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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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suchen mussten. Sie wussten, wo sie nicht suchen mussten.
    Offensichtlich wussten sie eine ganze Menge.
    Forrester stellte gegen den kalten Regen seinen Kragen hoch.

14
     
    Es wurde gerade dunkel, als sie in Christines Landrover stiegen. Rushhour. Schon nach wenigen hundert Metern steckten sie im Stau.
    Christine lehnte sich zurück und seufzte. Sie machte das Radio an und sofort wieder aus. Dann sah sie zu Rob hinüber. »Erzähl doch mal ein bisschen von Robert Luttreil.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Job. Leben. Du weißt schon …«
    »Da gibt es nichts Besonderes.«
    »Versuchs einfach.«
    Er gab ihr eine kurze Zusammenfassung der letzten zehn Jahre. Wie er und Sally sich in Ehe und Elternschaft gestürzt hatten, wie er von ihrer Affäre erfahren hatte, wie es darauf unvermeidlich zur Scheidung gekommen war.
    Christine hörte aufmerksam zu. »Bist du noch wütend darüber?«
    »Nein. Es lag ja auch an mir. Ich meine - zum Teil war es jedenfalls meine Schuld. Ich war ständig weg. Sie begann, sich einsam zu fühlen … irgendwie bewundere ich sie immer noch.«
    »Wie bitte?«
    »Sally«, sagte er. »Sie studiert Jura, um Anwältin zu werden. Dazu braucht man Mut. Und Verstand. Mit dreißig noch einen neuen Beruf zu ergreifen. Das bewundere ich an ihr. Es ist also nicht so, dass ich sie hasse oder …« Er zuckte mit den Achseln. »Wir haben uns einfach … auseinanderentwickelt. Und zu jung geheiratet.«
    Christine nickte, dann erkundigte sie sich nach seiner amerikanischen Familie. Er erzählte von seiner irisch-schottischen Abstammung, von der Emigration seiner Vorfahren nach Utah in den 1880er Jahren. Vom mormonischen Glauben seiner Eltern.
    Endlich setzte sich der Landrover wieder in Bewegung. Rob sah sie von der Seite an. »Und du?«
    Der Stau löste sich auf. Christine trat aufs Gas. »Jüdische Französin.«
    Das hatte Rob wegen des Namens bereits vermutet. Meyer.
    »Die Hälfte meiner Familie kam während des Holocaust ums Leben. Die andere Hälfte überlebte. Die französischen Juden sind im Krieg vergleichsweise glimpflich davongekommen.«
    »Und deine Eltern?«
    Christine erzählte ihm, dass ihre Mutter Akademikerin war und in Paris lebte. Ihr Vater, ein Klavierstimmer, war vor fünfzehn Jahren gestorben. »Wobei ich nicht sicher bin«, fügte sie hinzu, »ob er in seinem Leben wirklich so viele Klaviere gestimmt hat. Er saß vorwiegend zu Hause herum. Und hat geredet.«
    »Hört sich ein bisschen nach meinem Vater an. Außer dass mein Vater ein richtiges Ekel war.«
    Christine schaute in den Rückspiegel. Der vom Autofenster eingerahmte Himmel hinter ihr war violett und saphirblau. Ein spektakuläres Wüstenzwielicht. Sie hatten Sanliurfa inzwischen ein gutes Stück weit hinter sich gelassen. »Dein Vater war Mormone?«
    »Ist er immer noch.«
    »Ich war mal in Salt Lake City.«
    »Tatsächlich?«
    »Als ich in Mexiko gearbeitet habe, in Teotihuacan. Ich habe in den Staaten Urlaub gemacht.« Rob lachte. »In Salt Lake City?«
    »In Utah.« Sie lächelte. »Du weißt schon. Canyonlands. Arches Park.«
    »Ach so.« Rob nickte. »Verstehe.«
    »Phantastische Landschaft. Aber wie gesagt, wir mussten nach SLC fliegen…«
    »Die langweiligste Großstadt Amerikas.«
    Ein Armeelaster überholte den Landrover; unter der Plane lehnten sich türkische Soldaten lässig aus dem Heck. Einer von ihnen winkte und grinste, als er Christine sah, aber sie schenkte ihm keine Beachtung. »Es ist nicht New York. Aber irgendwie hat es mir trotzdem gefallen.«
    Rob dachte an Utah und Salt Lake City. Seine einzigen Erinnerungen an SLC drehten sich um öde Sonntage, an denen sie in die große Mormonenkathedrale gegangen waren. Den Tabernakel.
    »Es ist komisch«, fügte Christine hinzu. »Die Leute machen sich lustig über die Mormonen. Aber soll ich dir mal was sagen?«
    »Was?«
    »Salt Lake City ist die einzige Großstadt in Amerika, in der ich mich absolut sicher gefühlt habe. Man kann um fünf Uhr morgens durch die Stadt gehen, ohne dass einen jemand überfällt. Mormonen rauben einen nicht aus.«
    »Aber sie essen schreckliches Zeug … und tragen Kunstfaserhosen.«
    »Ja, sicher. Und in manchen Städten Utahs kriegt man nicht mal Kaffee. Das Getränk des Teufels.« Christine lächelte still. Die Wüstenluft kam warm durch das offene Fenster des Landrover. »Nein, wirklich. Mormonen sind nett. Freundlich. Das liegt an ihrer Religion. Warum machen sich Atheisten über Menschen lustig, die an etwas glauben, auch wenn ihr

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