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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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offen, von
Mann zu Mann. Während des gestrigen Festes habe ich den Streich, den dir der
Chef gespielt hat, gesehen und habe gehört, daß du eine schreckliche Frau hast.
Nun, wenn deine Frau schrecklich ist, meine Frau ist es zehnmal mehr. Sie hat
mich gezwungen, mich mit den Nylons zu stopfen, weil sie eine Pelzstola will.
Wenn ich ihr die Stola nicht bringe, wird mich nicht einmal Togliatti retten.
Genosse, wenn deine Frau die Fotos von gestern abend sieht, wird sie dir solche
Augen machen. Gut, das ist deine Sache. Aber wenn ich die Stola nicht
mitbringe, bestraft mich meine Frau mit vier solcher Augen, obwohl sie nur zwei
hat. Und ich kann sie nicht einmal vor die Quartiergruppe zitieren, denn sie
ist eine dreckige Faschistin. Und auf ihrer Seite stehen auch die beiden
Töchter, die noch viel verrückter sind .«
    »Auch sie Faschistinnen ?« erkundigte sich Don Camillo.
    »Schlimmer !« brüllte der Genosse Bacciga. »U.D.I.! Aber von jenen Sturmtrupp- ›Udinen‹, die
einem Glatzkopf die Haare sträuben können!«
    »Ich vestehe dich«, sagte Don
Camillo. »Wie kann ich dir helfen ?«
    »Genosse, ich verkehre mit dem
Hafenvolk, denn ich arbeite im Hafen von Genua, und wer da zu tun hat, findet
immer ein paar Dollars im Sack. Ich habe einige mitgenommen, denn Dollars sind
überall nützlich, auch wenn Amerika eine Schande ist. Hab' ich's richtig gesagt ?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt.«
    »Genosse, um ruhig nach Hause
kehren zu können, bin ich bereit, meine Dollars zu opfern. Darf ich das tun,
oder begehe ich dann wieder einen Verstoß ?«
    »Nein! Wenn du in Dollars
bezahlst, dann nicht, denn die Sowjetunion hat Dollars nötig, um ihre Ankäufe
im Ausland zu bezahlen .«
    »Das dachte ich mir«, rief der
Genosse Bacciga aus. »Nun, da wir schon bei der Sache sind: Hast du eine Ahnung
vom Kurs?«
    Don Camillo war völlig auf dem laufenden .
    »Zum offiziellen Kurs geben sie
dir für einen Dollar vier Rubel. Zum Touristenkurs bekommst du für einen Dollar
zehn.
    Die reaktionäre Presse
behauptet, daß auch ein schwarzer Dollarmarkt existiert, und daß sie dort für
einen Dollar sogar zwanzig Rubel zahlen. Aber du wirst wohl verstehen, daß es
sich da um die gewohnte schmutzige antisowjetische Propaganda handelt .«
    »Natürlich«, stimmte der
Genosse Bacciga zu. »Dann kann ich also, wenn wir in Moskau sind, ruhig handeln ?«
    »Du bist in deinem vollen
Recht, Genosse .«
    Der Genosse Bacciga ging
befriedigt hinaus, aber Don Camillo gelang es nicht, wie er gewollt hätte, sein
Notizbuch herauszunehmen, um die letzten Ereignisse zu vermerken, da sogleich
der Genosse Salvatore Capece erschien.
    Die kalten Umschläge hatten
ihre Wirkung gezeitigt, und der Kreis um sein linkes Auge wies nur noch ein sehr
abschattiertes Blau auf.
    »Genosse«, sagte er, indem er
sich Don Camillo gegenüber niederließ, »der Wodka ist etwas, das man wie Grappa
hinter die Binde gießen kann; hingegen ist es Wodka. Dann geschieht, was
geschieht! Aber wenn es geschehen ist, ist es geschehen. Habe ich es klar
gesagt ?«
    Don Camillo bejahte.
    »Genosse«, fuhr der andere
fort, »der Chef hat mir gesagt, daß wir später abrechnen werden. Ich habe einen
Schlag aufs Auge gekriegt, und hinten am Kopf habe ich eine Beule, groß wie
eine Nuß. Warum wollt ihr mich noch ins Unglück bringen? Meine Frau ist in der
Partei und besucht die Zelle. Wenn man in der Zelle von dieser Dummheit
spricht, bekommt sie es sicher zu wissen. Sie ist jung und eifersüchtig... Du
wirst mich begreifen, Genosse, denn laut Chef versteht auch deine Frau keinen
Spaß .«
    »Geh ruhig, Genosse«,
beschwichtigte ihn Don Camillo, »ich werde alles mit dem Chef in Ordnung
bringen .«
    Der andere sprang auf die Füße,
und sein Gesicht hellte sich auf.
    »Salvatore Capece !« rief er aus, packte Don Camillos Hand und schüttelte sie.
»Wenn du zufällig nach Neapel kommst, so frage nach Salvatore Capece. Mich
kennen alle .«
    Die Dinge hatten sich so rasch
entwickelt, daß Don Camillo unbedingt ein paar Notizen hinwerfen mußte, um sich
an jede Einzelheit zu erinnern, aber das Schicksal wollte es, daß es ihm nicht
gelang, das gesegnete Notizbuch aus der Tasche zu ziehen.
    Tatsächlich: Kaum war der
Genosse Salvatore Capece draußen, trat der Genosse Peratto ein.
    Da er ein echter Piemontese
war, kam er ohne Umschweife zum »Also«:
    »Genosse«, rief er aus, kaum
daß er Don Camillo gegenüber Platz genommen hatte, »gestern abend hat man ein
bißchen Spaß

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