Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
Traktor wie die wundervolle Maschine, die von der Sowjetunion der
von dir geschaffenen landwirtschaftlichen Genossenschaft geschenkt worden ist !«
    Peppone hätte Don Camillo gerne
gevierteilt, der ihn durch die Blume an den verfluchten Traktor erinnerte, der
um keinen Preis gehen wollte und das Gelächter der gesamten Provinz
hervorgerufen hatte. Aber was ihn am meisten giftete, war der Umstand, daß er
lächeln und mit Begeisterung von dem famosen Traktor sprechen mußte, als
handelte es sich um einen lieben Bekannten.
    Doch der Mechaniker, der in ihm
döste, ließ seine Stimme hören, und während die andern den Rundgang
fortsetzten, nahm er einen der Techniker, die den Besuchern beigesellt waren,
beim Ärmel, zeigte ihm einen bestimmten Teil der Benzinpumpe und versuchte ihm
mit seinen Fingern zu erklären, daß das Ding aus diesem oder jenem Grunde nicht
funktionieren konnte.
    Der Techniker starrte ihn
interessiert an; dann hob er die Schultern. Zum Glück kam die Genossin Petrowna
dazu, der der Techniker kurz berichtete.
    »Er sagt«, erklärte die
Petrowna dem Peppone, »daß er dich verstanden hat. Man wartet, bis die
Erlaubnis kommt, das Stück zu ändern .«
    Der Techniker sagte kichernd
etwas anderes zu der Genossin; sie runzelte die Stirne und blieb einen
Augenblick in Gedanken verloren. Dann entschloß sie sich und teilte Peppone
halblaut mit, ohne ihm ins Gesicht zu blicken:
    »Er sagt, die Erlaubnis müsse
von einem Jahr zum andern eintreffen .«
    Sie ging eilends fort, aber
bevor sie noch die Gruppe wieder erreichte, stellte sich Scamoggia ihr in den
Weg.
    »Genossin«, sagte er und ließ
die Zähne eines Stars von Hollywood blitzen, »ich habe die letzten Statistiken
über die Produktion der Ersatzteile nicht gehört. Könntest du sie mir durch den
Techniker wiederholen lassen ?«
    Der Techniker, nachdem er
gerufen worden war, brach aus wie ein Vulkan, und die Genossin Petrowna
übersetzte eine solche Menge von Zahlen, daß eine elektronische Rechenmaschine
davon zum Platzen voll werden mußte.
    Scamoggia hörte mit äußerster
Aufmerksamkeit zu, indem er zum Zeichen der Anerkennung seinen Kopf wiegte;
dann drückte er dem Techniker die Hand und dankte der Übersetzerin:
    »Danke, Genossin. Du weißt
nicht, was für ein Vergnügen du mir gemacht hast !«
    »Beschäftigst du dich mit
landwirtschaftlichen Maschinen ?« erkundigte sich naiv
die Frau.
    »Nein! Aber mir gefällt es,
dich reden zu hören .«
    Das war zuviel! Es handelte
sich um einen Frevel, denn dies war ein Tempel der Arbeit, und die Genossin
Petrowna fühlte sich mehr denn je als Funktionärin der Partei. Sie erbleichte,
erstarrte und sagte mit harter, metallener Stimme:
    »Genosse...«
    Aber sie kannte Trastevere
nicht; sie hatte nie Augen wie diese gesehen, und als sie Scamoggias Blick
begegnete, ertrank sie darin wie eine Fliege in der Melasse.
     
    Die Stadt, zu der das
Traktorenwerk gehörte, hatte rund hundertfünfzigtausend Einwohner; es war eine
durchschnittliche russische Stadt, mit wenig Verkehr und höchst seltenen Autos
in den Straßen.
    Das Hotel war mittelmäßig. Das
zweibettige Kämmerchen, das Don Camillo zugewiesen wurde, war beinahe ärmlich.
Er wußte nicht, wer im andern Bette schlafen sollte, aber er brauchte nicht
lange zu warten, bis er es erfuhr, denn während er sich das Gesicht wusch, trat
Peppone ein.
    »Hört, Hochw... Genosse«, sagte
Peppone sogleich, »Ihr müßt davon Abstand nehmen, Rondella zu foppen. Laßt ihn
in Frieden, auch wenn er Euch unsympathisch ist .«
    »Im Gegenteil, er ist mir
sympathisch«, antwortete Don Camillo ruhig. »Aber Tatsache ist, daß ich punkto
Partei unbeugsam bin und keinen scheue. Er ist ein Genosse mit unklaren Ideen.
Er hat bürgerliche Bodenreste im Gehirn, und es ist unsere Pflicht, ihn davon
zu befreien .«
    Peppone schmiß seinen Hut gegen
die Wand.
    »An einem dieser Tage werde ich
Euch erwürgen«, zischte er ihm ins Ohr.
     
    Am Abend versammelten sich alle
in dem ungemütlichen Speisesaal des Hotels. Oben am Tisch saß der Genosse
Oregow; er hatte Peppone zu seiner Rechten und zu seiner Linken die Genossin
Nadia.
    Don Camillo sorgte dafür, daß
er Rondella gegenüber zu sitzen kam; das war der erste Schlag, den Peppone
einkassierte.
    Der zweite kam, als er sah, wie
Don Camillo, als er am Tische saß, geistesabwesend die Hand zur Stirne führte,
um sich zu bekreuzigen.
    »Genossen«, platzte Peppone
heraus, »ich würde viel bezahlen, wenn einer der dreimal

Weitere Kostenlose Bücher