Gentec X 01 - Das Ende der Menschheit
Oldwater zeigt sich jedenfalls nicht mehr in der Öffentlichkeit, seit er seinen Dienst bei der NASA quittierte. Bei Aufsichtsratssitzungen von Gentec International lässt er sich meist vertreten. Seine Traumvilla bei De Kalb, einer Stadt fünfzig Meilen westlich von Chicago, befindet sich auf einem streng abgeschirmten Geländeareal in einem Waldgebiet.
Eine Privatstraße führt vom Interstate Highway 5 dorthin. Es gibt einen Kleinflughafen und einen Hubschrauberlandeplatz dort. Das Anwesen wird streng bewacht. Gentec produziert gentechnisches Material und ist führend auf diesem Gebiet.
Die besten Köpfe der Menschheit arbeiten daran. Eine Revolution hat begonnen, heißt es, die nach dem Atomzeitalter und der Computerära folgt. Genetisch-technisch verändertes Material ist die Zauberformel, bahnbrechend und innovativ.
Geriatrika, Schönheitsmittel, Medikamente aller Art, ein Mittel gegen den Krebs wurde erfunden, das vielen Patienten das Leben rettete – Aids kann geheilt werden. Die Hungersnöte in der Sahel-Zone und anderswo sollen bald der Vergangenheit angehören, lässt die Public-relations-Abteilung von Gentec verlauten.
Genmanipuliertes Saatgut, neue Techniken, das alles bringt uns der Gentec Konzern. Sein Budget ist heute schon so hoch wie der Staatshaushalt der Vereinigten Staaten. Gentec ist weltweit vertreten, ein Multinationaler Konzern. Von Moskau bis Katmandu, von Indien bis Grönland, Gentec ist überall und hat überall seine Filialen.
Eine besonders wichtige Rolle spielten die Genchips, die nach einem geheimen Verfahren erstellt waren und ohne die EDV und Hightech praktisch nicht mehr denkbar waren. Von der NASA bis hin zum PC, überall waren Genchips und -Boards enthalten, Schaltungen und mit Gentec-Produkten versehene Leitsysteme.
Wie sie funktionierten, darüber wusste man nur bei Gentec Bescheid. Natürlich gab es Patente, doch nicht einmal den besonders findigen Japanern war es gelungen, das Geheimnis der Genchips zu entdecken, um sie nachzubauen und kopieren zu können. Irgendeine Legierung oder eine Zutat war drin, die verschlossen in den Tresoren von Gentec ruhte, was die Formel betraf. Jede Analyse war bisher gescheitert.
Die Chips waren die eigentliche Basis des enormen Vermögens des Gentec Konzerns und seine finanzielle Grundlage. Gentec war, hätte man sagen können, dabei, die Welt zu erobern.
Eine schöne neue Welt bringt uns Gentec, sagt die Werbung. Harmonisch, denn auch Psychopharmaka und aggressionshemmende Lehrgänge gehören zum Gentec-Programm. Vielleicht schafft es die Wissenschaft endlich, uralte Menschheitsträume wahr werden zu lassen und eine Welt ohne Krieg, Terror und Krankheit zu kreieren.
Gentec-Präparate sind überall auf dem Vormarsch, auch in der Nahrungsmittelindustrie. Die Genfood-Ketten Genafry und Genameal haben die Hamburger-Ketten zurückgedrängt. Glückliche Menschen auf einem glücklichen Planeten, das ist der Slogan von Gentec, den man von Sidney bis nach Bolivien hört.
Zudem sollen Gencoys zunehmend mehr die Rolle von Haustieren und Robotern übernehmen. Bevor Gentec die Gencoys schuf, hatten wir Industrieroboter und automatische Bandanlagen, computergesteuerte Geräte, Autopiloten in Flugzeugen und dergleichen. Dabei hat es sich um Maschinen gehandelt, seelenlose Apparate aus Metall und Silikon-Chips, Plastik und dergleichen.
Gentec arbeitet mit organischem Material, mit lebendigen Neuzüchtungen. Die Grundlage dafür ist das Genplasma, dessen Zusammensetzung jedoch streng geheim ist. Hiram Oldwater hat dieses Wunder natürlich nicht allein schaffen können.
Bekannter als er und öfter in der Öffentlichkeit hervortretend sind der Russe Wladimir Illjitsch Skaputow, die Japanerin Hiroko Kaguwara und der schwedisch-stämmige Professor und Mehrfach-Doktor Ingvar Gustavsson, der mit seiner wirren weißen Haarmähne und dem Schnauzbart an Albert Einstein erinnert.
Professor Dr. Skaputow stampft wuchtig daher wie ein Walroß und ist ein Wissenschaftsveteran aus der Akademikerstadt und dem Forschungszentrum Akademgorod hinterm Ural. In der Sowjetzeit genoß Akademgorod hohes Ansehen. Dann stand es lange verlassen, bis auf ein paar Hausmeister und Restbewohner, ehe Gentec dort eine Niederlassung errichtete und einzog.
Dr. Kaguwara, eine Biochemikerin, klein und zierlich, kleidet sich in traditionelle japanische Kimonos und fällt durch eine zirpende Stimme und ständiges Lächeln auf. Das sind die Großen Drei, die Gentec ermöglicht haben,
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