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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Peppone, nachdem er sich im Zug rasiert hatte, den
Apparat in der Toilette vergessen hatte.
    »Nimm mein Messer und hör auf,
mich zu belästigen«, schrie ihn Don Camillo an.
    »Ich brauche einen
Rasierapparat«, antwortete Peppone.
    »Leider kann ich mich nicht mit
dem Messer rasieren .«
    »Dann geh hinunter, laß dir ein
paar Lire, die du uns als Senator gestohlen hast, in Rubel umwechseln und kaufe
dir einen Apparat. Das Warenhaus ›Universal‹ liegt dem Hotel gerade gegenüber.
Gib acht, wenn du die Straße überquerst, denn es herrscht ein verfluchter
Autoverkehr !«
    Das einzige Auto, das sie
bisher in der Stadt gesehen hatten, war der Bus gewesen, mit dem sie vom
Flugplatz abgeholt worden waren.
    Peppone ärgerte sich:
    »Die Autos werden noch kommen,
Hochwürden. Wir haben keine Eile. Gegenwärtig genügt es uns, Vehikel
herzustellen, die auf den Mond gelangen. An die Autos denken wir später .«
    »Kauf mir bitte ein Paar
wollene Socken«, bat ihn Don Camillo. »In vierzig Jahren Herrschaft werden sie
wohl wenigstens ein Paar fabriziert haben .«
    Peppone ging, indem er die Türe
hinter sich zuwarf.
    Da es sich um den Chef der
italienischen Gäste handelte, war die Genossin Petrowna sehr freundlich. Der
Genosse Direktor des Fremdenhotels, der von ihr befragt wurde, erklärte sich
bereit, die große Note Peppones in ein Päckchen Rubelscheine umzuwechseln, und
Peppone startete, seiner Sache sicher, auch weil die Genossin Nadia ihre
Freundlichkeit so weit getrieben hatte, ihm auf ein Blättchen zu schreiben: »1
Rasierapparat mit 10 Klingen; 1 Paar wollene Männersocken, Größe 3.«
    Das Warenhaus ›Universal‹ lag
nur wenige Schritte entfernt, und der Handel war im Nu erledigt, insofern die
Genossin Verkäuferin, nachdem sie das Blättchen gelesen hatte, Peppone die
gewünschte Ware in die Hand drückte und ihm schriftlich den Preis mitteilte.
    Als Peppone jedoch wieder in
seiner Kammer war, schien er nicht so befriedigt zu sein, wie er es eigentlich
hätte sein sollen.
    Er warf die Socken zum Bett
hinüber. Don Camillo fing sie im Fluge auf und besah sie wohlgefällig.
    »Schöne Socken«, sagte er,
»Socken wie diese sehen wir bei uns nicht mal im Traum. Auch der Einfall, einen
länger und einen kürzer zu machen, ist ungemein klug. Tatsächlich gibt es
keinen Menschen, der zwei völlig gleiche Füße hätte. Wieviel kosten sie ?«
    »Zehn Rubel«, knurrte Peppone,
der mit dem Rasierapparat manövrierte.
    »Wie hoch haben sie dir den
Rubel gerechnet ?«

    »Weiß ich nicht«, brüllte
Peppone. »Ich weiß nur, daß sie mir für zehntausend Lire siebzig Rubel gaben .«
    »Ungefähr hundertfünfzig Lire
pro Rubel. Wie der Schweizer Franken. Und was kostet der Rasierapparat ?«
    »Neun Rubel.« Don Camillo
machte die Rechnung.
    »Fünf mal neun macht
fünfundvierzig, neun mal eins gibt neun und vier dazu
sind dreizehn. Rund tausenddreihundert Lire der Apparat und tausendfünfhundert
die Socken.«
    Peppone seifte sich wütend ein
und gab keine Antwort.
    »Wieviel kostet bei uns ein
Rasierapparat wie dieser ?« fuhr Don Camillo
hinterhältig fort.
    »Zweihundert Lire«, gab Peppone
ungern zu. »Zweihundert Lire mit zehn Klingen. Ein amerikanischer Apparat, bei
der ›Upim‹ gekauft. Unmöglich. Das muß ein Irrtum sein .«
    »Nein, Genosse, kein Irrtum.
Bei der ›Upim‹ handelt es sich um einen Propagandaverkauf, was hier nicht
vorkommt, weil dank dem Kommunismus Geschäfte und Fabriken dem Staat gehören
und der Staat keine Konkurrenz zu schlagen braucht.
    Ferner sind die Rasierapparate
der ›Upim‹ amerikanischer Herkunft, während dieser da ein sowjetischer
Rasierapparat ist, also etwas viel Besseres. Drittens: während der Rubel
ungefähr einen Wert von vierzig Lire hat, müssen die Fremden gerechterweise
hundertfünfzig bezahlen. Der Kommunismus hat doch nicht vierzig Jahre
gearbeitet, um fremden Touristen das Fressen zu richten. Der Sowjetbürger muß
für deinen Rasierapparat nur dreihundertsechzig Lire bezahlen .«
    Peppone hatte mit dem Rasieren
begonnen. Er setzte ab, seifte sich von neuem ein, wechselte die Klinge und
kratzte sich abermals das Gesicht.
    Don Camillo beobachtete ihn mit
Grausamkeit, und Peppone, der sich beobachtet fühlte, widerstand starrköpfig.
Aber schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er stieß ein häßliches Wort aus
und warf den Genossen-Apparat gegen die Wand.
    »Du bist ein Genosse mit wenig
Vertrauen«, sagte Don Camillo mit ernster Stimme zu ihm.
    Peppone

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