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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und Schmales, das sich im Augenblick in ein kleines
Kreuz verwandelte.
    »Herr«, sagte Don Camillo und
richtete die Augen zum Himmel, »verzeiht, wenn ich Eure Arme mit denen des
Kreuzes biegsam gemacht habe. Aber Ihr seid mein Banner, und ich hatte keine
andere Wahl, um Euch immer auf meinem Herzen zu tragen .«
    »Amen !« brüllte Peppone und steckte seinen Kopf unter die Decke.

Erholung im Feldbett
     
    » I n
illo tempore: missus est Angelus Gabriel a Deo in civitatem Galilaeae, cui nomen Nazareth, ad Virginem desponsatam viro, cui nomen erat Joseph, de domo David, et nomen Virginis Maria. Et ingressus Angelus ad eam dixit: Ave, gratia plena, Dominus tecum... «
    Das Flugzeug, in dem Peppone
mit dem Apotheker zusammen reiste, senkte den Flügel und schoß in die Tiefe,
daß es ihm den Atem raubte, und er fragte sich bestürzt, was die Sache mit dem
Latein damit zu tun hätte. Indem er sich das überlegte, begriff er auch nicht,
weshalb dieser hassenswerte Reaktionär von einem Apotheker sich hier befand,
ihm vis-à-vis, in dem Flugzeug, das ihn nach Rußland brachte. Aber er mußte die
Frage in der Schwebe lassen, weil die seltsame Einlage sich wiederholte:
    »Quae,
cum audisset, turbata est in sermone eius: et
cogitabat qualis esset ista salutatio. Et ait Angelus ei: Ne timeas, Maria, invenisti enim gratia apud Deum...«
    Peppone hob mühsam ein Lid, das
eine halbe Tonne wog; langsam erkannte er ein Mauerstück, das mit einer
verblichenen Tapete bedeckt war, dann ein Plakat, das an einem Nagel baumelte,
der im Mauerstück befestigt war. Er bemerkte, daß auf dem Plakat irgend etwas in kyrillischen Buchstaben gedruckt war.
    » ... et vocabis nomen eius Jesum. Hic erit magnus, et Filius Altissimi vocabitur... «
    Peppone schlug auch das andere
Auge auf, drehte sich plötzlich im Bett und spürte, wie ihm der Atem stockte:
der Genosse Camillo Tarocci hatte das Tischchen, das die Verwaltung der
sowjetischen Staatshotels der Ausstattung der Kammer beigesellt hatte, in einen
Altar verwandelt, und er las die Messe. Gerade in diesem Augenblick las er in
dem roten Büchelchen mit den Maximen Lenins die Verse des heiligen Evangeliums
nach Lukas.
    Peppone sprang zum Bett hinaus,
um das Ohr an die Türe zu kleben. Er hatte eine Sekunde lang das Gefühl, das
einzige, was jetzt zu tun wäre, müßte im Wurf eines Kissens an Don Camillos
Kopf bestehen.
    Dann überlegte er es sich und
fing an, im Zimmer umherzugehen, indem er versuchte, möglichst viel Lärm zu
machen, und er wäre damit fortgefahren, wenn nicht mitten in die Verwirrung
seines Hirnes hinein ein verdammtes Glöcklein geläutet hätte. Er wollte es
nicht hören, doch er mußte ihm Gehör schenken, und als Don Camillo das
bescheidene Becherchen aus Aluminium, das ihm als Kelch diente, emporhob, stand
Peppone still und neigte den Kopf.
    In diesem Augenblick hörte man
auf dem Gang schwere Schritte.
    Aber Peppone rührte sich nicht.
Er biß sich auf die Lippen und sagte zu sich: ›Komme, was Gott will !‹
    Die Schritte hielten vor der
Türe. Jemand klopfte und brummte im schlechtesten Italienisch: »Wecken, Genosse !«
    Peppone antwortete mit einem
Gebrüll, und der draußen entfernte sich, um an der nächsten Türe zu klopfen.
    » Ite, missa est... «, sagte Don Camillo endlich.
    »Basta !« keuchte Peppone, an dem der Schweiß herunterlief.
    »Den Segen behaltet für Euch .«
    »Herr«, lispelte Do n Camillo,
indem er sich vor dem kleinen Kruzifix verbeugte, dem die Wasserflasche als
Sockel diente,
    »entschuldigt ihn. Seine Angst
ist stärker als seine Vernunft !«
    Peppone fuhr ihn an: »Ich
möchte gern wissen, was Ihr empfunden habt, als man an die Türe klopfte .«
    »Hat jemand geklopft ?« Don Camillo staunte. »Ich habe nichts gehört .«
    Peppone bestand nicht weiter
auf einer Diskussion, weil er begriff, daß Don Camillo aufrichtig war. Außerdem
war er müde und hatte ein verrücktes Verlangen, sich wieder ins Bett zu legen,
um zu schlafen. Vielleicht, um seine Reise mit dem hassenswerten Apotheker im
Flugzeug fortzusetzen.
    »Ihr seid ja schon fertig, und
da Ihr jetzt Euer Werkzeug verstaut habt, könnt Ihr abhauen und mich in Frieden
lassen«, rief Peppone unhöflich.
    »Genosse«, antwortete ihm
ernsthaft Don Camillo, »ich sehe, daß du nervös bist. Vielleicht tut dir die
Luft der Sowjetunion nicht gut .«
    »Ihr tut mir nicht gut«,
knurrte Peppone und drängte ihn zur Türe hinaus.
    Und da bemerkte er etwas
Schreckliches: die Türe war nicht

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