ist gut ...«, murmelte sie, legte den Arm an seinen Hals und zog ihn ins Bett. Elias wehrte sich nicht, wozu auch. Kezia schmiegte sich an seine Seite und schlief weiter.
»Fang mich, wenn du dich traust«, rief Anna und lief von ihm davon. Mehr als ihre langen roten Haare trug sie nicht am Körper. Ihr nachzulaufen, wer hätte das nicht getan, auch Elias zögerte nicht. Was sich als erheblich mühsamer herausstellte, als zunächst angenommen. Dieser rote Teufel rannte, als ob es kein Morgen gäbe. Durch den Wald, über Baumstämme springend, durch kleine Bachläufe spritzend, die pure Lebensfreude wogte in jedem ihrer Schritte. Schnelle Schritte, Elias atmete rascher, es konnte doch nicht sein, von ihr bei einem Lauf durch den Wald abgehängt zu werden.
»Ist das alles, was du drauf hast?« Anna machte sich einen Spaß daraus, ihn zu fordern. Nicht die Spur einer Anstrengung konnte er in ihrer Stimme hören. Elias wäre gerade nicht mehr in der Lage gewesen, zu antworten. Zweige streiften seine Arme, die auf seiner nackten Haut zahlreiche rote Striemen hinterließen. Aufgeben würde er trotzdem nicht, er würde sie bekommen, das stand fest!
»Ich dachte immer, du wärst schneller!« Anna lachte. Dieses Luder! Sie lief aus dem Wald heraus auf eine Klippe zu. Was hatte sie vor? Die Sonne schien, die Luft war angenehm warm, es gab viele Dinge, die Elias lieber tun würde, als sich die Lunge aus dem Leib zu rennen. Sie hatte allerdings seinen Ehrgeiz geweckt, die Vorstellung Anna zu besitzen, überwog die Mühen, zu denen er sich zwang.
»Jetzt kannst du zeigen, was du wert bist«, rief Anna und rannte aus vollem Lauf auf die Klippe zu. Dahinter konnte Elias zuerst nur blauen Himmel und, sobald er näher kam, auch das Meer erkennen. Wozu war er bereit?
Anna sprang über die Kante, streckte den Körper, schrie und flog in das weite Blau des Horizonts. 30, 40 oder 60 Meter, die Höhe vermochte er kaum abzuschätzen. Carpe diem, Elias wurde schneller, für diesen Augenblick lohnte es sich, gelebt zu haben. Mit seitlich ausgestreckten Armen flog er hinterher. Das Gefühl der Unabhängigkeit überwog jeden misslichen Moment in seinem Leben. Er war frei.
Ins Wasser eingetaucht, drehte er sich, sah Anna an und schwamm ihr nach. Wasser bedeutete Leben, sein Leben, das er noch viele Jahre auskosten wollte.
»Du hast nicht gezögert ...«, sagte Anna später am Strand und wälzte sich im Sand. Das Sonnenlicht funkelte in ihren nassen Haaren. Mit der Hand an seinem Nacken zog sie ihn zu sich heran. Ihre Lippen schmeckten warm und salzig. Sie lachte, sprang auf und lief wieder in die schwache Brandung, die kaum mehr als die Knöchel umspülte. Elias hatte keine Mühe, sie erneut einzufangen.
Das Liebesspiel in der Brandung war wie ein Traum. Ein Traum. Das war nur ein Traum. So real. Elias wusste, dass er neben Kezia im Raumschiff schlief und in seinen
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