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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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in der Nähe von Cambridge? Die erste Fahrt im Auto hat nicht sehr lange gedauert, etwa eine Stunde, würde ich sagen. Ich war zusammen mit Lizzie im Kofferraum eingesperrt. Doch dann haben sie uns herausgeholt. Uns eine Kapuze über den Kopf gestülpt und geknebelt. Sie haben sehr viel geredet - ohne dass ich die Chance gehabt hätte, etwas davon zu verstehen - und dann, nehme ich an, haben sie sich getrennt. Nach etwa eineinhalb Tagen? So etwas ist schwer abzuschätzen, wenn man im Dunkeln sitzt und ziemliche Angst hat.«
    Forrester lächelte, ruhig und verständnisvoll. Rob spürte, wie der DCI die Logik zu erschließen versuchte, die dem Vorgehen der Bande zugrunde lag.
    Boijer sagte: »Aber was ich immer noch nicht verstehe: Wozu das ganze Theater? Die arme Frau in dem Video, der Pfahl im Garten, die Drohung, das Mädchen zu töten. Was hat er damit bezweckt?«
    »Er sah darin eine Möglichkeit, Rob psychologisch zu quälen«, sagte Christine. »Das ist typisch für Cloncurry. Er ist hochgradig psychotisch. Ein Exzentriker mit einem ausgeprägten Hang zur Theatralik. Ich glaube, ich kann das inzwischen durchaus beurteilen, ich war schließlich eine ganze Weile mit ihm zusammen. Nicht gerade die erfreulichsten Stunden meines Lebens.«
    Rob blickte in ihre Richtung; sie schaute zurück. »Er hat mich kein einziges Mal angefasst. Gut möglich, dass er asexuell ist. Aber er ist auf jeden Fall ein Exhibitionist. Ein Angeber. Er mag es, Leute dazu zu bringen, ihm bei dem, was er tut, zuzusehen. Die Opfer leiden zu lassen und auch diejenigen leiden zu lassen, die sie lieben …«
    Forrester war aufgestanden und ans Fenster gegangen. Die milde irische Sonne schien ihm ins Gesicht. Er drehte sich um und sagte ruhig: »Und Menschenopfer wurden traditionsgemäß vor Publikum dargebracht. Das weiß ich von de Savary. Wie hat er es gleich wieder ausgedrückt… die versöhnlich stimmende Kraft der Opferung erwächst aus der Tatsache, dass ihr die Gemeinschaft beiwohnt. Die Azteken schleppten ihre Opfer auf die Spitzen der Pyramiden, damit die ganze Stadt sehen konnte, wie ihnen die Herzen herausgerissen wurden. Richtig?«
    »Ja«, bestätigte Christine. »Auch die Schiffsbestattungen der Wikinger waren in aller Öffentlichkeit abgehaltene Opferzeremonien. Und das Pfählen bei den Karpatenvölkern - ebenfalls ein großes öffentliches Ritual. Bei solchen Opferungen spielt eine entscheidende Rolle, dass sie wahrgenommen werden: von der Bevölkerung, von den Herrschern, von den Göttern. Ein Theater der Grausamkeit. Das ist es, was Cloncurry reizt. In die Länge gezogene, öffentliche und sehr ausgefeilte Grausamkeit.«
    »Und das war, was er mit Ihnen vorhatte, Christine«, sagte Forrester behutsam. »Eine öffentliche Pfählung. Im Garten des Cottage. Ich vermute, die Bandenmitglieder in Irland haben es vermasselt.«
    »Inwiefern?«
    »Sie gerieten in Streit und fingen zu schießen an«, sagte Dooley. »Ich glaube, ohne ihn - ohne ihren Anführer - haben sie sich sofort zerstritten.«
    »Da wäre noch ein Punkt«, fügte Boijer hinzu. »Warum hat Cloncurry seine Jungs überhaupt in Irland zurückgelassen, wenn er doch gewusst haben muss, dass sie gefasst und möglicherweise sogar erschossen würden?«
    Rob lachte bitter. »Ein weiteres Opfer. Er hat seine eigenen Leute geopfert. In aller Öffentlichkeit. Wahrscheinlich hat er sogar zugesehen, als sie getötet wurden. Er hatte überall im Cottage Kameras angebracht. Ich kann mir gut vorstellen, wie er alles genüsslich auf dem Bildschirm verfolgt hat.«
    Damit waren sie bei der entscheidenden Frage angelangt.
    »Also. Wo ist Cloncurry? Wo ist er jetzt?«, fragte Boijer.
    Rob sah die Polizisten an, einen nach dem andern. Schließlich sagte Dooley: »Er muss doch auf jeden Fall in England sein.«
    »Oder in Irland«, erwiderte Boijer.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass er in Frankreich ist«, sagte Christine.
    Forrester sah sie stirnrunzelnd an. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ich habe unter meiner Kapuze gehört, wie er unablässig über Frankreich und seine Familie redete, die dort lebt. Er verachtet seine Familie, die ganzen Familiengeheimnisse. Sie wissen schon, sein schreckliches Erbe. Das war etwas, wovon er immer wieder angefangen hat: wie sehr er seine Familie hasste - vor allem seine Mutter … in ihrem bescheuerten Haus in Frankreich.«
    »Da fragt man sich fast …« Boijer sah Forrester mit einem vielsagenden Blick an. Der DCI nickte ernst. »Die Frau in dem

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