Genesis Secret
Video, die er umgebracht hat, das könnte seine Mutter gewesen sein.«
»Glauben Sie wirklich?«
Plötzlich wurde es sehr still. Dann sagte Rob: »Aber die französische Polizei observiert doch das Haus. Oder nicht? Sie überwachen doch die Eltern?«
»Davon gehen wir aus«, antwortete Boijer. »Aber wir stehen nicht ständig in Kontakt mit ihnen. Und sicher wären sie der Mutter nicht gefolgt, wenn sie das Haus verlassen hätte.«
An diesem Punkt meldete sich Sally aufgebracht zu Wort. »Aber wie soll er überhaupt nach Frankreich gekommen sein? Mit einem Privatflugzeug? Sagten Sie nicht, Sie würden dem nachgehen!«
Forrester hob beschwichtigend die Hand. »Wir haben alle Flugverkehrsprotokolle überprüft. Haben uns mit jedem Privatflugplatz in Ostengland in Verbindung gesetzt.« Er zuckte mit den Achseln. »Wir wissen, dass sie das Geld für ein Flugzeug hatten, wir wissen, dass Marsinelli einen Flugschein hatte und Cloncurry möglicherweise auch. Das Problem mit all diesen Nachforschungen ist…« Er seufzte. »Es gibt Tausende Privatflugzeuge im Vereinigten Königreich, Zehntausende in Westeuropa. Falls Cloncurry seit Monaten, seit einem Jahr oder wer weiß wie lange unter falschem Namen fliegt, fiele er niemandem auf. Er bekäme ganz automatisch eine Starterlaubnis. Und ein weiteres Problem ist, dass alle nach einer Bande in einem Auto oder einem Privatflugzeug Ausschau halten. Nicht nach einem einzigen Kerl…« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Aber ich glaube trotzdem nicht, dass er den Franzosen entwischt ist. Jeder größere Flugplatz und Flughafen wurde informiert. Aber auszuschließen ist es natürlich nicht.«
»Das bringt uns doch nicht weiter«, knurrte Rob ungehalten. »Cloncurry könnte in England, Frankreich oder Irland sein. Toll. Nur drei Länder, in denen wir nach ihm suchen müssen. Möglicherweise hat er seine eigene Mutter abgeschlachtet. Und meine Tochter befindet sich weiterhin in seiner Gewalt. Was wollen wir also tun?«
»Was ist mit Ihrer Freundin in der Türkei, Isobel Previn?«, fragte Forrester. »Ist sie bei ihrer Suche nach dem Schwarzen Buch schon weitergekommen?«
In Robs Verzweiflung mischte sich ein Hauch Hoffnung. »Ich habe gestern Abend eine SMS von ihr erhalten. Sie hörte sich sehr zuversichtlich an. Mehr weiß ich nicht.«
Die Sonne ließ Sallys blondes Haar aufleuchten, als sie sich vorbeugte. »Aber was ist mit Lizzie? Ich will nichts mehr hören von diesem Schwarzen Buch. Wen interessiert das schon? Die Frage ist doch: Was stellt er gerade mit Lizzie an? Mit meiner Tochter?«
Christine rutschte auf dem Sofa zu Sally und legte den Arm um sie. »Vorerst hat Lizzie nichts zu befürchten, glaub mir. Mich hat er nicht gebraucht, weil ich nur Robs Freundin bin. Ich war bloß ein Spielzeug für ihn. Ein Extrabonus. Letztlich überflüssig.« Sie drückte Sally. »Trotzdem - dieser Kerl ist nicht auf den Kopf gefallen. Lizzie braucht er, und er wird sie für seine Zwecke einspannen. Bis er bekommt, was er haben will. Und was er haben will, ist das Schwarze Buch. Er glaubt, Rob hat es.«
»Aber Tatsache ist doch, dass ich absolut nichts weiß«, sagte Rob niedergeschlagen. »Es war nur Bluff, als ich ihm weiszumachen versucht habe, ich wüsste etwas. Und warum sollte er mir glauben? Er ist nicht blöd, wie du ganz richtig gesagt hast.«
»Aber du warst in Laiisch«, sagte Christine. »Auch darüber habe ich ihn sprechen hören. Über Laiisch. Wie viele Nicht-Jesiden waren bisher schon an diesem Ort? Ein paar Dutzend vielleicht, in hundert Jahren? Das hat ihm eindeutig zu denken gegeben.« Sie setzte sich zurück. »Dieses Schwarze Buch ist wie eine fixe Idee für ihn, und er ist fest davon überzeugt, dass du etwas darüber weißt - weil du in Laiisch warst. Deshalb glaube ich, dass Lizzie vorerst wenig zu befürchten hat.«
Darauf trat wieder Schweigen ein. Dann mäanderte das Gespräch mehrere Minuten lang hilflos zwischen Flugzeugen und Flugplätzen und Autofähren umher. Plötzlich meldete sich das Notebook.
Cloncurry war online.
Rob wedelte die anderen wortlos heran, und alle scharten sich um das Notebook und schauten auf den Bildschirm.
Dort war, via Webcam, Cloncurry zu sehen. Das Bild war klar und deutlich. Der Ton war gut. Der Mörder lächelte. Kicherte.
»Da bin ich wieder! Ich finde, wir haben einiges nachzuholen. Es gibt Verschiedenes zu bereden. Es ist Ihnen also gelungen, meine geistig minderbemittelten Gehilfen zu fassen. Meine Brüder in
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