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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Aber diskret. Ich werde einen sicheren Kanal für uns einrichten. Ich bin fasziniert, aber auch eine alte Dame, die keinen Ärger will.«
    »Und drittens?«, wollte Ingrid von ihrer Gastgeberin wissen.
    Tomuk Ginnyy schien einen Teil ihrer prahlerischen Selbstzufriedenheit zu verlieren. »Sie checken mich durch, Doc.« Erneut hielt sie einen ihrer übergroßen Füße hoch. »Ich habe mein eigenes unzulängliches schlampiges Meld. Gut, ich bin kein Kind mehr, aber ich war mal eins. Und nach allem, was ich jetzt weiß, könnte ich auch mit einem dieser winzigen kleinen kryptischen Dinger im Kopf herumlaufen.«
    »Nach den Informationen, die Sie zusammengetragen und uns gezeigt haben, sind Sie ein bisschen zu alt, um in das erkennbare demografische Profil zu passen«, rief ihr Ingrid ins Gedächtnis.
    »Das interessiert mich höchst peripher – ich will, dass Sie mich untersuchen.«
    Ingrid unterdrückte ein Grinsen und machte sich an die Arbeit, so gut und effizient sie diese ohne entsprechendemedizinische Utensilien durchführen konnte. Auch wenn Whispr sie dabei nicht unterstützen konnte, so drückte er zumindest seine Besorgnis aus. Währenddessen gelang es ihm außerdem, den aktivierten leeren Zoestreifen, den er dem Sumpfschreiter abgekauft hatte, direkt unter dem Saum ihrer Shorts über die nackte Haut am rechten Bein der Ärztin zu streifen. Ingrid Seastrom spürte zwar eine Berührung, schrieb diese jedoch einem Käfer zu und ignorierte sie, während sie die Untersuchung ihrer Gastgeberin fortsetzte.

14
    Das Hausboot machte nicht viel her. Unter dem Gewirr aus tropischen Blumen und smaragdgrünen Büschen auf dem Dach des einstöckigen Schiffes mit flachem Boden konnten sich hochempfindliche Antennen verbergen, möglicherweise waren sie aber auch wirklich nur dekorativer Natur. Die Ranken und Reben, die an den Seiten herunterwuchsen und ins lauwarme Wasser hineinreichten, konnten Teile eines größeren Empfangs- und Sendeapparats sein oder auch nur genutzt werden, um das Boot an abgelegenen Piers oder Werften zu vertäuen. Nichts an dem großen, aber vernachlässigt aussehenden Schiff ließ vermuten, dass es sich hierbei um den Wohn- und Geschäftssitz des Individuums handelte, das nach Tomuk Ginnyys Meinung besser als jede andere legitimierte oder nicht legitimierte Person im Feuchtgebiet qualifiziert war, das Geheimnis der verschwindenden zerebralen Implantate der Jugendlichen zu lösen.
    Während Whispr ihr gemietetes Boot zur Steuerbordseite des nicht verankerten, heruntergekommenen Schiffes lenkte, dachte Ingrid, dass das Äußere ihres langsam dahintreibenden Ziels auf einen Besitzer oder Bewohner schließen ließ, der im Privat-, hoffentlich jedoch nicht im Berufsleben, ziemlich schlampig und nachlässig war. Das Erscheinungsbild entsprach jedenfalls dem zweifellos erfundenen Nachnamen Wizwang.
    Ingrid sagte sich jedoch, dass Ginnyy ihr Geld wohl kaum genommen hätte, um ihnen eine Verabredung mit einem unwissenden Fallensteller oder Fischer zu verschaffen. Da sie keine Zeit gehabt hatten, andere Quellen hinsichtlich der vermeintlichen Fähigkeiten des Scanners zu befragen, mit dem sie sich gleich treffen würden, mussten sie sich selbst ein Urteil bilden. Whispr und sie konnten nur hoffen, dass sich die Bewohner des Feuchtgebiets keinen Spaß auf Kosten der Besucher machten. Sie war müde und durchgeschwitzt, ihr war heiß, und sie bekam die Bilder des übel zusammengeschlagenen Rudolf Sverdlosk noch immer nicht aus dem Kopf.
    Als der Bug ihres Bootes an dem des größeren Schiffes festgemacht wurde, war von irgendwoher eine hohe Stimme zu hören. »Sind Sie die beiden Reisenden, die Tomuk Ginnyy zu mir schicken wollte? Wenn nicht, dann sollten Sie jetzt lieber verschwinden, bevor ich die Bienen loslasse.«
    Bienen? , dachte Ingrid amüsiert. Hatten sie sich an diesem Morgen inmitten des sumpfigen Feuchtgebiets mit einem bekannten regimekritischen Scanner oder einem Hobbyimker verabredet? Sie verließ nach Whispr das Boot und fand sich auf einem schmalen Deck wieder, das mit Moos und diversen Pilzarten bewachsen war. Was sie zu der Überlegung führte, ob die dichte Pflanzendecke als Dekoration oder als Tarnung gedacht war.
    Vermutlich beides , sagte sie sich und ging nach ihrem schlanken Gefährten durch eine Öffnung in der fensterlosen Bootsseite. Aus der Ferne betrachtet würde das überwucherte Schiff ebenso von der Erdoberfläche als auch von Satelliten aussehen wie eine schwimmende Insel

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