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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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verfluchten Reaktionäre,
die an der Sowjetunion kein gutes Haar lassen, eben mit uns gewesen wäre! Ich
hätte einen Heidenspaß, daß sie zugegen wären, daß sie sähen !«
    »Unnütz, Genosse«, sagte Don
Camillo, der inzwischen mit Streicheln und Säubern sein Unternehmen zu Ende
geführt hatte, »sie würden's nicht glauben. Sie glauben mehr ihrem Haß als
ihren Augen .«
    Die Genossin Petrowna
übersetzte die Worte Don Camillos dem Funktionär des Verkehrsbüros, und der
teilte ihr seinerseits etwas mit, nachdem er mit seinem rasierten Kürbis
ernsthaft gewackelt hatte.
    »Der Genosse Oregow sagt, daß
du sehr gut gesprochen hast«, erklärte Nadia zu Don Camillo gekehrt, der
wohlgefällig eine Verneigung machte, um dem Genossen Oregow zu danken.
    Scamoggia sprang auf, der für
die Rückendeckung Don Camillos bezahlt zu sein schien, und bemerkte:
    »Wir sind um ein Jahrhundert
zurück. Unsere stinkenden Industriellen glauben, wer weiß was geschaffen zu
haben, weil sie irgendeine Mausefalle von Maschine produzieren, eine Ware,
wegen der sie angesichts einer Fabrik wie der von heute aus Scham einen Schlag
bekämen! Und es ist nicht das größte Werk seiner Art, nicht wahr, Genossin
Petrowna ?«
    »Nein !« rief Nadia. »Es gehört zu den kleineren. Es ist zwar nach neuesten Erkenntissen
gebaut, hat aber eine unbedeutende Produktion im Vergleich zu den andern .«
    Don Camillo schien sehr betrübt
zu sein. Er sagte:
    »Für uns Italiener ist es
beschämend festzustellen, daß eines der kleineren Traktorenwerke der Sowjetunion
die Fiat, den größten Betrieb unserer Motorenindustrie, sozusagen lebend
auffrißt .«
    Der Genosse Peratto, ein
Turiner, der bisher noch nie gesprochen hatte, ließ seine Stimme hören:
    »Genossen, bleiben wir
sachlich! Das stimmt vielleicht für die Abteilung Traktoren, aber im Hinblick
auf Automobile aller Art ist die Fiat ein gewaltiges
Unternehmen. Man darf den Arbeitern, die mit ihrer Arbeit die Fiat geschaffen
und mächtig gemacht haben, nicht unrecht tun .«
    »Vor allem darf man der
Wahrheit nicht unrecht tun«, stellte Don Camillo fest. »Die Wahrheit ist
wichtiger als die Fiat. Und wenn wir, Gefangene
unserer nationalen und regionalen Vorurteile, uns in den Kopf setzen, unsere
Impotenz auf sozialem, industriellem und administrativem Gebiet zu verteidigen,
werden wir nie die Lehre begreifen, die die große Sowjetunion der Welt auf
jedem Gebiet erteilt hat. Ein Mann hatte als Verlobte eine Frau, die nur ein
Bein besaß, aber für ihn war sie die schönste der Welt, und er hielt die
zweibeinigen Frauen für fehlerhaft. Wir haben im eigenen Hause eine Frau mit
bloß einem Bein und sie heißt Industrie, während die hiesige Industrie zwei
Beine hat .«
    »Und zwar schöne !« ergänzte Scamoggia.
    Nun funkte der Genosse Rondella
dazwischen:
    »Ich verstehe nicht, wo du hinaus
willst«, sagte er zu Don Camillo.
    »Daß ein Genosse so ehrlich
sein muß, die Wahrheit auch dann anzuerkennen, wenn sie ihn schmerzlich
berührt«, erwiderte Don Camillo. »Und wir sind in die große Sowjetunion
gekommen, nicht um in Gefühlen zu schwelgen, sondern um die Wahrheit zu
erfahren .«
    Der Funktionär folgte der
Diskussion sehr aufmerksam und ließ sich Wort für Wort übersetzen. Peppone
verging vor Angst, aber zum Glück brachte man jetzt das Essen, und da alle
einen verdammten Hunger hatten, löste sich die Spannung.
    Die Kohlsuppe war widerlich,
rutschte jedoch hinunter. Der Hammel war besser und ließ die Suppe vergessen.
Die Sowjetunion hatte sich selbst übertroffen: sogar Wein rückte auf.
    Mit dem Wein kamen auch die
Wolken! Man redete abermals von der Traktorenfabrik, und der Genosse Peratto,
der seine unkluge Bemerkung über die Fiat gutmachen wollte, wies Don Camillo
auf eine bestimmte Einrichtung hin, die er in der Montagekette bemerkt hatte.
    »Gewiß«, gab Don Camillo zu,
»das russische Volk ist vor allem ein geniales Volk. Genial nicht nur, weil es
wesentliche Dinge wie Radio und Raumschiff erfunden hat, sondern genial auch in
kleinen, winzigen Sachen. Schau dir die Waschbecken in unsern Zimmern an: die
beiden Hähne – der eine für warmes Wasser, der andere für kaltes – sind nicht
getrennt, sondern durch eine Mischröhre vereint, was dir erlaubt, nach Belieben
laues Wasser zu erhalten. Das ist eine Kleinigkeit, aber nur hier kannst du sie
finden .«
    Rondella, der Mailänder, war
Spengler und lehnte sich auf:
    »Genosse, schwatzen wir kein
dummes Zeug! Mischbatterien

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