Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
war ein Wildgras, das ursprünglich aus Südostanatolien stammte. Rob warf einen Blick auf die kleine Landkarte auf der gegenüberliegenden Lexikonseite, aus der hervorging, dass man Einkorn vor allem in der Region um Sanliurfa fand. Sonst schien es nur in sehr wenigen anderen Gebieten vorzukommen. Rob las weiter: Einkorn war ein wildes Gras, das auf niedrigen Bergen und deren Ausläufern wuchs. Für die Entstehung der Landwirtschaft, für die Entwicklung vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern war es von entscheidender Bedeutung. Neben der Getreideart Emmer galt es als »die wahrscheinlich erste vom Menschen kultivierte Lebensgrundlage überhaupt«. Und zum ersten Mal war es in Südostanatolien und angrenzenden Regionen kultiviert worden. In der Umgebung von Sanliurfa.
    Der Eintrag, den Rob las, verwies ihn auf einen anderen Artikel: über die Anfänge der Landwirtschaft. Offensichtlich war auch das ein Punkt, der in Zusammenhang mit dem Rätsel von Göbekli eine Rolle spielte - deshalb wandte sich Rob nun diesem Eintrag zu. Er überflog die Seiten. Schweine und Hühner. Hunde und Rinder. Emmer und Einkorn. Doch es war der Schlussabschnitt, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Das große Rätsel im Zusammenhang mit der Entstehung der Landwirtschaft ist nicht das Wie, sondern das Warum. Es gibt hinreichend Beweise dafür, dass der Übergang zur frühen Landwirtschaft für die ersten Bauern mit enormen Entbehrungen verbunden war, vor allem wenn man ihre Lebensumstände mit dem relativ freien und bequemen Leben der Jäger und Sammler vergleicht. Skelettfunde zeigen, dass diese ersten Bauern stärker von Krankheiten heimgesucht wurden als ihre jagenden Vorfahren und ein kürzeres und arbeitsreicheres Leben hatten. Dementsprechend haben auch domestizierte Tiere in der Anfangsphase der Landwirtschaft eine schwächlichere Konstitution als ihre wilden Vorfahren …«
    Rob dachte an den kleinen Weizenhalm, dann las er weiter. »Des Weiteren bestätigen zeitgenössische Anthropologen, dass Jäger und Sammler ein relativ beschauliches Leben führten und nicht länger als zwei bis drei Stunden täglich arbeiteten. Bauern dagegen mussten, vor allem im Frühling und im Sommer, das gesamte Tageslicht für die Arbeit nutzen. Die primitive Landwirtschaft war größtenteils extrem mühsam und eintönig.« Der Eintrag schloss mit der Feststellung: »So einschneidend ist die Veränderung der Lebensbedingungen, dass manche Denker im Aufkommen der Landwirtschaft eine Art tragischen Niedergang von der paradiesischen Freiheit des Jägers zur tagtäglichen Mühsal des Bauern sehen. Solche Spekulationen sprengen eindeutig den Rahmen dieses Artikels sowie unserer bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse, dessen ungeachtet…«
    Rob klappte das Buch zu. Er konnte die Luft durch die Vorhänge streichen hören. Der kühle, klagende Wüstenwind frischte merklich auf. Rob stellte das Buch an seinen Platz im Regal zurück und schloss die Augen. Er spürte die Müdigkeit. Er wollte sich nur noch schlafen legen und sich von diesem wundervollen Wind, von seinem sanften und zärtlichen Hauch, einlullen lassen.
    »Robert!« Christine studierte aufmerksam die letzte Seite des Notizbuchs.
    »Was ist?«
    »Diese Zahlen. Du bist doch Journalist. Was hältst du davon?«
    Rob setzte sich neben sie und blickte auf die letzten beiden Seiten des Notizbuchs. Da war sie wieder, die »Landkarte«. Eine wellige Linie, die sich in vier Linien verzweigte, bei denen es sich möglicherweise um Flüsse handelte. Die gezackten Linien schienen Berge zu sein. Oder das Meer? Eher Berge. Und dann ein primitives Baumsymbol - stand es vielleicht für einen Wald? Das daneben, das war ein Tier. Ein Pferd oder ein Schwein. Breitner war eindeutig kein Rembrandt gewesen. Rob beugte sich tiefer über das Buch. Die Zahlen waren eigenartig. Auf einer Seite befand sich eine simple Auflistung. Aber viele dieser Zahlen standen auch auf der Seite mit der Karte. Oberhalb der Karte hatte er eine Kompassrose gezeichnet und den nach Osten zeigenden Pfeil mit der Zahl 28 beschriftet. Neben einer der gezackten Linien stand 211. Und neben dem Baum 29. Und es gab noch mehr Zahlen: 61, 62 - und einige wesentlich höhere: 1011, 1132. Schließlich eine letzte, unter der der Name Orra Keller stand. Danach kamen keine Zahlen mehr. Auch sonst nichts. Die Aufzeichnungen endeten abrupt - in der Mitte der Seite.
    Was bedeutete das? Rob begann, die Zahlen zu addieren. Aber er hörte bald wieder damit

Weitere Kostenlose Bücher