Genesis Secret
Irgendwas Geruhsames, Entspannendes. Nur ein paar blöde alte Trümmer. Nichts Aufregendes. Kein Luttreil in Nöten.«
»Naja, schon möglich … nur …«
»Nur landest du wieder mitten in einem Bürgerkrieg bei einer Bande von Teufelsanbetern, und dann spießen diese Spinner auch noch einen Kraut auf.« Steve lachte leise. »Nein, Moment, tut mir leid, Mann, über so was macht man keine Witze. Muss ziemlich scheiße gewesen sein für dich. Was hast du jetzt vor?«
Rob dachte nach. Was er vorhatte? Er wusste es nicht. »Ich bin nicht sicher … ich glaube, ich bin tatsächlich mal auf den Rat meines Redakteurs angewiesen.« Das Handy ans Ohr gepresst, stand Rob auf. »Steve, du bist der Boss. Ich weiß nicht weiter. Sag mir, was ich tun soll - und ich tue es.«
»Hör auf deinen Instinkt.«
»Soll heißen?«
»Hör auf dich selbst. Was eine geile Story angeht, hattest du immer schon einen super Riecher. Wie ein Bluthund.« Steves Stimme war fest. »Also, was sagst du? Gibt diese Story was her?«
Rob musste nicht lange überlegen. Er drehte sich dem Kellner zu und winkte nach der Rechnung. »Ja. Ich glaube schon.«
»Na, was willst du mehr? Dann mal los. Hör dich um. Bleib noch zwei Wochen länger, mindestens.«
Rob nickte. Er spürte eine berufsbedingte Erregung - aber sie war von Trauer durchzogen. Breitners Tod war ihm gewaltig an die Nieren gegangen. Außerdem sehnte er sich nach seiner Tochter. Er beschloss zu beichten. »Es ist nur, dass ich Lizzie endlich wieder mal sehen möchte, Steve.«
»Deine Tochter?«
»Ja.«
»Weichei.« Steve lachte. »Wie alt ist sie eigentlich inzwischen?«
»Fünf.«
Der Redakteur verstummte. Rob schaute zu der alten Moschee hinter dem flimmernden Fischteich. Christine hatte ihm erzählt, dass sie ursprünglich eine Kirche gewesen war - eine Kreuzfahrerkirche.
»Also gut, Rob. Wenn du diesen Job für mich machst, fliegen wir dich hinterher umgehend nach Hause. Business-Class, einverstanden?«
»Danke.«
»Schon gut. Wir wollen dich schließlich nicht von deinen elterlichen Pflichten abhalten. Im Gegenteil - die Times unterstützt dich da voll und ganz. Aber zwischendurch möchte ich etwas von dir sehen.«
»Und das wäre?«
»Schick mir schon mal den ersten Artikel über die Grabung. Den brauche ich bis Donnerstag. Ich werde einen Teaser einbauen, eine Andeutung, dass mehr dahintersteckt. Wir könnten eine Serie daraus machen. >Von unserem Mann aus der Steinzeit. Unter den Dämonen der Wüste<.«
Gegen seinen Willen musste Rob lachen. Steve schaffte es immer wieder, ihn mit seinem blanken Fleet-Street-Zynismus und seinem schonungslosen Humor aufzumuntern. »Also dann, Steve.«
Als Rob das Handy einsteckte, fühlte er sich schon wesentlich besser. Er hatte einen Auftrag: Er sollte einen Artikel schreiben, eine Spur verfolgen. Und danach würde er nach Hause fliegen und seine Tochter sehen. Rob verließ die Stille des Parks und trat auf die betriebsame Straße hinaus: wo sich Taxifahrer anschrien. Wo ein Mann an einem Esel zerrte, der einen mit Wassermelonen beladenen Karren zog. Es war so laut und hektisch, dass Rob sein Handy nicht hörte, sondern nur vibrieren spürte.
»Ja?«
»Robert?«
Es war Christine. Rob blieb auf dem staubigen Gehsteig stehen. Die arme Christine. Sie hatte Breitner ins Krankenhaus fahren müssen. Sie hatte es niemand anders machen lassen wollen. Rob hatte das Blut in ihrem Auto gesehen, das Blut ihres Freundes. Grauenvoll und erschütternd. »Bei dir so weit alles klar? Christine?«
»Ja, ja, danke. Alles klar …«
So hörte sie sich aber nicht an. Rob versuchte, mitfühlende Konversation zu machen; er wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen. Daran war Christine jedoch nicht interessiert. Sie sprach betont knapp, als versuchte sie, ihre Emotionen im Zaum zu halten. »Bleibt es dabei, dass du heute Abend fliegst?«
»Nein«, sagte Rob. »Es gibt da noch mehr, worüber ich schreiben will. Ich bleibe noch ein, zwei Wochen. Mindestens.«
»Gut. Können wir uns treffen? In der Karawanserei?«
»Jetzt?«
Rob willigte verdutzt ein. Im selben Moment wurde die Verbindung unterbrochen. Rob wandte sich nach links und ging den Hügel hinauf, mitten hinein in das geschäftige Treiben des überdachten Markts.
Der Souk war einer dieser alten arabischen Basare, wie sie im Nahen Osten immer schneller ausstarben. Voll dunkler Gassen, rußiger Schmiede und winkender Teppichverkäufer, und dazwischen die Eingänge winziger Moscheen. Das
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