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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Forrester nahm an, dass der Mann erstickt war. Die Täter mussten ein Loch gegraben, den Kopf des Mannes hineingedrückt und dann das Loch wieder zugeschüttet haben. Eine fiese, bizarre, grausame Art, jemanden umzubringen. Warum tat jemand so etwas?
    Boijer wirkte sichtlich erschüttert, als er um den Toten herumging. Obwohl es im Zelt noch kälter zu sein schien als draußen im windigen Garten, war der charakteristische Verwesungsgeruch, den die Leiche verströmte, sehr intensiv. Um ihn nicht einatmen zu müssen, hätte Forrester in diesem Moment gern eine SIRCHIE-Maske gehabt.
    »Da ist der Stern«, sagte Boijer.
    Forrester ging nun ebenfalls um die Leiche herum und sah sich ihre Vorderseite an. In die Brust des Mannes war ein Davidstern geritzt; die Schnitte sahen noch tiefer und brutaler aus als die des Hausmeisters aus dem Benjamin Franklin House.
    »O Mann«, sagte Forrester noch einmal.
    Hayden, der neben ihm stand, lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. »Tja«, sagte er. »Ich bin froh, dass es Ihnen nicht anders geht als uns.«
     
    Drei Stunden später tranken Forrester und Boijer in dem großen Zelt auf der Rasenfläche vor dem Herrschaftssitz aus Plastikbechern Kaffee. Die lokale Polizei bereitete im »Schloss« eine Pressekonferenz vor. Die zwei Londoner Polizisten waren allein. Nach sechsunddreißig Stunden war die Leiche endlich in die Rechtsmedizin von Douglas gebracht worden.
    Boijer sah Forrester an. »Besonders freundlich sind die Einheimischen nicht gerade.«
    Forrester lachte leise. »Ich glaube, sie hatten noch bis … letztes Jahr eine eigene Sprache.«
    »Und eigene Katzen.« Boijer pustete auf seinen heißen Kaffee. »Das ist doch hier, wo sie diese komischen Katzen ohne Schwanz haben?«
    »Manx-Katzen. Ja.«
    Boijer schaute durch die flatternde Türplane des Polizeizelts auf das große weiße Bauwerk. »Was könnte unsere Mörderbande hier gesucht haben?«
    »Keine Ahnung. Und warum wieder das gleiche Symbol?« Forrester nahm einen kräftigen Schluck von seinem Kaffee. »Was wissen wir sonst noch über das Opfer? Haben Sie schon mit dem Typen gesprochen, der die Identität des Mannes überprüft hat?«
    »Er war Jachtdesigner. Hat oben im ersten Stock gearbeitet.«
    »Am Sonntag?«
    Boijer nickte. »Ja. Normalerweise ist am Wochenende kein Mensch hier. Aber ausgerechnet an diesem ist er zum Arbeiten hergekommen.«
    »Reines Pech also…?«
    Boijer strich sich sein blondes finnisches Haar aus den blauen finnischen Augen. »Wie der Hausmeister in der Craven Street. Hat wahrscheinlich ein verdächtiges Geräusch gehört.«
    »Worauf er nach unten kam, um nachzusehen. Und dann beschlossen unsere reizenden Killer, ihm einen Davidstern in die Brust zu ritzen, bevor sie ihm den Kopf in den Boden rammten wie ein Krockettor. Bis er starb.«
    »Kein schöner Tod.«
    »Irgendwas von den Überwachungskameras?«
    »Nein, nichts.« Boijer zuckte mit den Achseln. »Einer der Polizisten hat gesagt, auf den Überwachungsvideos war nichts Brauchbares. Fehlanzeige.«
    »Hätte mich auch gewundert. Und was Fingerabdrücke und Fußspuren angeht, wird auch nichts herauskommen. Diese Typen sind verrückt, aber nicht blöd. Sie sind das genaue Gegenteil von blöd.«
    Forrester ging aus dem Zelt und blickte, den leichten Nieselregen aus den Augen blinzelnd, an dem herrschaftlichen Gebäude hoch. Es war strahlend weiß. Frisch gestrichen. Für die einheimischen Seeleute ein hervorragender Orientierungspunkt. Hoch und weiß, mit Zinnen und Türmchen, direkt über der Mole und dem Hafen. Er ließ den Blick über das wehrhafte Mauerwerk gleiten und betrachtete prüfend die Schiebefenster. Er überlegte, was ein Londoner Haus aus dem 18. Jahrhundert mit einem Haus auf der Isle of Man verbinden könnte, das aussah wie aus dem 18. Jahrhundert. Im selben Moment kam ihm ein Gedanke. Das aussah wie aus dem 18. Jahrhundert, es aber gar nicht war. Er kniff die Augen zusammen. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Haus. Es war nicht authentisch - Forrester hatte genügend Ahnung von Architektur, um das sagen zu können. Das Mauerwerk war zu ordentlich verfugt, die Fenster waren alle neu - allenfalls zehn, zwanzig Jahre alt. Das Haus war offensichtlich ein Nachbau, und kein besonders gelungener. Und das hatten die Mörder möglicherweise gewusst. Das moderne Innere des Hauses war unangetastet. Nur der Garten war aufgegraben worden. Offensichtlich hatte die Bande auch hier nach etwas Bestimmtem gesucht. Sie wussten, wo sie

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