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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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ging weiter. Rob schaute unschlüssig zwischen den beiden Wissenschaftlern hin und her. Breitner bedeutete ihnen, ihm zu folgen. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Tier.«
    Sie gingen an weiteren Gruben und Aushubhaufen vorbei. Rob schaute sich um. Überall Megalithen. Einige noch halb verschüttet. Andere gefährlich schief. Er murmelte: »Die Grabung ist ja viel größer, als ich dachte …«
    Der Weg war so schmal, dass sie im Gänsemarsch gehen mussten. Christine Meyer, hinter Rob, antwortete: »Bodenradar und Magnetprospektion deuten darauf hin, dass unter den Hügeln noch zweihundertfünfzig weitere Steine vergraben sind. Vielleicht sogar mehr.«
    »Wow!«
    »Ja, eine unglaubliche Stätte.«
    »Und natürlich unglaublich alt, oder?«
    »Das auf jeden Fall…«
    Inzwischen stürmte Breitner ihnen regelrecht voraus. Er kam Rob vor wie ein kleiner Junge, der es kaum erwarten kann, den Eltern seine neue Spielhöhle zu zeigen. Christine Meyer fuhr fort: »Allerdings ist die Stätte extrem schwer zu datieren: Es gibt keinerlei organische Überreste.«
    Sie erreichten eine Metallleiter, und Christine kam an Robs Seite. »Da wären wir.« Sie kletterte zielstrebig nach unten. Offensichtlich hatte sie keine Angst, sich schmutzig zu machen - trotz des weißen Hemds.
    Rob folgte ihr, allerdings wesentlich weniger behände. Dann standen sie auf dem Boden der Grube. Die hohen Megalithen umringten sie wie grimmige Wächter. Rob fragte sich, wie es wäre, nachts hier zu sein, schlug sich den Gedanken aber rasch wieder aus dem Kopf. Er holte sein Notizbuch heraus. »Sie wollten gerade was über die Datierung sagen?«
    »Ja.« Christine runzelte die Stirn. »Bis vor kurzem waren wir nicht sicher, wie alt die Stätte ist. Uns war natürlich klar, dass sie sehr alt ist … aber ob sie nun spätes PP-Neolithikum A ist oder PPNB …«
    »Wie bitte?«
    »Letzte Woche konnten wir anhand von Holzkohleresten, die wir an einem Megalith gefunden haben, endlich eine Karbondatierung vornehmen.«
    Das notierte sich Rob. »Und das alles hier ist zehn- oder elftausend Jahre alt? Stand zumindest in dem Tribüne-Artikel.«
    »Diese Zeitangabe war ungenau. Auch bei Karbondatierungen handelt es sich nur um Schätzungen. Um eine exaktere Datierung zu erhalten, haben wir die Radiokarbonanalyse mit einigen der Feuersteine verglichen, die wir hier gefunden haben: Nemrik-Spitzen und Byblos-Spitzen - das sind verschiedene Pfeilspitzentypen. Aufgrund eines Vergleichs dieser und anderer Daten sind wir schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass Göbekli eher an die zwölftausend Jahre alt ist.«
    »Und deshalb die ganze Aufregung?«
    Christine sah ihn an und schob sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie lachte. »Ich glaube, Franz möchte, dass Sie sich seine Echse ansehen.«
    »Wolf«, korrigierte sie Breitner, der neben einem halbverschütteten T-förmigen Pfeiler stand. Am Fuß des Pfeilers war ein gut fünfzig Zentimeter langes Relief, das ein Tier darstellte. Es war sehr gekonnt ausgeführt und sah erstaunlich unversehrt aus. Das steinerne Maul des Tiers knurrte den Boden an. Robs Blick fiel auf den türkischen Arbeiter, der direkt hinter dem Grabungsleiter stand. Der Türke starrte Breitner mit einem Ausdruck der Missbilligung, ja des Hasses an, der Rob schockierte. Als der Mann merkte, dass er beobachtet wurde, drehte er sich um und kletterte hastig eine Leiter hinauf. Rob wandte sich wieder Breitner zu, der nichts von alldem mitbekommen zu haben schien.
    »Dieses Relief haben wir erst gestern entdeckt.«
    »Und was stellt es dar?«
    »Ich glaube, es ist ein Wolf - wegen der Pfoten.«
    »Und ich glaube, es ist ein Krokodil«, sagte Christine.
    Breitner lachte. »Sehen Sie?« Seine Brille blitzte in der hellen Sonne, und Rob empfand spontan Bewunderung für den Mann: Er war so fasziniert und begeistert von seiner Arbeit.
    Breitner fuhr fort: »Sie und ich und die Arbeiter hier, wir sind die ersten Menschen, die das seit … dem Ende der Eiszeit wieder zu sehen bekommen.«
    Rob blinzelte. Tatsächlich eine beeindruckende Vorstellung.
    »Für uns stellt dieses Relief ein vollkommenes Novum dar«, fügte Christine hinzu. »Niemand weiß, worum es sich dabei handelt. Sie sehen hier etwas außerordentlich Bedeutsames zum ersten Mal. Es gibt niemanden, der es Ihnen erklären kann. Ihre Deutung, was hier dargestellt sein könnte, hat genauso viel Gewicht wie jede andere.«
    Rob betrachtete das Maul des steinernen Wesens. »Für mich sieht es

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