Genesis Secret
Die Lippen hielt er fest geschlossen. »Eine Beschreibung der Täter?« Der Mann nickte wieder.
»Vielen Dank, Mister Lorimer.« Forrester hatte ein sonderbares Gefühl, als er die Hand ausstreckte und dem Mann die Schulter tätschelte. Er sah aus, als finge er gleich zu weinen an.
Forrester steckte die Papiere ein und verließ, so schnell er konnte, das Zimmer. Raus und die Treppe runter und durch die Schwingtür. Als er in die regnerische Spätfrühlingsluft des laubreichen Embankment hinaustrat, atmete er voller Erleichterung tief ein. Die Atmosphäre des Schreckens im Krankenzimmer und das Entsetzen in den Augen des Mannes waren ihm ziemlich an die Nieren gegangen.
Die Houses of Parliament gelb und gotisch zu seiner Linken, schritt Forrester zügig die Themse entlang, überquerte sie und las dabei die Aufzeichnungen des Mannes.
David Lorimer war Hausmeister. Im Benjamin-Franklin-Museum. Vierundsechzig Jahre alt. Kurz vor der Pensionierung. Er wohnte allein in einer Wohnung über dem Museum. In der vergangenen Nacht hatte ihn gegen vier Uhr morgens gedämpftes Klirren zerbrechenden Glases geweckt. Er war von seiner Wohnung im Dachgeschoss in den Keller hinuntergestiegen, wo er auf fünf oder sechs ihm unbekannte Männer traf, alle offensichtlich jung, die Gesichter hinter Skimasken oder Sturmhauben verborgen. Die Männer waren offenbar durch ein Fenster eingebrochen und hatten sich darangemacht, den Boden des Kellers aufzugraben. Einer von ihnen redete »sehr hochgestochen«.
Und das war auch schon so ziemlich alles, was in Lorimers Aufzeichnungen stand. Während des Überfalls war aus unerfindlichen Gründen, wahrscheinlich aus purem Zufall, die Alarmanlage eines Autos losgegangen, und die Männer, die Lorimers Brust gerade mit den Messer traktierten, hatten die Flucht ergriffen.
Der Hausmeister konnte von Glück reden, noch am Leben zu sein. Hätte ihn dieser junge Mann, Alan Greening, nicht zufällig gefunden, wäre er verblutet.
Nachdenklich bog Forrester vom Strand in die stille georgianische Seitenstraße, die zum Museum führte, dem Benjamin Franklin House. Das Haus war mit blauweißem Tape abgesperrt. Davor parkten zwei Polizeiautos, an der Tür stand ein Polizist in Uniform, und unter dem Vordach eines nahen Bürogebäudes hatten ein Mann und eine Frau Zuflucht vor dem Regen gesucht, beide mit einem Tonbandgerät und einem Becher Kaffee. Offensichtlich Journalisten.
Die Frau kam auf Forrester zu. »Stimmt es, dass dem Opfer die Zunge herausgeschnitten wurde, Inspector?«
Forrester wandte sich ihr zu und lächelte, sagte aber nichts. Die Journalistin, jung und hübsch, ließ nicht locker. »Geht es hier um eine Neonazi-Geschichte?«
Forrester stutzte. Er sah die junge Frau an. »Die Pressekonferenz ist morgen.« Das stimmte zwar nicht, aber es musste genügen. Forrester ging weiter, duckte sich unter dem Absperrungsband durch und zückte seine Dienstmarke.
Der uniformierte Polizist öffnete die Tür, und Forrester stieg durchdringender Chemikaliengeruch in die Nase - ein Zeichen dafür, dass die Spurensicherung am Werk war. Silikongel und Sekundenkleber. Fingerabdrücke dampfen. Das ganze Haus quasaren. Forrester ging ans Ende der georgianischen Diele mit den Benjamin-Franklin-Porträts und stieg die schmale Treppe in den Keller hinunter.
Dort herrschte hektische Betriebsamkeit. Im hinteren Teil waren zwei Kriminaltechnikerinnen in grünen Wegwerfanzügen und Schutzmasken aus Papier zugange. Die Blutflecken hoben sich deutlich vom Boden ab, klebrig und dunkel. Detective Sergeant Boijer winkte Forrester von der anderen Seite des Kellers zu. Forrester lächelte zurück.
»Sie haben den Boden aufgegraben«, sagte Boijer. Forrester stellte fest, dass Boijers blondes Haar frisch geschnitten war - und bestimmt nicht von einem billigen Friseur.
»Was könnten sie hier gesucht haben?«
Boijer zuckte mit den Achseln. »Fragen Sie mich was Leichteres, Sir.« Er deutete mit einer weit ausholenden Handbewegung auf die herausgerissenen Bodenplatten. »Jedenfalls haben sie sich schwer reingehängt. Muss ein paar Stunden gedauert haben, das alles aufzureißen und so tief zu graben.«
Forrester ging in die Hocke, um die aufgeworfene Erde und das tiefe, feuchte dunkle Loch im Boden zu inspizieren.
Boijer hinter ihm redete munter weiter. »Haben Sie den Hausmeister gesehen?«
»Ja. Ein armer Teufel.«
»Der Arzt hat gesagt, sie wollten ihn umbringen. Langsam.«
Forrester antwortete, ohne sich
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