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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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und räumte hastig allen möglichen Kram - Fachbücher und wissenschaftliche Zeitschriften - vom Beifahrersitz auf die hintere Sitzbank. Christine fuhr los und bretterte in einem gehörigen Tempo über die geröllübersäten Hügel auf die verbrannte gelbe Ebene in Richtung Hauptstraße hinunter.
    »Also … was ist hier wirklich los?« Rob musste schreien, um den Lärm der über Gesteinsbrocken holpernden Reifen zu übertönen.
    »Das Hauptproblem ist politischer Natur. Vergessen Sie nicht, wir sind hier in Kurdistan. Die Kurden glauben, dass ihnen die Türken ihr Erbe stehlen, die besten Funde in Museen von Ankara und Istanbul verfrachten … wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie damit wirklich so unrecht haben.«
    Auf einem Bewässerungskanal sah Rob die Sonne aufblitzen. Er hatte gelesen, dass in dieser Region ein umfangreiches Projekt durchgeführt wurde, um die Wüste mit Wasser aus dem Euphrat landwirtschaftlich wieder nutzbar zu machen. Das Projekt war umstritten, weil damit die Überflutung Dutzender einzigartiger archäologischer Stätten einherging. Zum Glück war Göbekli jedoch nicht davon betroffen. Rob blickte zu Christine hinüber, die gerade forsch einen Gang höher schaltete.
    »Eines ist jedenfalls mit Sicherheit richtig: Der Staat lässt nicht zu, dass die Einheimischen etwas an Göbekli Tepe verdienen.«
    »Warum nicht?«
    »Aus vollkommen berechtigten archäologischen Gründen. Das Letzte, was wir hier in Göbekli brauchen können, sind Scharen von Touristen, die auf der Grabung herumtrampeln. Deshalb werden von staatlicher Seite keine Schilder aufgestellt und die Straßen nicht ausgebaut. Und wir können weiter ungestört unserer Arbeit nachgehen.« Sie riss das Lenkrad herum und beschleunigte. »Aber ich kann auch den Standpunkt der Kurden verstehen. Sie haben auf der Herfahrt sicher einige ihrer Dörfer gesehen.«
    Rob nickte. »Ein paar.«
    »Dort gibt es nicht einmal fließend Wasser. Keine sanitären Einrichtungen, kaum Schulen. Sie sind bettelarm. Richtig vermarktet, könnte Göbekli Tepe eine wichtige Einkommensquelle für sie werden. Und viel Geld in die Region bringen.«
    »Und Franz sitzt zwischen allen Stühlen?«
    »Das können Sie laut sagen. Er bekommt von allen Seiten Druck. Druck, die Grabung korrekt durchzuführen, Druck, sich zu beeilen, Druck, möglichst viele Einheimische zu beschäftigen. Und dann noch die Angst, dass er das Projekt irgendwann abgeben muss.«
    »Und deshalb ist er in puncto Publicity etwas zwiegespalten?«
    »Natürlich ist er stolz auf das, was er entdeckt hat. Er sähe nur zu gern, dass alle Welt davon erfährt. Franz ist schon seit 1994 hier tätig.« Christine fuhr langsamer, um eine Ziege die Straße überqueren zu lassen, dann trat sie wieder aufs Gas. »Die meisten Archäologen kommen viel herum. Seit ich vor sechs Jahren in Cambridge mein Examen gemacht habe, war ich in Mexiko, Israel und Frankreich. Franz dagegen ist schon über die Hälfte seines gesamten Berufslebens hier. Natürlich hätte er gern, dass alle Welt davon erfährt! Aber wenn es dazu käme und Göbekli richtig berühmt würde, so berühmt, wie es sein sollte, tja, dann könnte durchaus irgendein hohes Tier in Ankara auf die Idee kommen, die Grabungsleitung einem Türken zu übertragen. Damit der dann die ganzen Lorbeeren einheimst.«
    Allmählich begann Rob die Situation zu verstehen. Aber all das erklärte immer noch nicht die seltsam angespannte Atmosphäre auf dem Grabungsgelände. Die Ressentiments der Arbeiter. Oder bildete er sich alles nur ein?
    Sie erreichten die verkehrsreichere Hauptstraße und fuhren auf der relativ glatten Asphaltpiste nun in schnellerem Tempo in Richtung Sanliurfa. Obstlaster und Armeefahrzeuge überholend, unterhielten sie sich über Christines Spezialgebiet: menschliche Gebeine. Über ihre Arbeit in Teotihuacan, wo sie sich mit Menschenopfern beschäftigt hatte. Über ihre Einsätze in Tel Gezer und Megiddo in Israel. Über die Neandertalerstätten in Frankreich.
    »In Südfrankreich haben mehrere hunderttausend Jahre lang Hominiden gelebt, Leute wie wir, aber eben nicht ganz wie wir.«
    »Meinen Sie Neandertaler?«
    »Ja. Aber vielleicht auch Homo erectus - und Homo antecessor. Sogar Homo heidelbergensis. Und noch einige mehr.«
    »Ah… okay…«
    Christine lachte. »Rede ich schon wieder unverständliches Zeug? Na ja, kein Wunder. Dafür werde ich Ihnen jetzt etwas wirklich Spektakuläres zeigen. Wenn Sie das nicht beeindruckt, weiß ich auch

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