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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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seinem Fußgelenk fast brachen, aber er trat ein letztes Mal zu. Die Tür ächzte und die Angeln gaben nach - Rob war drinnen.
    Er war im Schlafzimmer. Und da war …
    Nichts. Das Zimmer war … leer.
    Es gab keinen Stuhl, kein Notebook, keinen Cloncurry, keine Lizzie. Der Fußboden war übersät von Spuren armseligen Hausens. Halbgeöffnete Lebensmittelkonserven. Ein paar Kleidungsstücke und schmutzige Kaffeetassen. Ein, zwei Zeitungen und dort, in der Ecke, ein Haufen mit Christines Kleidern.
    Rob hatte das Gefühl, am Rand des Wahnsinns entlangzukreiseln. Als würde er in einen Strudel der Absurdität gesogen. Wo war Cloncurry? Wo war der Stuhl? Das Notebook? Wo war seine Tochter?
    Diese Fragen wirbelten durch seinen Kopf, als Polizisten in den Raum kamen. Sie versuchten, Rob nach draußen zu schieben, ihn wegzubringen, aber er wollte nicht. Er musste dieses dunkle und lähmende Rätsel lösen. Man hatte ihn zum Narren gehalten, gedemütigt; er war außer sich vor Schmerz. Er fühlte sich dem Wahnsinn bedrohlich nahe.
    Hektisch sah sich Rob in dem kleinen Zimmer um. Er sah kleine Kameras, die auf den Raum gerichtet waren. War Cloncurry woanders - und beobachtete sie? Lachte über sie? Irgendwie spürte Rob das grässliche Summen von Cloncurrys Gelächter, wie Cloncurry ihn irgendwo da draußen im Internet verhöhnte.
    Und dann hörte er es. Ein reales Geräusch. Ein gedämpfter Laut, der aus dem Schrank in der Ecke des Zimmers drang. Es war eine menschliche Stimme, aber wie von einem Knebel erstickt. Inzwischen kannte Rob dieses Geräusch nur zu gut.
    Er stieß einen Polizisten zur Seite, stürzte zum Schrank und riss die Tür auf.
    Zwei weit aufgerissene verängstigte Augen starrten ihm aus dem Dunkel entgegen. Ein dumpfer Laut, flehend, erleichtert, sogar voller Liebe, kam hinter einem Knebel hervor.
    Es war Christine.

44
     
    Rob saß in einem Drehstuhl an Dooleys Schreibtisch. Dooleys Büro befand sich im zehnten Stock eines blitzenden neuen Hochhauses mit Blick auf die Liffey. Die Aussicht von den Panoramafenstern war atemberaubend: Sie reichte von Osten, wo der Fluss in die Irische See mündete, bis zu den sanft gewellten Wicklow Hills im Süden hinter der Stadt. Die Hügel sahen grün und unschuldig aus unter dem aufklarenden Himmel. Wenn Rob die Augen zusammenkniff, konnte er in zwanzig Kilometer Entfernung auf der Kuppe des bewaldeten Hügels die niedrigen, unansehnlichen Umrisse von Montpelier House erkennen.
    Der Anblick des Hauses holte ihn in die schonungslose Realität zurück. Er drehte sich auf dem Stuhl dem Zimmer zu: Das Büro war voll mit Menschen. Seit dem nervenzerreißenden Drama in dem Cottage am Rand von Hellfire Wood waren erst neunzig Minuten vergangen. Sie hatten von Cloncurry eine kurze Nachricht erhalten, aus der hervorging, dass Lizzie noch am Leben war. Aber wo? Wo war sie? An einem Fingernagel kauend, versuchte Rob verzweifelt, auf die Lösung zu kommen, das Puzzle zusammenzusetzen.
    Christine sprach lebhaft und vollkommen klar. Dooley beugte sich zu ihr vor. »Brauchen Sie wirklich keinen Arzt, damit…«
    »Nein!«, entgegnete sie energisch. »Mir fehlt nichts. Ich habe Ihnen doch gesagt, sie haben mir nichts getan.«
    Boijer schaltete sich ein. »Also, wie haben sie Sie nach Irland geschafft?«
    »Im Kofferraum eines Autos. Auf einer Autofähre. Zumindest dem scheußlichen Gestank von Diesel und Salzwasser nach zu schließen.«
    »Sie waren die ganze Zeit im Kofferraum eingesperrt?«
    »Ich habe es überlebt. Es waren nur ein paar Stunden: zuerst die Fahrt im Auto und dann die Überfahrt mit der Fähre. Und dann hier.«
    Forrester nickte. »Genau, wie wir vermutet haben. Die Bande war ständig zwischen England und Irland unterwegs. Sie haben jedes Mal die Fähre genommen und konnten so die Grenzkontrollen umgehen. Miss Meyer, ich weiß, das waren traumatische Erlebnisse für Sie, aber wir müssen so viel wie möglich über diese Männer in Erfahrung bringen, und das so schnell wie möglich.«
    »Wie gesagt, ich bin nicht traumatisiert, Inspector. Fragen Sie mich, was Sie wollen.«
    »Okay. Woran erinnern Sie sich? Wissen Sie, wann sich die Bande getrennt hat? Wir wissen, dass Sie und Lizzie ein, zwei Tage gemeinsam in England gefangen gehalten wurden: Irgendeine Idee, wo das gewesen sein könnte?«
    »Leider nein.« Christine sprach anders als sonst, fiel Rob auf: abgehackt und schroff. »Ich habe keine Ahnung, wo sie mich festgehalten haben, tut mir leid. Vielleicht irgendwo

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