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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Ein
großes Bündel, bedeckt mit Sackleinwand, die von Wasser troff, trat in die
Küche, und als die Sackleinwand gefallen war, sah man eine schöne Frau, die
nicht viel über dreißig schien. »Meine Frau«, erklärte Stephan.
    Die Frau lächelte; dann
erklärte sie rasch etwas in einer fremden Sprache und verschwand über die
Sprossen einer Leiter hinauf in den Estrich.
    »Gott hatte entschieden, daß
ich davonkommen sollte«, fuhr Stephan fort. »Als ich wieder zu mir kam, lag ich
in einer Isba an der Wärme. Ich war einen halben Kilometer von hier weg
gestürzt, zwischen dem Dorf und dem Wald, und ein siebzehnjähriges Mädchen, das
vom Wald, wo es Holz gesammelt hatte, nach Hause ging, hatte unter einem Haufen
Schnee eine klagende Stimme gehört. Es war ein kräftiges Mädchen. Es hatte mich
beim Mantelkragen ergriffen und mich – ohne das
Reisigbündel, das es auf der Schulter trug, loszulassen – wie einen Kartoffelsack zu seiner Isba geschleppt .«
    »Gute Menschen, die russischen
Bauern«, warf Peppone ein.
    »Auch Bagò del Molinetto wurde
auf diese Weis e gerettet .«
    »Jawohl«, gab Stephan zu, »sie
haben einige der Unglücklichen, wie ich es war, gerettet. Doch jenes Mädchen
war keine Russin, sondern Polin. Man hatte sie zusammen mit Vater und Mutter
hierhergebracht, weil man Leute brauchte, die die Erde bebauten. Sie gaben mir
von dem wenigen, das sie hatten, zu essen, und hielten mich zwei Tage lang
verborgen. Ich begriff, daß die Sache nicht ewig dauern konnte, und da ich und
das Mädchen uns verständigen konnten, da wir das Russische radebrechten, bat
ich sie, zum Dorfvorstand zu gehen und ihm zu erklären, ihnen sei vor ein paar
Stunden ein italienischer Soldat zugelaufen. Es tat ihr leid, doch sie ging.
Sie kehrte nach kurzem mit einem Kerl, der mit einer Pistole bewaffnet war, und
zwei andern, die Gewehre trugen, zurück. Ich hob die Hände, und sie gaben mir
ein Zeichen, daß ich herauskommen müsse.
    Die Hütte des polnischen
Mädchens war von allen am weitesten vom Dorfkern entfernt, und ich mußte ein
schönes Stück mit den Läufen im Rücken marschieren. Endlich kamen wir auf dem
Platz an, wo ihr die Silos gesehen habt.
    Ein Lastwagen voller Kornsäcke
stand dort, und ein verdammter Halunke versuchte vergeblich, ihn in Gang zu
bringen. Ich vergaß alles übrige und dachte nur an den
Lastwagen. Ich hielt an und wandte mich zum Chef:
    ›Towarischtsch‹, sagte ich,
›der entlädt die Batterie und wird ihn nicht mehr in Gang bringen! Befiehl ihm
aufzuhören und vorerst die Pumpe zu säubern.‹ Als der Chef mich russisch reden
hörte, blieb sein Mund offen, aber dann sagte er streng:
    ›Was verstehst du davon? ‹ Ich
erwiderte ihm, es wäre mein Handwerk. Der Verdammte fuhr fort, die Batterie zu
morden; sie lag schon in den letzten Zügen. Der Chef stieß mich mit dem
Pistolenlauf vorwärts, und als wir beim Lastwagen angelangt waren, hielt er an
und rief dem Chauffeur zu, aufzuhören und die Pumpe zu prüfen. Im Kabinenfenster
erschien das tölpelhafte Gesicht eines Burschen, der als Soldat gekleidet war.
Er wußte nicht einmal, um welche Pumpe es sich handelte. Es war das erstemal,
daß er einen Diesel lenkte. Ich bat ihn, mir einen
Schraubenzieher zu geben. Nachdem ich ihn hatte, hob ich die Kühlerhaube hoch
und säuberte im Handumdrehen die Einspritzpumpe. Dann drückte ich die
Kühlerhaube nieder und streckte ihm den Schraubenzieher hin. ›Jetzt geht's‹,
sagte ich.
    Nach zwei Sekunden fuhr der
Lastwagen ab.
    Sie brachten mich in eine
Kammer der Sowjetbaracke und schlossen mich darin ein. Ich bat um eine
Zigarette, und sie gaben mir ein paar. Sie kehrten nach zehn Minuten zurück und
führten mich, immer mit den Waffenläufen im Rücken, zu einer Remise, wo
Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen so gut als möglich eingestellt
waren. Der Chef zeigte mir ein Raupenfahrzeug und fragte mich, warum es nicht
ginge.
    Ich ließ mir siedendheißes
Wasser bringen, füllte den Kühler auf und probierte den Anlasser. Ich stieg
sofort ab. ›Eine geschmolzene Lagerschale‹, erklärte ich. ›Man müßte alles
auseinandernehmen, die Lagerschale wieder in Ordnung bringen und montieren. Das
braucht Zeit.‹ Mit der Handvoll jämmerlichen Werkzeugs, das sie mir zur
Verfügung stellten, mußte ich wie ein Verrückter arbeiten, aber achtundvierzig
Stunden später beendigte ich die Montage des letzten Stückes.
    Darauf kam ein Offizier mit
zwei Soldaten, die mit Parabellums bewaffnet

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