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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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auf mündlichen Überlieferungen basiert und durchaus einen realen Hintergrund hat.«
    »Also gewissermaßen eine mythologische Darstellung realer Vorgänge?«
    »Nach Meinung einiger Experten, ja. Wenn du es so sehen willst, beschreibt die Geschichte vom Paradies unsere Jäger-und-Sammler-Vergangenheit, in der wir noch Zeit und Muße hatten, nach Lust und Laune durch die Wälder zu streifen, Früchte zu pflücken und wilde Gräser zu sammeln … wie Adam und Eva, nackt im Paradies. Und dann fingen wir mit der Landwirtschaft an, und das Leben wurde schwerer. Und so wurden wir aus dem Paradies vertrieben.«
    Rob beobachtete, wie zwei händchenhaltende Männer über die Brücke gingen, die über einen kleinen Wasserlauf zum Teehaus führte. »Aber warum haben wir überhaupt mit der Landwirtschaft begonnen?«
    Christine zuckte mit den Achseln. »Das kann kein Mensch sagen. Es ist eins der großen Rätsel. Aber angefangen hat es mit Sicherheit hier. In diesem Winkel Anatoliens. Die allerersten Schweine wurden in Cayönü domestiziert; das ist nur hundert Kilometer von hier entfernt. Rinder wurden in Catalhöyük, westlich von hier, domestiziert.«
    »Und wie passt nun Göbekli in dieses Bild?«
    »Das ist schwer zu beantworten. Es ist ein Wunder, dass Jäger dazu in der Lage waren, eine solche Stätte zu schaffen. Zugleich zeigt es, dass das Leben vor dem Aufkommen der Landwirtschaft sehr beschaulich gewesen sein muss. Diese frühen Menschen, diese Wildbeuter, hatten die erforderliche Zeit und Muße, um erstaunliche künstlerische Fertigkeiten zu entwickeln, Stein zu bearbeiten und kunstvolle Reliefs herzustellen. Das war ein gewaltiger Sprung nach vorn. Andererseits wussten die damaligen Menschen noch nicht, wie man Keramikgefäße herstellt.« Christines silbernes Kruzifix funkelte in der Sonne. »Es ist wirklich höchst eigenartig. Und natürlich entfaltete sich auch die Sexualität. In Göbekli gibt es viele erotische Darstellungen. Tiere und Männer mit überproportional großen Phalli. Reliefs von nackten Frauen mit weit gespreizten Beinen …«
    »Vielleicht haben sie die Frucht vom Baum der Erkenntnis gekostet«, bemerkte Rob.
    Christine lächelte mild. »Vielleicht.«
    Sie schwiegen eine Weile. Als ein dunkelhäutiger Polizist mit laut rauschendem Sprechfunkgerät vorbeiging, drehte sich Christine nervös zur Seite. Rob fragte sich, warum sie beide so paranoid waren. Sie hatten nichts Unrechtes getan. Aber Inspektor Kiribali war sehr feindselig gewesen. Und dann diese Männer, die zu Christines Wohnung hochgestarrt hatten. Was hatte das alles zu bedeuten? Er versuchte, nicht mehr daran zu denken. Es gab noch so vieles zu klären. »Was ist mit der Geographie?«
    »Ja.« Christine nickte. »Die Topographie. Auch das ist ein wichtiger Punkt.«
    »In der Umgebung von Göbekli gibt es keine vier Flüsse.«
    »Nein. Nur einen. Aber es ist der Euphrat.«
    Rob erinnerte sich, was er im Internetcafé gelesen hatte. »Die Wissenschaft nimmt seit jeher an, dass der Garten Eden, wenn es ihn tatsächlich gegeben hat, irgendwo zwischen Euphrat und Tigris gelegen haben muss. Der Fruchtbare Halbmond. Die Wiege der Zivilisation. Und vom Euphrat heißt es in der Genesis, dass er im Garten Eden entspringt.«
    »So ist es. Und außerdem sind Berge auf der Karte eingezeichnet.«
    »Das Taurusgebirge.«
    »Wo der Euphrat entspringt, jenseits von Eden.« Christine nickte mit Nachdruck. »Mehreren Legenden zufolge ist der Garten Eden im Osten von Bergen umschlossen. Im Osten von Göbekli ist das Taurusgebirge.«
    Christine holte ihr Notizbuch heraus und las einige ihrer Aufzeichnungen vor. »Da, es gibt noch mehr. In alten assyrischen Texten findet ein Beth Eden Erwähnung, ein sogenanntes Haus Eden.«
    »Und das ist?«
    »Es ist - oder genauer: war - ein kleiner aramäischer Staat. An einer Euphratbiegung gelegen, unmittelbar südlich von Karkemisch. Das wiederum achtzig Kilometer von Sanliurfa entfernt ist.«
    Rob nickte beeindruckt. Christines Recherchen waren ergiebiger gewesen als seine. »Hast du sonst noch etwas gefunden?«
    »Die Geschichte von Adam und Eva in Haran kennen wir. Aber der Garten Eden findet nicht nur in der Genesis Erwähnung, sondern auch im Buch der Könige.« Sie blätterte eine Seite weiter und zitierte die Bibelstelle: »>Haben auch die Götter der Heiden die Lande errettet, welche meine Väter verderbt haben, als Gosan, Haran, Rezeph und die Kinder Edens zu Thelassar?<«
    »Schon wieder Haran?«
    »Ja.

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