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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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listig ein.
    Peppone nahm die Feder,
kritzelte seinen Namen unter denjenigen Don Camillos und gab die Karte zurück.
    »Ich tue es«, erklärte er,
»weil Euer Bischof, obwohl ein Priester, ein sympathischer Mann ist. Aus keinem
andern Grunde.«
    Don Camillo stand auf, ging zu
dem Briefkasten, der an einem Pfeiler der Halle befestigt war, und warf die
Karte hinein.
    Als er an seinem Platz zurückkam,
war die ganze Mannschaft komplett da.
    »Auf euren Wunsch hin«,
erklärte die Genossin Nadia,
    »werden wir jetzt Lenins
Mausoleum besuchen .«
    Don Camillo setzte sich mit den
andern in Bewegung, gelangte aber nicht einmal zum Hotel hinaus, denn er strauchelte
und vertrat sich den Fuß.
    Er versuchte, trotzdem der
Mannschaft zu folgen, aber wenn Peppone ihn nicht aufgefangen hätte, wäre er
der Länge nach hingefallen.
    »Bleibt und laßt den Hotelarzt
rufen«, sagte die Genossin Nadia. »Es wird sich wohl nur um eine leichte
Verstauchung handeln .«
    Don Camillo war so
niedergeschlagen und zeigte seinen Kummer so deutlich, daß der Genosse Oregow
sich genötigt fühlte, ihm mittels der Übersetzerin lang und liebreich
zuzusprechen, um ihn zu trösten.
    »Du wirst Gelegenheit haben,
das Mausoleum zu besuchen, wenn du zu uns zurückkehren wirst«, ließ er ihm zum
Schlusse sagen.
    Darauf beruhigte sich Don
Camillo und hinkte zu seinem Polstersessel zurück.
    Dort massierte er sich leicht
den Knöchel, und da er nur getan hatte, als ob er strauchle, fühlte er sich
sofort besser. Er zog das berühmte Büchlein mit den Maximen Lenins aus der
Tasche und vertiefte sich in die Lektüre.
     
    Don Camillo vergaß für ein
Weilchen, daß er der Genosse Tarocci war, weil er so eine
gute halbe Stunde in Gedanken versunken verbrachte. Ausgerechnet in
diesem Augenblick rief ihn eine leise Stimme an:
    »Hochwürden!«
    Wie von einem Schlag getroffen,
fuhr er herum. Er war wie eine Amsel in die Falle gegangen und versuchte nicht
einmal, den Schaden gutzumachen.
    Im Polsterstuhl nebenan, wo
vorher Peppone gesessen hatte, hatte ein magerer brauner Mann von etwa
fünfundvierzig Jahren Platz genommen. Es war ein bekanntes Gesicht, und der
Name kam Don Camillo unwillkürlich auf die Lippen:
    »Athos Comassi!«
    Der Mann hielt die »Prawda« vor
sich ausgebreitet. Er neigte sich zu Don Camillo hinüber und tat, als ob er ihm
einen Artikel der ersten Seite übersetzte und erklärte. Das geschah mit großer
Natürlichkeit, und Don Camillo machte die Komödie mit.
    »Kaum hier eingetreten«, sagte
der Mann, »habe ich Euch erkannt, obwohl Ihr zivil gekleidet seid .«
    »Mich interessiert es, Moskau
zu sehen«, legte Don Camillo dar, »aber ich konnte kaum im Priesterkleid
hierher kommen .«
    »Ach«, stotterte der Mann,
»seid Ihr noch Priester ?«
    »Gewiß! Was sollte ich sonst
sein ?«
    »In letzter Zeit sah man so
viele Leute den Mantel nach dem Winde hängen .«
    »Mein Mantel ist aus einem
Stoff, den man nicht kehren kann.
    Und du, wieso bist du hier ?«
    »Ich bin mit einer Kommission
tschechoslowakischer Genossen auf der Durchreise hier. Ich arbeite in Prag.
Morgen reise ich ab .«
    »Nachdem du mich als Spion des
Vatikans angezeigt hast ?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Don Camillo, Ihr wißt, daß ich
kein Halunke bin !«
    Die Comassi von Castelletto
waren brave Leute und kirchlich gesinnt. Nur der junge Athos hatte sich
verirrt.
    Die Geschichte des jungen
Comassi glich tausend anderen: Am 8. September 1943 war er, nachdem er die
Uniform weggeworfen hatte, heimgekehrt. Er war zweiundzwanzig Jahre alt, und
als der Befehl kam, sich neuerdings zu den Waffen zu melden, versteckte sich
der Bursche. Man wußte nichts mehr von ihm. Er tauchte erst im April 1945
wieder auf, als die Partisanen von den Bergen stiegen, und viele, die unten verblieben
und schlau genug waren, sich den Bart wachsen zu lassen, reihten sich bei ihnen
ein.
    Der junge Comassi kehrte mit
einem großen roten Taschentuch um den Hals ins Dorf zurück, und da er
inzwischen Chef geworden war, übernahm er die Befehlsgewalt über die heimischen
Partisane n, deren Tätigkeit hauptsächlich darin bestand, die Grundbesitzer aus
ihren Höhlen zu treiben und sie zu überreden, zwei oder drei Tausendernoten je
Hektar ihres Grundstückes für die Bewegung zu stiften.
    Dabei setzte es Prügel ab, und
es brauchte nicht viel, so passierten große Schweinereien.
    Inmitten der Ebene von
Castelletto stand – weltverloren – ein alter Palast, der den Grafen Mossoni gehörte. Dort

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