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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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aber auch etwas sehr Bedrohliches. Sein Hemd war einfach zu sauber; die Krawatte zu britisch, die Eloquenz zu bemüht und glatt. Doch er war unzweifelhaft sehr clever. Rob fragte sich, ob Kiribali schon vor der Lösung des Falls stand: des Mordes an Breitner.
    Das Lokum war köstlich. Kiribali war mit seinem Geschichtsunterricht noch nicht fertig: »Sie kennen doch sicher die Narnia- Bücher.«
    Christine nickte, und Kiribali fuhr fort:
    »Sicherlich der berühmteste literarische Verweis auf Lokum. Wenn die Weiße Hexe ihren Besuchern Süßigkeiten anbietet…«
    »In Der König von Narnial«
    »Richtig!« Kiribali lachte glucksend, dann nippte er andächtig an seinem Glas Tee. »Ich habe mich schon oft gefragt, warum es gerade in England so hervorragende Kinderbuchautoren gibt. Dieses Inselvolk scheint dafür eine besondere Gabe zu besitzen.«
    »Meinen Sie, im Vergleich mit den Amerikanern?«
    »Im Vergleich mit allen, Mister Luttrell. Überlegen Sie doch mal. Die berühmtesten Kindergeschichten. Lewis Carroll, Beatrix Potter, Roald Dahl. Tolkien. Sogar der abscheuliche Harry Potter. Alles Engländer.«
    Ein willkommener Lufthauch stahl sich über die Rosensträucher von Gölbasi. Mit dem Brustton der Überzeugung fuhr Kiribali fort: »Ich glaube, das liegt daran, dass die Engländer keine Angst davor haben, Kindern Angst einzujagen. Und Kinder lassen sich gern Angst machen. Einige der besten Kindergeschichten sind äußerst makaber, finden Sie nicht auch? Ein verrückter Hutmacher, mit Quecksilber vergiftet. Ein vollkommen zurückgezogen lebender Chocolatier, der Miniaturneger für sich arbeiten lässt.«
    Rob hob die Hand. »Inspektor Kiribali…«
    »Ja?«
    »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie mit uns sprechen wollten?«
    Kiribali betupfte sich mit einer unbenutzten Ecke seiner Serviette die femininen Lippen. »Ich möchte, dass Sie abreisen. Sie beide. Sofort.«
    »Und warum?«, fragte Christine trotzig.
    »Zu Ihrem eigenen Besten. Sie geraten hier in etwas hinein, wovon Sie nichts verstehen. Das ist…« Kiribali deutete auf die Felsen hinter ihnen, eine Handbewegung, die die Zitadelle, die zwei korinthischen Säulen darauf und die dunklen Höhlen darunter umfasste. »Dieser Ort hier ist so ungeheuer alt und voller Geheimnisse. Dunkle Ängste, die Sie nicht verstehen können. Je tiefer Sie da hineingeraten, umso gefährlicher wird es für Sie.«
    Christine schüttelte den Kopf. »Ich lasse mich nicht wegschicken.«
    Kiribali sah sie grimmig an. »Sie sind ausgesprochen uneinsichtig. Sie sind an ein Leben mit… Starbucks und … Laptops und … Schlafsofas gewöhnt. An ein Leben voller Bequemlichkeiten. Das hier ist noch der alte Orient - den Sie nie verstehen werden.«
    »Aber haben Sie nicht selbst gesagt, dass Sie uns wahrscheinlich noch einmal vernehmen müssen …?«
    »Sie sind keine Verdächtigen! Ich brauche Sie nicht mehr.«
    Christine gab nicht klein bei. »Bedaure, Herr Inspektor, aber ich lasse mir keine Vorschriften machen. Weder von Ihnen noch von sonst jemandem.«
    Kiribali wandte sich Rob zu. »Dann muss ich an Ihre männliche Vernunft appellieren. Wir wissen, wie Frauen sind …«
    Christine setzte sich kerzengerade auf. »Ich will wissen, was im Depot ist. Im Museum!«, platzte sie heraus.
    Dieser Ausbruch ließ den türkischen Inspektor verstummen. Über seine Züge legte sich ein ungewohnt verdutzter Ausdruck. Dann verfinsterte sich seine Miene. Er blickte sich um, als erwartete er, dass ein Freund zu ihnen an den Tisch käme. Doch die Terrasse des Teehauses war leer. Nur zwei dicke Männer in Anzügen rauchten in einer schattigen Ecke Schischa. Sie sahen gelangweilt zu Rob herüber und lächelten.
    Kiribali stand auf. Unvermittelt. Er nahm ein paar türkische Lira aus einer schönen Ledergeldbörse und legte das Geld sehr behutsam auf das Tischtuch. »Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Sie wurden beobachtet, wie Sie in das Grabungsgelände eingebrochen sind. Vergangene Woche.«
    Rob durchfuhr ein ahnungsvoller Schauder. Mit diesem Wissen konnte Kiribali ihnen eine Menge Ärger machen.
    Der Inspektor fuhr fort: »Ich habe meine Freunde in den kurdischen Dörfern.«
    Christine versuchte, sich zu rechtfertigen. »Wir haben nur etwas gesucht, was …«
    »Sie haben nur den Teufel gesucht. Gerade Sie als Jüdin sollten es besser wissen.«
    Die letzten beiden Wörter sprach Kiribali so zischend aus, dass sich Rob unwillkürlich an eine Schlange erinnert fühlte.
    »Meine

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