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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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abgeschlossen. Der Kerl, der zum Wecken
gekommen war, hätte sie einfach öffnen können.
     
    Die Genossin Nadia Petrowna
erwartete die Gäste der Sowjetunion im kleinen Saal, wo der Tisch für das
Frühstück hergerichtet worden war. Sobald alle zugegen waren, erklärte sie:
»Wir können Platz nehmen; der Genosse Oregow wird etwas auf sich warten lassen .«
    Die Genossin Petrowna zeigte an
diesem Morgen die abweisendste Miene, die ein staatlicher Funktionär aufsetzen
konnte. Sie sprach mit unpersönlicher Stimme, ohne jemandem ins Gesicht zu
schauen. Sie war undurchdringlich und steif, als ob sie aus Eis bestände.
    Als sie am Tische saß, machte
sie keine einzige Bewegung, die nicht notwendig gewesen wäre. Sie beschränkte
ihr Frühstück auf eine einfache Tasse Tee, den sie mit kleinen Schlucken
schlürfte, als handle es sich um eine Büropflicht.
    Sie machte den Eindruck, von
einem unsichtbaren, doch undurchdringlichen Panzer umhüllt zu sein.
Unglücklicherweise kam aus etwelchen Nähten der Rüstung ein leichtes und
frisches Düftchen, das die ganze Wirkung verdarb. Nadia Petrowna hatte beim
Ankleiden vergessen, daß sie ein Funktionär des Staates war; sie hatte sich mit
ein paar Tropfen des Lavendelwassers bespritzt, das ihr der Genosse Nanni
Scamoggia verehrt hatte.
    Der Genosse Scamoggia war
weitab von der Genossin Nadia placiert worden, doch hatte er eine gute Nase und
bemerkte es.
    Der Genosse Yenka Oregow traf
am Ende des Frühstücks ein.
    Er war sehr beschäftigt. Er
nickte nur auf die Grüße der Gäste hin und zog sich in eine Ecke zurück, um mit
der Genossin Petrowna zu sprechen. Es war ein langes und erregtes Gespräch, in
dessen Verlauf mehrmals ein Blatt mit Stempeln konsultiert wurde, das der
Genosse Oregow in seiner Mappe mitgebracht hatte.
    Schließlich schienen die beiden
sich über das zur Debatte stehende Thema geeinigt zu haben, denn die Genossin
Petrowna wandte sich an Peppone und erklärte:
    »Genosse Yenka Oregow hat vom
zuständigen Verkehrsamt das genaue Programm für jeden Tag, den die geschätzten
italienischen Gäste in der Sowjetunion verbringen werden, bekommen. Heute morgen um neun Uhr werden die italienischen Genossen die
Traktorenfabrik ›Roter Stern‹
    besuchen .«
    Peppone musterte sie erstaunt:
    »Genossin«, entgegnete er,
»wenn ich nicht irre, haben wir die Traktorenfabrik ›Roter Stern‹ schon gestern
nachmittag, gleich nach unserer Ankunft, besucht .«
    Die Genossin Petrowna sprach
mit dem Genossen Oregow.
    »Das Programm, das Genosse
Yenka Oregow heute morgen erhalten hat«, teilte die Genossin Petrowna daraufhin
Peppone mit, indem sie das Blatt vorwies, »setzt ohne die Möglichkeit eines
Irrtums fest, daß die italienischen Genossen, die den gestrigen Nachmittag dem
Ausruhen von der langen Reise gewidmet haben, diesen Morgen dem Besuch der
Traktorenfabrik ›Roter Stern‹ widmen. Das ursprüngliche Programm wird durch das
neue für ungültig erklärt, und darum ist auch der gestrige Besuch als nicht
geschehen zu betrachten .«
    Peppone wußte nichts anderes zu
tun als die Arme zu verwerfen, worauf die Genossin Petrowna sich nochmals an
den Genossen Oregow wandte. Dann berichtete sie über das Ergebnis der
Diskussion:
    »Der Genosse Kommissär vom
Verkehrsamt kann das Programm nicht abändern, weil es den Besuch der Stadt erst
für heute nachmittag vorsieht. Er verlangt jedoch nicht, daß die italienischen
Genossen die Traktorenfabrik zum zweitenmal besuchen; er bittet, diesen
Vormittag als Ruhezeit zu betrachten, die in den Räumen des Hotels zu
verbringen ist .«
    Alle waren müde, denn die Reise
von Rom her war lang, beschwerlich und langweilig gewesen. Sie zeigten sich
sehr befriedigt über die glänzende Lösung.
    »Der Genosse Oregow begibt sich
in die Fabrik ›Roter Stern‹, um den Bericht über unsern Besuch nachzuholen«,
fügte die Genossin Petrowna bei. »Ich bleibe zu eurer Verfügung in diesem
kleinen Saal. Schlaft gut, Genossen !«
    Sie ging, um auf dem zerschlissenen
Diwan des Sälchens Platz zu nehmen. Hier mußte unausweichlich jedermann vorbei,
der ins Hotel trat oder es verließ.
    Sie hatte einen stolzen und
eisigen Gang, jedoch ließ sie eine leichte Spur Lavendelduft hinter sich
zurück.
     
    Don Camillo hatte kaum sein
Kämmerchen betreten, als er die Schuhe auszog und sich auf das noch ungemachte
Bett warf.
    Doch gerade als er am
Einschlummern war, begann Peppone zu gestikulieren und zu brummen. Schließlich
erfuhr Don Camillo, daß

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