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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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blitzblank putzen.«
    Widerstrebend drehte sich Whispr um. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Schreiter ihr nur kurz angesprochenes Arrangement vergessen würde, aber es konnte ja nicht schaden, den Versuch zu wagen, ohne etwas zu kaufen abzuhauen. Doch je länger er darüber nachdachte …
    »Ohne Geschmack«, informierte er den Schreiber. »Normale Dauer und Größe reicht aus, aber leer.«
    Die Augen des Schreiters funkelten. »Ach ja? Willst du dir deinen eigenen Neurostick mixen?«
    »Warum nicht?« Nun, da das Geschäft zwischen ihnen so gut wie abgeschlossen war, konnte sich Whispr auch ein wenig entspannen.
    Molpi der Schreiter beugte sich ermutigend zu seinem Kunden herüber. »Möchtest du einem Kumpel nicht mehr darüber erzählen? Natürlich rein aus beruflichem Interesse?«
    »Tut mir leid«, erwiderte Whispr, »aber ich kann dir nur sagen, dass meine Absichten sauber sind und nur einem Zweck dienen.«
    Daraufhin entfernte sich der Schreiter ein wenig vom Geländer und sah enttäuscht aus. »Jeder, wie er mag. Ich bevorzuge ein wenig Rühren und Schütteln vor dem Genießen.«
    Whispr sah ihn vielsagend an. »Das musst du ja eigentlich auch. Ist ja dein Geschäft.«
    ***
    »Bist du sicher, dass du weißt, wo du hinfährst?«
    Whispr, der auf dem Fahrersitz des kleinen elektrischen Bootes saß, die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte und die Beine über die Seite baumeln ließ, lächelte sie träge an. »Natürlich nicht – aber das Boot schon.«
    Ingrid genoss die Brise, die sie zumindest vorübergehend kühlte, wenn auch nicht trocknete, und versuchte, sich zu entspannen und den Anblick des Sumpfes und Regenwaldes um sie herum in sich aufzunehmen. »Was ist, wenn deine Kontaktperson dir nur Unsinn verkauft hat und wir gerade sinnlos durch staatlich geschützten Morast fahren?«
    Whispr hatte nicht vor, sich mit ihr zu streiten. Seastrom war zwar klug, neigte aber dazu, jedes kleinste Detail anzuzweifeln, und zwar so lange, bis sie den Beweis vor sich hatte.
    »Ich bin schon eine Weile in dem Geschäft, Doc. Du kannst gut Krankheiten diagnostizieren, ich bin gut darin, Heuchler zu erkennen. Unsere Quelle ist gut.« Er schloss die Augen und überließ es dem Boot, anhand der eingegebenen Informationen ihr Ziel anzusteuern. »Außerdem werden wir auf diesem Kurs merken, wenn wir uns verfahren, spätestens wenn wir den Golf erreicht haben.«
    Sie war nicht wirklich beruhigt. »Wir fahren im Kreis herum.«
    »Natürlich tun wir das«, bestätigte er ihre Erkenntnis. »Der Weg zu Leuten, die ihre Privatsphäre schätzen, führt immerim Kreis herum. Man fängt an der Außenseite eines Netzes an und geht entlang der Kreise weiter nach innen, bis man die Spinne schließlich gefunden hat.«
    Diese Analogie bewirkte nicht, dass sie sich besser fühlte, aber es war anscheinend die einzige, die sie bekommen sollte.
    Wenn man den direkten Weg nahm, wohnte die Frau, die der Schreiter Tomuk Ginnyy genannt hatte, gar nicht so weit von Macmock entfernt. Doch da sie die gewundene Route nahmen, deren Koordinaten Whispr erhalten hatte, würden sie einige Stunden unterwegs sein. Daher war Ingrids Erleichterung darüber, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, auch beinahe größer als die Unsicherheit, die sie spürte, und die Taubheit in ihren Pobacken.
    Eine Handvoll kleiner Häuser nahm jeden Zentimeter des bebaubaren Landes auf der Insel ein. Der Rest war überwuchert von gewaltigen Lianen, Reben und Gewächsen aus dem Regenwald, an deren Stämmen spanisches Moos wuchs. Einheimische Zypressen und Pinien standen Seite an Seite mit Ceibos, Mahagoni- und Drachenblutbäumen, deren Ahnen aus Südamerika in den Norden gekommen waren. Eine kleine Tamarinenfamilie saß in den Baumkronen, und der lange fellbewachsene Arm einer Kreatur, die Ingrid nicht richtig erkannte, überbrückte die Lücke zwischen zwei Ästen. Das Dreizehenfaultier schien es nicht eilig zu haben und ignorierte die unter ihm landenden Primaten völlig.
    Wie die Speichen eines Rades ankerten kleine Schiffe rings um die runde Insel. Anders als in Macamock gab es hier keine Straßen oder Gehwege. Dafür war die Insel auch gar nicht groß oder wichtig genug.
    Als sie das erste Gebäude passierten, das aus Polypaneelen und Dichtungsmittel zusammengebaut worden war, trafen sie eine Gestalt, die wie ein Mensch in einem Bärenanzugaussah. Oder ein Bär in einem Menschenanzug. Es war auf jeden Fall ein beunruhigender und etwas beängstigender

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