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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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wie eine Katze aus. Oder wie ein tollwütiges Kaninchen.«
    Breitner rieb sich das Kinn. »Eine Raubkatze? Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Vielleicht eine Wildkatze …«
    »Kann ich das alles in meinem Artikel erwähnen?«
    »Aber natürlich«, sagte Breitner. Doch er lächelte nicht, als er es sagte. »Aber jetzt ist es Zeit für einen Schluck Tee.«
    Rob nickte: Er hatte Durst. An Eimer schleppenden Arbeitern vorbei führte sie Breitner durch das Labyrinth aus abgedeckten und offenen Gruben und mit Plane überdachten Umfriedungen. Hinter dem letzten Buckel war ein flacheres Areal mit mehreren an den Seiten offenen Zelten, die mit roten Teppichen ausgelegt waren. Breitner betrat eines davon und füllte an einem Samowar drei tulpenförmige Gläser mit süßem türkischem Tee. Aus dem offenen Zelt hatte man einen phantastischen Blick auf die endlosen gelben Ebenen und niedrigen staubigen Hügel, die sich Syrien und dem Irak entgegenwellten.
    Eine Weile saßen sie nur da und unterhielten sich. Breitner führte lang und breit aus, dass die Region um Göbekli einmal wesentlich fruchtbarer gewesen war - nicht die karge Wüste, als die sie sich heute zeigte. »Vor zehn- oder zwölftausend Jahren war diese Region sogar ausgesprochen fruchtbar - eine pastorale Idylle. Mit riesigen Wildherden, wilden Obstbäumen, fischreichen Flüssen … Deshalb sind auf diesen Steinen Tiere dargestellt, die es hier schon lange nicht mehr gibt.«
    Rob schrieb mit. Er wollte mehr wissen - doch da tauchten zwei türkische Arbeiter auf und stellten Breitner auf Deutsch eine Frage. Rob beherrschte die Sprache gerade gut genug, um zu erahnen, worum es ging: Die Arbeiter wollten einen wesentlich tieferen Graben ausheben, um an einen neuen Megalith heranzukommen. Aus Sicherheitsgründen hatte Breitner offensichtlich Bedenken. Schließlich stand er seufzend auf, sah Rob achselzuckend an und folgte den beiden Männern, um sich der Sache anzunehmen. Als er das Zelt verließ, fiel Rob auf, dass einer der Arbeiter ärgerlich das Gesicht verzog. Die Atmosphäre auf der Grabung war eindeutig angespannt. Warum? Rob überlegte, ob er Christine, die jetzt allein bei ihm saß, darauf ansprechen sollte. Der Lärm der Grabung drang nur gedämpft unter das Zeltdach - alles, was man hören konnte, war das leise Klirren von Kellen und Spaten, das der heiße Wüstenwind gelegentlich zu ihnen trug. Gerade als er auf die Situation zu sprechen kommen wollte, sagte Christine: »Und? Was ist Ihr erster Eindruck von Göbekli?«
    »Einfach unglaublich. Wirklich.«
    »Aber ist Ihnen auch klar, wie unglaublich?«
    »Ich denke schon.«
    Sie sah ihn skeptisch an.
    »Na schön, ich bin ganz Ohr.« Rob warf ihr einen auffordernden Blick zu.
    Christine nahm einen Schluck aus ihrem tulpenförmigen Teeglas. »Sehen Sie es mal so, Rob. Was Sie sich immer vor Augen halten müssen, ist… das Alter dieser Stätte. Zwölftausend Jahre.«
    »Und…?«
    »Und dann müssen Sie sich vor Augen halten, was die Menschen damals getan haben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Menschen, die das hier errichtet haben, waren Jäger und Sammler.«
    »Höhlenmenschen?«
    »In gewisser Weise ja.« Sie sah Rob ernst in die Augen. »Vor der Entdeckung von Göbekli Tepe hatten wir keine Ahnung, dass vorzeitliche Menschen in der Lage waren, eine solche Anlage zu bauen und derart hochwertige Kunstwerke zu schaffen. Und dass sie bereits komplexe religiöse Rituale kannten.«
    »Warum? Weil sie nur Höhlenmenschen waren?«
    »Genau. Göbekli wirft alles über den Haufen, was wir bisher über diese frühen Menschen zu wissen glaubten. Und zwar von Grund auf.« Christine trank ihren Tee aus. »Von jetzt an stellt sich uns die gesamte Menschheitsgeschichte in einem völlig anderen Licht dar. Göbekli ist wahrscheinlich wichtiger als jede andere Grabung, die in den letzten fünfzig Jahren irgendwo auf der Welt durchgeführt wurde. Möglicherweise haben wir es hier mit einer der wichtigsten archäologischen Entdeckungen der Geschichte zu tun.«
    Rob war fasziniert und sehr beeindruckt. Ein bisschen fühlte er sich wie ein Schuljunge, dem man auf die Sprünge half. »Wie haben diese Leute das damals alles zustande gebracht?«
    »Menschen mit Pfeil und Bogen? Die noch nicht einmal Keramik kannten? Und keine Landwirtschaft? Wie sie diesen gewaltigen Tempel gebaut haben?«
    »Tempel?«
    »O ja, höchstwahrscheinlich ist es ein Tempel. Wir haben keinerlei Spuren häuslicher Nutzung gefunden, keinerlei

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